Schreibwettbewerb Mai/Juni 2012 - Thema: "Die andere Seite"

  • Thema Mai 2012:


    "Die andere Seite"


    Vom 01. bis 31. Mai 2012 könnt Ihr uns Eure Beiträge für den Schreibwettbewerb Mai 2012 zu o.g. Thema per Email an webmistress@buechereule.de zukommen lassen. Euer Beitrag wird von uns dann anonym am 1. Juni eingestellt. Den Ablauf und die Regeln könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.


    Bitte achtet darauf, nicht mehr als 500 Wörter zu verwenden. Jeder Beitrag mit mehr als 500 Wörtern wird nicht zum Wettbewerb zugelassen!

  • von crycorner



    AUFBLENDE



    AUSSEN – PARK – ABENDDÄMMERUNG


    KAMERASCHWENK vom Abendrot zum Park
    ZOOM zu Parkbank


    JANA und HARTMUT sitzen auf der Bank, beide essen.


    KAMERASCHWENK zu Parkwiese.
    Die Hunde REX (Schäferhund) und CLEOPATRA (CLEO, Beagle) spielen ausgelassen.
    ÜBERBLENDUNGEN diverser Spielszenen.
    SCHNITT AUF – ZWEIER: REX und CLEO.


    REX (erschöpft, sitzend): Mann, bin ich platt!
    CLEO (stehend): Du warst auch schon mal fitter. Du wirst alt!
    REX: Vorsicht, Frollein!
    REX: Erinnerst Du Dich noch, als wir uns das erste Mal hier getroffen haben?
    CLEO: Und wie! Du bist mir schon von weitem aufgefallen. Hast an jeder Dame geschnuppert. Warst ein richtiger Draufgänger!
    REX (lacht): Aber keine war wie Du! Wie Du Dich geziert hast!
    CLEO: Du warst patschnass! Du musstest ja erst hier im Weiher schwimmen. War auch nicht sehr nett, dass Du Dich vor mir geschüttelt hast.
    REX: Irgendwie musste ich Dich ja aus der Reserve locken!
    REX (schwermütig): Das ist schon eine Ewigkeit her.


    SCHULTERBLICK von REX, SCHWENK über den Park mit Wiesen, altem Baumbestand, Weiher.


    REX: Schau, der Baum, wie der gewachsen ist. Früher hat der Schatten gerade einmal für uns beide gereicht, wenn es heiß war. Jetzt beschattet er eine riesige Fläche, die fast bis zur Bank reicht.
    CLEO: Zu unserer (betont) Bank!
    REX: Ja, unsere Bank. Und die Bank unserer Dosenöffner. Schon merkwürdig. Seit so vielen Jahren treffen sie sich auf dieser Bank und tun doch nichts anderes als essen. Immer an den beiden Tagen, an denen sie nicht tagsüber weggehen.


    REX und CLEO gehen zur BANK.
    CLEO schnuppert an der Bank, legt sich mit REX hinter die Rücklehne.


    HARTMUT brabbelt etwas Unverständliches und wirft REX eine kalte Fritte zu.


    REX (zu CLEO): Ich verstehe wirklich nicht, warum er immer noch nicht weiß, dass ich das Zeug nicht mag.
    CLEO: Besser als Spargel allemal!
    REX: Was glaubst Du wohl, was diese Bank schon alles gesehen hat.
    CLEO: Viele lustige Dinge! Weisst Du noch, wie Dein Herrchen sich das Milchshake über die Hose geschüttet hat?
    REX (lacht): Wie der gesprungen ist! Wusste gar nicht, dass der das kann!
    CLEO: Oder wie mein Frauchen ihren Ohrring auf allen Vieren gesucht hat?
    REX: Jep! Und ich habe ihn gefunden!
    REX: Die Bank hat aber auch Trauriges erlebt. Erinnerst Du Dich an den Penner, den wir hier liegen gesehen haben? Der dann abgeholt wurde?
    CLEO: Ja, der hat ganz übel gestunken. Nach diesem roten, fast schwarzen, süßen Zeug, das mein Frauchen auch manchmal trinkt, aber viel stärker!
    REX: Und einmal war die Bank besetzt, als wir kamen. Nur ein einziges Mal. Von einem ganz alten Mann, der von einer jungen Frau beim Gehen gestützt wurde.
    CLEO: Ja, aber sonst war es unsere (betont) Bank. Wie oft wir hier schon lagen.
    REX: Wenn diese Bank sprechen könnte, was glaubst Du, würde sie uns sagen?
    CLEO: Frag lieber, was sie tun würde.
    REX: So? Was denn?
    CLEO: Uns anpinkeln!


