'Jenseits von Eden' - Teil 3 Kapitel 27 - 33

  • Nun, ich bin etwas einsam in den vorderen Abschnitte. Macht nichts.
    Ein wirklich guter Roman. Steinbeck lässt dem Leser viel Raum für eigenen Interpretationen. :anbet


    Sehr amüsant war das Kapitel über den Einzug des ersten Autos, immerhin ein Ford, im Hause Trask.
    Ich glaube nicht, dass wir uns das überhaupt vorstellen können. Selbst ein uns fremdes, neues Gerät findet bei uns eine gewisse Grundhaltung und Kenntnis der Technik gegenüber.
    Damals war das nicht so. Ich habe wirklich gestaunt, dass Adam sogar gefahren ist, nachdem er weder die Lektion des Mechanikers (ein Gott im Blaumann :grin) verstanden hat, noch überhaupt ein technisches Grundverständnis besaß.


    Dieser Abschnitt verstärkt in mir den Eindruck, den schon der vorige mit dem Tod Samuel Hamiltons bei mir hinterlassen hat: Es kommt die Zeit der Abschiede!
    Dieser Roman ist eine Familiensaga, und unweigerlich wird auch, wenn die Zeit da ist, gestorben. Das ist der Lauf der Welt. Dessie stirbt, nachdem wir sie endlich intensiv kennenlernen konnten, und sie zieht Tom mit sich, wenn ich es richtig verstanden habe. Tom schreibt "Abschiedsbriefe" an seine Mutter und Will, wobei er letzteren bittet, der Mutter seinen Freitod als Unfall zu verkaufen. Der Roman wird immer mehr ein Roman der starken Bindungen und Gefühle, von denen aber nicht gesprochen wird, bevor es zu spät ist.


    Auch für Adam und Charles ist es zu spät, noch irgendetwas gerade zu rücken. Mir sind Charles Beweggründe, Cathy die Hälfte seines Vermögens zu hinterlassen, nicht vollkommen klar. Hat er sie doch geliebt, irgendwie? Adam jedenfalls reift daran wieder ein Stück, dass er sich mit ihr in Verbindung setzen muss, und er geht aus diesem Gespräch überlegen hervor, während sie überhaupt nicht versteht, was ihn antreibt und eine Gemeinheit vermutet. Sie kann halt nur verstehen, was sie selber tun würde, vielleicht.


    Cal und Aron lernen Abra kennen. Die Unterschiedlichkeit der Brüder könnte nicht größer sein. Leid tun mir beide. Cal will, wie sich die Geschichte wiederholt, die Liebe des Vaters, kann sie aber, egal was er tut, nicht erreichen, denn sein Bruder, der vorsichtige und ängstliche und liebenswerte, ist immer schon vor ihm da. Aron ist in sich gefangen, wäre vielleicht auch gerne wie sein Bruder, wenigstens ein Bisschen, und erquält sich mit Sorgen und Empfindungen herum, die für ein Kind einfach noch zu schwierig zu meistern sind.
    Ich ahne, dass das Buch mir noch sehr tragische Momente bescheren wird.


    Und deshalb lese ich jetzt weiter!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Kapitel 31: Liza als alte Dame mit ihrem Papagei Polly sind ja putzig.
    Polly hat wirklich ein freches Mundwerk, da Tom den Vogel von einem Matrosen gekauft hat! :lache


    Liza tat es wohl wirklich gut, dass sie nicht mehr die Ranche und den riesigen Haushalt versorgen muss. Interessant auch, wie beschrieben wird, wie sie den Tod Samuels verkraftet bzw. wie sie überhaupt zum Tod steht. Ihr Heilsglaube lässt keine Verzweiflung bei ihr zu, Trauer wohl, aber keine, der sie verfällt und der sie sich dreingibt.
    Schön, wenn man dem Tod so entgegen sehen kann!


    Darüber, dass sie das wirklich lose Schnabelwerk des Vogels tolerierte, habe ich mich gewundert. In ihren jungen Jahren schien sie eher eine Mutter zu sein, die ihre Kinder nach einem Fluchen oder Schimpfwort den Mund auswaschen ließ. ;-)

  • Insgesamt hat mir Steinbecks Portrait von seiner Großmutter jetzt doch noch ganz gut gefallen.


