Marion Feldhausen - Himmelskinder

  • Kurzbeschreibung (amazon/Klappentext)
    Ein fesselnder Psychothriller über die Abgründe der menschlichen Seele – und der Politik


    Ein Mann liegt leblos in einem Hotelzimmer; ein unbekleidetes Mädchen wird in einem Gebüsch gefunden, sie ist halbtot. Akkordeonist und Kriminalpolizist Alvermann und seine Mannschaft kommen auf die Spur einer skrupellosen Menschenschlepperbande, die Mädchen aus Osteuropa nach Deutschland bringt und sie dort prostituiert. Im Laufe ihrer Ermittlungen stößt die Karlsbacher Kripo auf eine gut funktionierende Seilschaft in höchsten Politiker- und Justizkreisen, deren Mitglieder schon vor Jahren Stammgäste in einem Kinderbordell waren …


    Über den Autor (amazon/Klappentext)
    Marion Feldhausen arbeitete nach ihrem Studium der Sozialarbeit mit Obdachlosen, Straffälligen und zuletzt als Psychotherapeutin in einer Suchtklinik. Mit ihren Patienten und Künstlern brachte sie ein viel beachtetes Opernprojekt auf die Bühne.


    Heute ist sie als Dozentin zum Thema Sucht an einer Universität tätig und widmet sich vor allem dem Schreiben. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten auf dem Land bei Köln, ihre drei Kinder haben bereits das Haus verlassen und studieren.


    Kölnische Rundschau/Oberbergische Volkszeitung am 4. Feb. 2012 / Himmelskinder
    ... packende Kriminalgeschichten mit düsterem Hintergrund ... Schonungslos und verstörend klar ... Feldhausen fand einen eigenen Sprachstil ...


    Meine Meinung
    Wer erwartet, mit "Himmelskinder" einen knallharten Krimi mit ebenso knallharten Superermittlern , die am Ende mindestens 100 Magazine verschossen und dutzende Leichen produziert haben, in Händen zu halten, sollte das Buch erst gar nicht aufschlagen. "Himmelskinder" ist anders und viel mehr.


    Es ist eine mehr als gelungene Mischung aus Spannung, bildhafter Situationsbeschreibung und Darstellung der Charaktere der einzelnen Figuren. Allein die Thematik weicht deutlich von den üblichen Krimiklischees Eifersucht, Neid, Habgier, Psychopathie ab. Hier geht es um eines der abscheulichsten Verbrechen überhaupt, um Kinderzwangsprostitution. Ein heikles Thema, welches viel Fingerspitzengefühl erfordert, um dem Leser vor Augen zu führen, wie verabscheuenswürdig solche Handlungen sind, andererseits als Autor nicht in eine Sprache zu verfallen, die ins haltlos Vulgäre abdriftet. Dieser Roman ist von Anfang bis Ende feinfühlig und in immer wechselndem Spannungsbogen erzählt.


    Die Erinnerung an tatsächliche Geschehnisse aus den Jahren 1992/93 ist bei der Lektüre von "Himmelskinder" unvermeidbar und möglicherweise von der Autorin auch gewollt.


    Besonders gelungen ist für mich die Beschreibung der seelischen Konflikte des Protagonisten Alvermann, Kommissar und passionierter Akkordeonspieler und seines Kollegen und Freundes Masur, der vermutlich aufgrund in der Vergangenheit erlittener Traumata immer mal wieder zur Flasche greift. Trotz manchmal harter Worte zwischen den beiden, die sich schon seit frühester Jugend kennen, wird mit sehr viel Feingefühl beschrieben, wie dann auch die nonverbale Kommunikation funktioniert. Auch die Darstellung aller anderen mitwirkenden Personen ist durch klare Sprache, gelegentlich auch etwas augenzwinkernd, aber niemals ins Groteske mündend, durchaus nachvollziehbar gelungen.


    Ein überzeugendes Erstlingswerk, unbedingt lesenswert und zu empfehlen. Chapeau, Frau Feldhausen - bitte mehr davon!
    Dafür gibt es 9/10 Punkten!

  • Am frühen Morgen des 28. Mai findet der Ausreißer Frederik im Gebüsch eines Parks in Karlsbach ein schwer verletztes Mädchen. Vorher hat er beobachtet, wie zwei Männer etwas in dem Gebüsch abgelegt haben und die Neugierde trieb ihn dazu nachzusehen, was es war. Er hat mit allem gerechnet, doch nicht damit. Er läuft zum örtlichen Krankenhaus und fährt mit einem Rettungswagen zurück zum Stettnerpark, dem Fundort des Mädchens. Den Sanitätern ist sofort klar, dass das Mädchen lebensgefährlich verletzt ist und sie bringen es umgehend ins Krankenhaus. Doch noch mehr ist den Männern klar: Sie wurde schwer sexuell missbraucht und nackt zum Sterben in diesem Gebüsch abgelegt.


    Erik Alvermann, leidenschaftlicher Akkordeonspieler und Polizist, wird mit den Ermittlungen beauftragt. Es gelingt ihm, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen und er erfährt, wie es dazu kam, dass er das Mädchen fand. Denn Frederik ist von Zuhause abgehauen, weil er die vielen Schläge seines Stiefvaters einfach nicht mehr ausgehalten hat. Zurück will er auf gar keinen Fall. Seit 17 Jahren ist Alvermann bei der Polizei, doch solch ein Opfer hat er in seinen ganzen Dienstjahren bisher noch nicht gesehen.


    Zusammen mit seinem Kollegen Peter Masur, der seit einem verzwickten Fall in der Vergangenheit ein Alkoholproblem hat, macht er sich an die Ermittlungen, doch das ist gar nicht so einfach. Niemand kennt das Mädchen, es hatte keine Papiere bei sich und es hat sie auch niemand als vermisst gemeldet. Alles was sie wissen ist, dass das Mädchen ca. 14 Jahre alt ist und höchstwahrscheinlich sterben wird, bevor es das Bewusstsein wiedererlangen kann. Auch wenn Alvermann und Masur noch im Trüben fischen, erinnert dieses Mädchen sie doch sehr an einen Fall aus dem Jahr 1999, in dem es um ein Kinderbordell ging ...


    Der 1. Band der Erik-Alvermann-Reihe! Der Plot wurde durchaus abwechslungsreich erarbeitet, jedoch empfand ich die diversen Szenewechsel immer als sehr abrupt. Erst nach und nach ergibt sich ein Bild, wie sich die ganze Geschichte zusammen setzt, aber gerade auf Grund der Häufigkeit dieser Szenewechsel ging hier leider ein Großteil der Spannung flöten. Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet, jedoch konnte mich gerade Protagonist Erik Alvermann nicht wirklich überzeugen. Irgendwie scheint dieser Mensch nicht zu wissen, was er wirklich im Leben will bzw. ist nicht in der Lage, konsequente Entscheidungen zu treffen. Hingegen empfand ich die Figur des Peter Masur als ausgesprochen vielversprechend, nur ist dieser hier leider zu kurz gekommen. Über diesen hätte ich gerne mehr gewusst. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, jedoch fehlte dem Buch, auf Grund der genannten Dinge, doch deutlich die Spannung.