    KAMERAFAHRT von Bank weg.
    SCHWENK zum Abendrot


    ABBLENDE

  • von Lese-rina



    „Frau Fischer, was ist denn nur mit ihnen los?“ tadelnd reicht Martin Baumeister seiner Mitarbeiterin einen Brief mit zahlreichen Anmerkungen. „Sie arbeiten doch sonst tadellos.“ Birgit Fischer nimmt das Blatt entgegen und weicht seinen Blick aus. „Ich weiß auch nicht,“ stottert sie. Martin Baumeister tritt an ihren Schreibtisch und legt fürsorglich seine Hand auf ihre Schulter. „Diese Zeit ist sicherlich schwierig für Sie“ meint er mitfühlend. Birgit seufzt. „Eigentlich sollte ich mich freuen - und das tue es ja auch … Aber ich bin so durcheinander. Alle Erinnerungen kommen jetzt wieder hoch.“


    Automatisch wandern Birgits Gedanken neun Jahre zurück. Zurück in die Nacht, in der sie über die Grenze floh. Zurück zu ihrem Treffpunkt, einer Eisenbahnbrücke, und zurück zu den bangen Minuten, als sie auf Peter wartete. Ihre große Liebe, ihr ganzes Leben. Welche Pläne hatten sie geschmiedet für die Zeit nach der Flucht. Was sie alles zusammen erleben wollten, in ihren ersten Jahren der Freiheit. Und wie sie vorhatten, sich gemeinsam ein neues Nest, eine neue Heimat aufzubauen. Am Nachmittag hatten sie sich voneinander in der Gewissheit verabschiedet, bald gemeinsam auf der anderen Seite der Grenze zu sein. Doch Peter war in dieser Nacht nicht gekommen. Ohne Erklärung, ohne Mitteilung, ohne ein Wort.


    Deutschland steht Kopf in diesen Wochen des Herbstes 1989. Vor allem in der Kleinstadt nahe der innerdeutschen Grenze, die Birgit eine neue Heimat geworden ist. Überall unterhalten sich aufgeregte Menschen, an jedem Zeitungskiosk prangen die aktuellen Neuigkeiten und mehrere Trabis fahren wild hupend durch die Straßen. Birgit versucht, möglichst schnell die Fußgängerzone zu durchqueren, um nicht zahlreiche gut gemeinte, aber momentan schmerzhafte Gespräche über die Grenzöffnung führen zu müssen. Sie trifft sich mit ihrer Freundin Ingrid in einem kleinen Cafe. Zur Begrüßung umarmen sich die beiden. „Und, alles klar?“ meint Ingrid betont flapsig. Hilflos zuckt Birgit mit den Achseln. Nach einigen Sätzen über die Ausnahmesituation in der Stadt räuspert sich Birgit. Gedankenverloren rührt sie in ihrer Tasse. „Da ist noch etwas. Etwas, dass du noch nicht weißt.“ Ingrid sieht erstaunt auf. Nach einer kurzen Pause fährt Birgit fort „Peter hat sich gemeldet. Über Tante Gunda. Er will sich mit mir treffen.“ „Peter, der Peter?!?“ Ingrid starrt sie überrascht an. Sie kennt die Geschichte und weiß, wie oft Birgit in den letzten Jahren zur Grenze gefahren ist und hinüber gestarrt hat. Stundenlang. Auf den anderen Teil Deutschlands - so nah und doch so fern. Und wie oft sie sich dabei gefragt hat, ob sie in jener Nacht die richtige Entscheidung getroffen hatte.