    Zitat

    Original von Clare
    Tom schreibt "Abschiedsbriefe" an seine Mutter und Will, wobei er letzteren bittet, der Mutter seinen Freitod als Unfall zu verkaufen.


    Gut, dass Du das schreibst. :licht
    Ich hatte Toms Briefe zuerst nicht ganz verstanden.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Insgesamt hat mir Steinbecks Portrait von seiner Großmutter jetzt doch noch ganz gut gefallen.



    Gut, dass Du das schreibst. :licht
    Ich hatte Toms Briefe zuerst nicht ganz verstanden.


    Eigentlich sehr schlau gedacht. Seiner Mutter schreibt er einen sehr munteren, positiven Brief, in dem er sogar das neu erstandene Pferd erwähnt, ein Rassepferd, welches er noch zähmen will.
    Seinem Bruder fordert er das Versprechen ab, der Mutter zu sagen, er sei von einem Pferd getötet worden.
    Und dann bestückt er seine Smith &Wesson mit Patronen und reitet sozusagen in den Sonnenaufgang.
    Ich finde, dieses Bild passt zum Träumer Tom, dem Einzelgänger - allein in den Sonnenaufgang reiten. :anbet

  • Cal und Aron, man könnte glatt das Gefühl haben, die Geschichte wiederholt sich. Irgendwie ist es wie damals bei Charles und Adam. Während Aron eher der stille und von allen geliebte Junge ist, muss Cal um Anerkennung kämpfen und wird dabei sogar teilweise bösartig. Von wem hat er das, von der Mutter? Oder stecken die Gene des Opas so tief in ihm, das die Bösartigkeit von ihm kommt?
    Mal eine ganz dumme Frage, kommt es nicht ( wenn auch sehr selten ) vor das Zwillinge unterschiedliche Väter haben? Was ist wenn Charles und Adam die Väter sind, d.h. jeder hat einen Sohn? Cal würde gut zu Charles und Aron zu Adam passen.


    Und wie sein Vater Adam, verliebt sich Aron gleich unsterblich in Abra und macht ihr gleich einen Heiratsantrag. :-] Naja, noch sind sie Kinder, wer weiß was daraus wird. Außerdem hat sie den Antrag ja nicht erhalten, da sie den Karton mit dem Kaninchen weggeworfen hat. :rolleyes


    Die Geschichte von Lees Geburt bzw. die Geschichte seiner Eltern ist schon beeindruckend. Eine mutige Frau war seine Mutter.


    Ansonsten ist die Szene mit dem Auto ja einfach nur herrlich. Was bin ich froh, das wir das heute so einfach haben. Zündschlüssel rein, umdrehen und schon springt ( im Normalfall ) das Auto an. Autofahren war früher ja echt eine Wissenschaft. :lache


    Charles ist gestorben und vermacht die Hälfte seines Vermögens an Cathy. Warum macht er das? Will er Adam noch am Ende eins auswischen? Er konnte sie doch schließlich nicht leiden, warum also das Erbe?


    Dessie kehrt zurück auf die Familienfarm zu Tom. Es ist schön, wie Tom aufblüht und sie herzlich empfängt, das zeugt von einem innigen Verhältnis zwischen den Geschwistern. Leider stirbt Dessie und so wie sich das herausliest, nimmt Tom sich das Leben. Beeindruckend welche Vorkehrungen er trifft, nur um seine Mutter nicht zu enttäuschen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Cal und Aron, man könnte glatt das Gefühl haben, die Geschichte wiederholt sich. Irgendwie ist es wie damals bei Charles und Adam. Während Aron eher der stille und von allen geliebte Junge ist, muss Cal um Anerkennung kämpfen und wird dabei sogar teilweise bösartig. Von wem hat er das, von der Mutter? Oder stecken die Gene des Opas so tief in ihm, das die Bösartigkeit von ihm kommt?
    Mal eine ganz dumme Frage, kommt es nicht ( wenn auch sehr selten ) vor das Zwillinge unterschiedliche Väter haben? Was ist wenn Charles und Adam die Väter sind, d.h. jeder hat einen Sohn? Cal würde gut zu Charles und Aron zu Adam passen.


    Also, an Cals "Bösartigkeit", wie du sie nennst, kann ich so nicht glauben. Er ist unstet, vielleicht launisch, unberechenbar...aber bösartig? Ich meine nicht.
    Aussehen und charakterliche Ähnlichkeiten überspringen durchaus schon mal Generationen.
    Dass zweiieige Zwillinge verschiedene Väter haben, ist theoretisch schon möglich, wobei die Kinder dann im eigentlichen Sinne keine Zwillinge sind, sondern Geschwister. Cathy hat in ihrer Hochzeitsnacht mit Charles geschlafen, mit Adam nicht. Wann sie das tat, ist nicht bekannt.
    Irgendwann muss es aber auch dazu gekommen sein, denn Adam hat keine Zweifel, als er erfährt, dass sie schwanger ist.


    Zitat

    Die Geschichte von Lees Geburt bzw. die Geschichte seiner Eltern ist schon beeindruckend. Eine mutige Frau war seine Mutter.


    Eine wirklich schlimme Geschichte.
    Verständlich, dass Lee sie eigentlich erst nicht erzählen wollte.


    Zitat

    Charles ist gestorben und vermacht die Hälfte seines Vermögens an Cathy. Warum macht er das? Will er Adam noch am Ende eins auswischen? Er konnte sie doch schließlich nicht leiden, warum also das Erbe?


    Ich denke, Charles hat Cathy damals als sie in seinem Haus lebte als eine Person erkannt hat, die ihm in gewisser Weise ähnlich ist. Vielleicht hat er sogar so etwas ähnliches empfunden wie Liebe. Oder wollte er Adam dafür betrafen, dass dieser Weg ging und sich nie wieder meldete? :gruebel

  • Vielleicht ist Bösartigkeit für Cal auch der falsche Ausdruck. Aber zumindest zu dem Zeitpunkt im Buch versucht er doch oftmals seinen Bruder zu reizen oder ihn ins Messer laufen zu lassen, wenn ich da z.B. an die Sache mit Abre denke.
    Vielleicht ist es aber auch nur ein Austesten der Grenzen oder Hilflosigkeit, keine Ahnung. :gruebel

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Clare


    Eine wirklich schlimme Geschichte.
    Verständlich, dass Lee sie eigentlich erst nicht erzählen wollte.


    Diese Geschichte vom Schicksal Lees Eltern ist bitter, trägt aber auch Schönheit in sich.
    Vor allen durch Lees Betonung, dass sein Vater diese Geschichte trotz des Todes der Mutter so positiv beendete:

    Zitat

    Kein Kind wurde je liebevoller umsorgt als ich. Das ganze Lager wurde meine Mutter. Es ist schön, auf furchtbare Weise schön.


    Ein kleine Geschichte im großen Buch und enthält doch so viel! :wow

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Diese Geschichte vom Schicksal Lees Eltern ist bitter, trägt aber auch Schönheit in sich.
    Vor allen durch Lees Betonung, dass sein Vater diese Geschichte trotz des Todes der Mutter so positiv beendete:


    Ein kleine Geschichte im großen Buch und enthält doch so viel! :wow


    Die Schilderung von Lees Schicksal war eine meiner Lieblingsstellen im gesamten Buch.
    Lee ist allgemein einfach ein wunderbarer Charakter. Man kann so viel aus seinen Ausführungen herauslesen... Eigentlich sollte man das Buch schon alleine deswegen noch ein zweites Mal lesen, um all das was dort enthalten ist auch richtig wahrzunehmen und zu verstehen...

  • So, nach langem Hin und Her habe ich das Buch auch beenden können und werde noch kurz die fehlenden Abschnitte ergänzen.