    „Und?“ „Was und?“ Birgit versteht nicht ganz, auf was Ingrid hinauswill. „Fährst du hin? Triffst du dich mit ihm?“ Birgit sieht sie überrascht an. Über so vieles hat sie seit dem Telefonat mit Tante Gunda nachgedacht. Nur darüber nicht. „Klar!“ Ihr ist, als könne sie plötzlich wieder durchatmen. Erst in diesem Moment begreift sie, was dieses Treffen bedeutet. Endlich Gewissheit, endlich die Möglichkeit, zu klären, was in der entscheidenden Nacht geschehen ist. Endlich wirklich frei zu werden – vielleicht mit, vielleicht ohne Peter.

  • von Groupie



    Nina: Heute ist einer der schönsten Tage meines Lebens. Gegen 9 Uhr sitze ich mit meinem Mann am Frühstückstisch. Es regnet, stürmt und ein heftiges Gewitter will einfach nicht weiterziehen. Wie immer unterhalten wir uns über das, was heute so ansteht. Bei mir scheint die To-Do-Liste gar kein Ende zu nehmen. Mein Mann hingegen will ein gutes Buch lesen.


    Wir küssen uns gerade zum Abschied, als das Telefon klingelt. Er geht ran und wird kreidebleich. Ich stehe schon an der Tür mit dem Autoschlüssel in der Hand. Nach einem kurzen Gespräch kommt er auf mich zu und umarmt mich, ohne einen Ton zu sagen. Das ist der Moment, in dem ich leicht panisch werde.


    Im Krankenhaus angekommen, nehmen uns sofort Schwestern und Ärzte in Empfang. Sie sagen, dass jetzt alles ganz schnell gehen muss und wir keine Zeit verlieren dürfen. Ich komme gar nicht so schnell mit und kann mich nicht mal vernünftig von ihm verabschieden. Plötzlich stehe ich ganz allein da. Orientierungslos, mitten im Wartebereich. Irgendwann setze ich mich. Neben mir sitzt eine Frau, die ich erst bemerke, als sie mich anspricht …


    Sophie: Heute ist einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Als ich gegen 06:30 Uhr mit meinem Mann frühstücke, ist alles wie immer. Wir sind im Stress und tauschen die wichtigsten Abläufe des Tages aus. Ich bringe den Kleinen in den Kindergarten und mein Mann muss sich beeilen, weil er spät dran ist.


    Wir fahren gleichzeitig los und eine Dreiviertelstunde später sitze ich schon bei der Arbeit. Ich telefoniere mit einem unglaublich nervigen Kunden, als ich mein Handy in der Tasche klingeln höre. Kurzerhand wimmele ich den Kunden ab und nehme es heraus. Anrufer unbekannt. Ich gehe ran und habe plötzlich das Gefühl, dass jegliches Blut meinen Körper verlässt. Sofort renne ich los.


    Im Krankenhaus angekommen, stürzt alles auf mich ein. Ärzte, Schwestern, ein Seelsorger. Sie reden und reden und ich weiß nicht, was sie sagen. Es wäre ganz schnell gegangen. Er musste nicht mehr leiden. Und dann wollen sie eine Entscheidung von mir. Eine Entscheidung! Sofort! Auf so etwas kann man nicht vorbereitet sein. Ich darf ihn noch ein Mal sehen. Er wirkt so friedlich. Als ich ihn so daliegen sehe, weiß ich plötzlich sehr genau, wie die Entscheidung aussieht. Ich teile sie den Ärzten mit und setze mich dann gedankenverloren in die Wartehalle. Dort komme ich erst wieder richtig zu mir, als sich eine Frau direkt neben mich setzt. Sie sieht so aus, wie ich mich fühle und ich spreche sie scheinbar instinktiv an:


    „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“


    „Ja, mein Mann bekommt eine neue Lunge und wird endlich ein richtiges Leben führen können. Ich kann das noch gar nicht fassen! Auf wen warten Sie?“


    „Ich warte nicht!“ In diesem Moment weiß ich, dass ich die Gegenwart der Frau jetzt nicht ertragen kann und das Krankenhaus sofort verlassen muss. Beim Rausgehen sage ich zu ihr:


    „Passen Sie gut auf die Lunge auf!“

  • von Holle



    Die Alte schaute auf. Sie ließ ihre Blicke schweifen und spürte die Erwartung ihrer Zuhörer. Langsam verringerte sich das Stimmengemurmel, und Ruhe kehrte ein.


    Am Himmel spielten noch Farbspuren des vergangenen Sonnenuntergangs, doch gemessen legte die flüchtige Dämmerung zur Abendmusik der Vögel etwas Kühle über die warme Erde und ließ das Gras duften. Am Horizont wartete schon ihre Herrin, die Nacht, gehüllt in den schwarzen Mantel voll funkelnder Sterne, und wollte wieder über das weite Land ziehen .


    Das Mittsommerfeuer prasselte. Funken stoben hoch in die Luft. Jetzt war der rechte Zeitpunkt mit ihrer Geschichte zu beginnen, und so erhob die Alte ihre Stimme.


    „Hört gut zu und merkt euch, was ich sage, denn es ist unsere Geschichte, die ich erzähle. Lange ist es her, als sie geschah, am Anfang des Lebens. Niemals dürfen wir sie vergessen und alle Kindeskinder sollen sie hören, so, wie wir sie von unseren Eltern und Großeltern vor ihnen gehört haben.


    Am Anfang war eine riesige Welle. Nichts gab es, was wir heute kennen, nur diese eine Welle. Sie war nicht aus Wasser, so wie Regen, Flüsse und Meere. Gebildet aus Sternenstaub war sie und umfasste alles, was war.


    Und in der Welle aus Sternenstaub bewegte sich ein schwingender Ton. Er bestand aus Klangfarben, so, wie jedes Menschen Stimme auf ihre eigene, unverwechselbare Art klingt.


    Wie weit können Töne fliegen? Was lässt ihre Klangfarben verblassen? Wer kann sagen, wann ein Ton verstummt? Ich habe noch niemanden getroffen.


    So trat dieser erste Ton ins Sein, wuchs und gewann an Mächtigkeit. Schwingend dehnte er sich. Gleichförmig tanzend wirbelte er im Kreis in kunstvollen Figuren auf einer unendlichen Achterschleife. Hoch hinauf schraubte er sich, um auf der anderen Seite wieder hinab in die Tiefe zu tauchen. Ungezähmte Ausprägungen seiner selbst schlossen sich zusammen, gewannen Gestalt, vollendeten Veränderungen. Eine der Gestalten wurde zur Seele, eine weitere zum Bewusstsein, und eine dritte wurde zur Lebenskraft.


    Ins Unermessliche wuchs dieser Ton und füllte die ganze Welle aus. Wer weiß, was dann geschah, als der Ton zu groß für die Welle wurde?


    Ein mächtiger Donner krachte und dröhnte, und die Welle wurde gesprengt. Durch den Druck zersplitterte auch der Ton in unendlich viele Teile, die mit der Welle in alle Richtungen auseinander strebten. So geschah das Wunder. Aus Welle und Ton wurde alles, was ist.


    Heute sprechen die Weisen vom „Großen Donner“, durch den alles entstand, so auch wir. Dieses Wortbild ist unergründlich und für den Verstand schwer zu fassen. Niemand konnte das Geschehen bisher beweisen. Aber die ersten Menschen haben es in ihren Traumbildern gesehen und durch ihr Weitererzählen bewahrt. Darum wissen auch wir, woher wir kommen und bleiben mit unserem Anfang verbunden.“


    Die Nacht hatte ihren schwarzen, sternenfunkelnden Mantel ausgebreitet. Das Mittsommerfeuer verringerte seine Flammenkraft zur Huldigung ihrer Schönheit. Stille herrschte, und die Alte schaute in die Gesichter ihrer Zuhörer, deren jedes einen unverwechselbaren Ausdruck zeigte.


    „Sternenstaub waren wir, sind wir und werden wir wieder sein“, sagte sie, grüßte und verließ das Feuer, um sich zur Ruhe zu begeben.