    Ich kann Cathy und ihre Beweggründe einfach nicht verstehen. Ich kann ihre Ziele und Absichten nicht verstehen. Ich komme immer ein Stückchen mit ihr mit, aber der letzte oft radikale Schritt ... :gruebel Vielleicht weiß sie selbst nicht so genau, welche Ziele sie eigentlich verfolgt. Offensichtlich aber hat sie ein Problem damit, gewisse Leute nicht durchschauen und manipulieren zu können. Als Adam sich ihr löst, reagiert sie wirr und kopflos. Was hat sie sich noch von ihm erwartet?


    Ausserdem habe ich die ganze Zeit auf einen weiteren Hinweis rund um die Trinkgewohnheiten von Liza gewartet, aber nix da ...

  • Zitat

    Original von Liesbett
    ...
    Ich kann Cathy und ihre Beweggründe einfach nicht verstehen. Ich kann ihre Ziele und Absichten nicht verstehen. Ich komme immer ein Stückchen mit ihr mit, aber der letzte oft radikale Schritt ... :gruebel Vielleicht weiß sie selbst nicht so genau, welche Ziele sie eigentlich verfolgt. Offensichtlich aber hat sie ein Problem damit, gewisse Leute nicht durchschauen und manipulieren zu können. Als Adam sich ihr löst, reagiert sie wirr und kopflos. Was hat sie sich noch von ihm erwartet?


    ...


    Über Cathy als Figur und Steinbecks Absichten, die er beim erschaffen dieser Figur hatte, erfährt man wirklich viel in Steinbecks "Tagebuch eines Romans", das ich gerade lese (WB von Herrn Palomar) und sehr empfehlen kann.
    Er meinte über sie, sie sei ein Unmensch, ein Wort, das man heute nur selten verwendet. Cathy wird überspitzt schlecht dargestellt, aber sie ist eine der Grundsäulen des Romans.

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Stimmt schon, sie ist eine Grundsäule. Und eine rätselhafte Faszination. Für mich.


    Ich finde Cathy auch faszinierend. Ohne sie hätten sich Adam und die ganze Geschichte nicht so entwickeln könne, wie sie es tun. Und so hat Steinbeck sich diese Figur auch gedacht, obwohl er sich nicht sicher war, ob die Leser sie auch so verstehen und empfinden würden, oder ob ihnen vielleicht Die Episoden aus Cathys Kindheit und Jugend, die ja so wichtig sind für das Verständnis der Entwicklung, die ihr Leben und ihr Wesen nimmt.

  • Ich war in diesem Abschnitt auch sehr überrascht, wie sehr mich die Zwillinge in ihrem Verhältnis zu einander an ihren Vater/ihre Väter oder Vater und Onkel erinnert haben.
    Dass die beiden keine Lust auf den 'neuen' Adam haben, kann ich natürlich sehr gut verstehen.....sie kannten es ja so nicht und bei der Art, die Adam an den Tag legt, verstehe ich sehr gut, dass sie es nur als anstrengend empfinden!


    Wirklich genial ist die Beschreibung des 1. Autos. Nicht zu glauben, dass sie den Wagen wirklich alleine fahren können!!!!
    Spaß hatte ich in diesem Abschnitt natürlich auch mit Liz Vogel :grin gerade sie gerät an SO einen :rofl Liz muss ja ständig rot angelaufen sein :rofl


    Die Briefe, die Tom schreibt, sind wirklich sehr gelungen. Positiv seiner Mutter gegenüber und seinem Bruder gegenüber verpflichtend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Will seiner Mutter die Wahrheit erzählen wird.
    Clare schreibt so schön, dass wir in Tom wieder eine Figur gehen sehen, die zu spät spricht. Nicht zu sprechen scheint ja schon immer in seinem Naturell gelegen zu haben, er ist für mich daher eine in sich sehr stimmige Figur!



    Cathy ist und bleibt dagegen ein Rätsel. Sie kann Adam nicht verstehen und vermutet nur böses....Dies überrascht wohl nicht, das sie nur schlechtes zu kennen scheint. Wie sollte sie da etwas positives, nettes, faires oder liebes erkennen können?!?
    Aber warum war es für sie nicht doch angenehmer, mit Adam verheiratet zu bleiben? :gruebel


    Bin weiter sehr gespannt, wie das Buch weiter geht. :wave

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