  • von Zuckelliese



    Vater läuft ganz vorne. Der Pfad ist schmal und sandig. Mein Bruder, Uwe, geht gleich hinter mir. Die Kleinste steht unter Aufsicht. Meine Badesachen dicht an den Bauch gedrückt versuche ich, keine Lücke hinter Mutti reißen zu lassen. Wie weit ist es denn noch? Mault Uwe leise vor sich hin. Wir wandern still in diesem dunklen Wald. Da entdecke ich eine größere Lücke zwischen den Bäumen und atme auf. Gleich sind wir da rufe ich meinem grimmigen Bruder entgegen. Wird auch Zeit, entgegnet er. Den ganzen Tag latschen, ist kein Urlaub. Endlich sieht auch er das Wasser hinter den Bäumen schimmern und fängt an zu rennen. Wir entdecken einen kreisrunden See und bleiben am flachen Ufer stehen. Können wir da rein? Möchte ich von Mutter wissen, als Uwe schon nasse Füße hat. So schnell war ich noch nie im Wasser. Voriges Jahr legte ich im Schwimmbad die erste Schwimmstufe ab und heute würde ich einen ganzen See durchqueren. Mutter war ängstlich und schickte Uwe hinter mir her, damit er bei Bedarf meine Rettung übernehmen könnte. Während ich versuche, mich auf die Atmung zu konzentrieren, behalte ich das gegenüberliegende Ufer im Blick und halte darauf zu. Uwes Animationsversuch zum Wettschwimmen ignoriere ich. Nur Rüberkommen ist wichtig, der will nur als Held dastehen, flüstert mir mein innerer Schweinehund zu. Ich spüre die Wasserbewegung dicht hinter mir, schwimme aber ruhig und gleichmäßig mit ganzer Kraft. Als das Ufer näher kommt, versuche ich mit den Füßen den Grund zu erspüren, finde aber keinen.


    Da zieht mein Bruder mit kräftigen Zügen an mir vorbei. Dieses fiese Grinsen brennt sich bei mir ein. Obwohl meine Kraft merklich nachlässt, schwimme ich ruhig weiter. Meine Füße stoßen an etwas Weiches, es kitzelt. Ob Fische beißen können? Ich trete zur Seite und merke, dass es Wasserpflanzen sind und der Grund nahe ist. Mit ziemlich weichen Knien stapfe ich ans Ufer und bin unheimlich stolz auf mich. Schon stürzt Uwe sich wieder ins Wasser und ich erkenne, dass ich die gleiche Strecke wieder zurück muss. Ohne Rettungsschwimmer wird mein Rekordversuch noch wertvoller sein.


    Plötzlich verschlucke ich Wasser. Wie war noch der Ratschlag von Mutti bei Panikattaken? Ah, Wassertreten auf der Stelle und weiter geht’s mit neuer Kraft.


    Uwe schwimmt natürlich wesentlich schneller als ich und schüttelt sich am Ufer schon das Wasser aus den Haaren. Mutti schimpft mit ihm und schaut ängstlich zu mir herüber. Nur wenige Züge trennen mich vom rettendem Ufer und ich weiß, dass ich es schaffe. Mutti hüllt mich in ein großes Handtuch und klopft auf meinen Rücken. Ihren Stolz auf die jüngere Tochter kann ich deutlich spüren, und den Missmut meines Bruders beachte ich nicht.


    Hättest du mich retten können? Frage ich Uwe am Abend.“Klar doch, antwortete mir der ältere Rettungsschwimmer, das wäre endlich mal eine richtige Übung gewesen“, aber leider hast du es ja geschafft. Am liebsten hätte ich im eine Ohrfeige gegeben, aber dafür war ich einfach zu klein. Der See und mein Erfolg werden in meiner Erinnerung dafür immer größer.

  • von arter



    "Hat er sich schon ‘n Jetränk ausjesucht?", die blonde Bedienung mustert mich gelangweilt und bewegt den Unterkiefer, als kaue sie auf Etwas. Ich schaue mich suchend um. Nein, ich bin allein an diesem Tisch.
    "Keine Ahnung, das musst du ihn schon selbst fragen", antworte ich und hoffe damit, ihre Zweifel über die passende Anredeform zu zerstreuen.
    Ihre beiden Gehirnzellen streiten sich und versuchen, meiner Antwort einen Sinn zu entnehmen. Wie bei einem alten PC kommt die Reaktion verzögert aber gerade noch rechtzeitig, bevor ich geneigt bin, "Abbrechen" zu klicken. Und zwar erfolgt diese Reaktion in Form eines laut prustenden Lachens.
    "Der war jut, muss ick mir merken."

    Ich lasse mir eine Cola bringen und studiere in der Zwischenzeit die Karte.
    "Red Hot Chili Peppers", toller Name für ein "con Carne", bemerke ich, als sie mir die übergeschwappte Cola vor die Nase stellt.
    "Wieso, is doch Chili drin!"
    Ich versuche, ihre merkwürdige Antwort zu ignorieren: "Kennst du etwa nicht die Band?"
    "Ick hör lieba wat deutschet. Wolfgang Petry und so…"
    Mein Gott, gibt es für ein Café namens "Rock-Zock" keine Mindestanforderungen für das Personal?
    "Die, die mit diesen Socken aufgetreten sind", ergänze ich. Aber ich setze wohl zu viel Kenntnis in Musikgeschichte voraus.
    "Die hatten beim Auftritt Socken an? Wie unjewöhnlich!", zwinkert sie. Ironie hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
    "NUR mit Socken, und zwar jeder mit genau einer Socke! Die hatten sie sich über ihren... Na du weißt schon."
    "Kanna ruhig Schwanz sagen", meint sie, um kurz danach wieder in lauthalses Lachen auszubrechen.
    "Ick stell mir grad vor, Wolle tritt NUR mit Freundschaftsbändern uff", fügt sie hinzu und ohne dass ich es verhindern kann, muss ich jetzt auch lachen.


    Als sie mir das "Chili con Carne" bringt, lächelt sie mich an: "Hab ihm seine Mucke bestellt."
    "How Long, how long will i slide...", tönt es aus der Sound-Anlage. "Otherside" habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gehört. Jetzt stört mich nicht einmal mehr, dass sie TATSÄCHLICH Kaugummi kaut.
    "Worum geht‘s denn da?", fragt sie, als sie das nächste Mal an meinem Tisch vorbeikommt.
    "Um einen Drogentrip", kläre ich sie auf: "Mach mich an, nimm mich mit auf einen harten Ritt..., oder so ähnlich singen sie gerade". Ich sollte diese Personalschulung bei der Rechnung berücksichtigen lassen.
    Sie grient, beugt sich vor, so dass sich unsere Nasenspitzen fast berühren und blickt mir tief in die Augen. "Er is wohl ein wenig verklemmt", raunt sie. Dann schnappt sie sich, ohne um Erlaubnis zu fragen, die Karte und wackelt zum nächsten Tisch.
    "Turn me on, take me to the otherside", schreit Kidies. Mein Kopf glüht. Das Chili ist verdammt hot. Klar geht es um Drogen, um was sonst?


    "Hat se sich schon ‘n Jetränk ausjesucht?", klingt es vom Nachbartisch herüber. Ich beobachte, wie das Blondchen versucht, eine Bestellung aufzunehmen. „Ick meine ihr, nich die Kleene", erklärt sie der verwirrt dreinschauenden Kundin.
    Ich schmunzele in mich hinein. Eigentlich ist sie doch gar nicht doof. Und sie sieht verdammt gut aus.

  • von fantasy



    Ich kam in die Küche. Meine Mutter kochte gerade das Mittagessen und mein Bruder Leon saß am Küchentisch und schaute ihr zu.
    Sie drehte sich zu mir um: „Wie war die Schule, Liebling?“
    „So wie immer“, antwortete ich.
    Leon verdrehte die Augen: „Schule ist immer blöd!“
    Mutter beachtete ihn nicht: „Du kannst schon mal deinen Vater rufen und den Tisch decken.“
    Ich ging also in Arbeitszimmer, um meinem Vater Bescheid zu sagen. Er saß an seinem Schreibtisch und sah traurig aus. Er blickte auf ein Foto in seiner Hand. Als er mich bemerkte legte er das Foto in eine Schublade, schloss sie und schaute mich an: „Ich vermisse ihn. Du scheinst besser damit klar zu kommen, als deine Mutter und ich.“
    Ich sagte nichts, sondern drehte mich um, ging in die Küche zurück und begann, den Tisch zu decken.
    Mein Bruder plapperte vor sich hin: „Ich habe heute ein Eichhörnchen im Garten gesehen. Die Nachbarskatze wollte es fangen, aber es war schneller und ist davon gelaufen. Mama, können Katzen Eichhörnchen fangen?“
    Meine Mutter antwortete ihm nicht, sondern drehte sich zu mir um: „Ich habe einen Termin beim Psychologen gemacht. Du solltest mit ihm reden. Du redest ja nicht mit uns.“
    Mein Vater kam in die Küche und fügte hinzu: „Trauern ist wichtig.“
    Ich sagte wieder nichts. Meine Mutter stellte das Essen auf den Tisch.
    Ich hatte für drei Personen gedeckt.
    Warum sollte ich trauern? Mein Bruder war doch bei mir.

  • von GRISU



    Schon als Kind hat es mich immer in die Ferne gezogen. Leider haben wir es im Urlaub nie weiter als Prerow geschafft. Ich aber wollte die Pyramiden sehen, die Niagarafälle und die Chinesische Mauer. Die wenigen Bücher von Karl May, die mein Vater als kleiner Junge schon gelesen hatte, habe ich geliebt und wie einen Schatz gehütet. Meine Eltern lebten in ihrer kleinen Welt rund um unser Dorf und machten das Beste daraus. Zu politischen Fragen haben sie sich nie öffentlich geäußert und auch gegenüber meinem Bruder und mir waren sie absolut "unpolitisch". Mein älterer Bruder hingegen fand es toll Mitglied der FDJ zu sein und trug stolz sein blaues Hemd. Ich kam mir irgendwie vor als wäre ich auf der falschen Seite der Mauer und habe immer davon geträumt eines Tages in die Ostsee zu springen und in die Freiheit zu schwimmen. Mein bester Freund Micha dachte so wie ich, wir träumten davon, die ganze Welt zu bereisen, und schmiedeten die kuriosesten Fluchtpläne. Natürlich heimlich. Denn wir wussten, dass es strafbar war. Offiziell hieß das "ungesetzlicher Grenzübertritt", das wussten wir damals noch nicht. Außerdem hätte mich mein Bruder windelweich geprügelt, wenn er etwas mitbekommen hätte.


    Als wir älter wurden, reifte langsam der Plan heran, wirklich abzuhauen. Wir hatten schon alles organisiert. Dann wurde meine Mutter schwer krank und ich beschloss noch abzuwarten. Irgendwie hatte ich auch Angst es durchzuziehen. Ich war einfach zu feige. Wir waren uns einig, dass Micha es alleine versuchen sollte. Er wurde erwischt und saß 4 1/2 Jahre im Knast. Nach seiner Verhaftung habe ich mich mit meiner Situation abgefunden. Ich arbeitete in der Papierfabrik, lernte ein nettes Mädchen kennen und verliebte mich. Wir heirateten 1985 und bekamen zwei Söhne. Dann kam die Wende. Wir saßen vor dem Fernseher und haben die Szenen an der Berliner Mauer ungläubig verfolgt. Wir haben gefeiert! Wir haben geweint und gelacht! Es war ein ergreifendes Gefühl. Ich war frei! Dachte ich zumindest. Die Papierfabrik wurde nach der Wende geschlossen und ich verlor meinen Arbeitsplatz.


    Seit November 1989 leben wir also alle auf der anderen Seite. Für mich ist es leider wieder die Falsche. Mit Hartz IV schafft man es nicht bis zu den Pyramiden.

  • von harimau



    Bin ich glücklich? Eigentlich eine dumme Frage, dennoch stellt sie sich wohl jeder Mensch von Zeit zu Zeit. Auch ich. Manchmal, wenn ich allein bin, zünde ich mir eine heimliche Zigarette an und denke über mein Leben nach. Ich bin vierunddreißig, gesund, Mutter von zwei wundervollen Kindern und Frau eines liebevollen Ehemannes. Darüber hinaus – nicht, dass es denselben Stellenwert besäße – bewohnen wir ein wunderschönes Haus mit Garten in der Vorstadt und sind finanziell abgesichert, wozu ich mit meiner Halbtagsstelle als Bibliothekarin einen Teil beitrage. Wenn es nach Markus ginge, der als Pharmareferent mehr als genug verdient, könnte ich mich ganz den Kindern und dem Haushalt widmen, aber diese Enge würde mir die Luft zum Atmen nehmen und obendrein die in mein Germanistikstudium investierte Arbeit verhöhnen.
    Ach Markus, mein Freund, mein Geliebter, mein Ehemann – er hält mich nach all der Zeit noch immer für klug, charmant, witzig und hübsch, in angetrunkenen Momenten sogar für eine seltene Schönheit. Damit steht er nicht allein; mir entgeht nicht, dass mich auch andere Männer attraktiv finden, was mir zwar schmeichelt, aber nicht viel bedeutet.
    Wir sind seit zwölf Jahren verheiratet, er ist der Mann meines Lebens, nach einer schwärmerischen Liebe zu einem Klassenkameraden erst der Zweite, mit dem ich geschlafen habe. Na ja, eigentlich der Dritte, aber es widerstrebt mir, den einmaligen Ausrutscher mit einem weitaus älteren Professor mitzurechnen – eine bedeutungslose Sünde im zweiten Semester, zu jämmerlich, um in meine kurze Liste aufgenommen zu werden. Heute weiß ich genau, zu wem ich gehöre. In meinem Leben herrscht Ordnung, es verläuft übersichtlich, was mir wichtig ist.


    Wenn nur dieser immer wiederkehrende Traum nicht wäre, der mich jedes Mal schweißgebadet und verstört zurücklässt. Ich finde mich in einem Hotelzimmer wieder, mit Spiegeln an der Decke und an der Seite des Betts, wahrscheinlich ein Stundenhotel. Ein Fremder, nicht besonders gut aussehend, fordert mich auf, mich auszuziehen, er bittet nicht, er befiehlt. Ich sehe im Spiegel zu, wie er mich anfasst, überall, ganz selbstverständlich Besitz von mir ergreifend, dann schubst er mich aufs Bett, dreht mich auf den Bauch, widerstandslos, und drückt mein Gesicht ins Kissen, nicht zärtlich wie Markus mich berührt, sondern bestimmend, grob. Er spreizt meine Beine, hält mir eine Tube Gleitmittel vor die Augen und fragt, ob ich wüsste was das sei und was jetzt käme. Ich nicke beklommen, will schreien, protestieren, und halte doch still, weil ich weiß, dass es mir gefallen wird. Scham kommt über mich, dann er, der Fremde, und ich liege regungslos, genieße es, stöhne erst leise, dann lauter, bis ich nicht mehr an mich halten kann. Ich komme, komme, komme, und er mit mir, und dann lacht er, seine Hand fast liebevoll, als sie über mein Gesicht streicht und er mich eine entzückende kleine Schlampe nennt. Ich strahle vor Glück über sein Kompliment, doch er verlässt wortlos das Zimmer. Ich bin nur kurz deprimiert, denn genauso soll, muss es sein. Im Traum. Bedenklich finde ich allerdings, dass mich diese Visionen im Wachzustand überkommen, am helllichten Tag. Was stimmt nicht mit mir?

  • von Sinela



    In fliegender Hast zog Ralf seine Klamotten aus. Er war spät dran, ein Kunde in der Firmen-Zweigstelle wollte und wollte einfach nicht gehen, am Schluss hatte er ihn regelrecht rausgeworfen. Ausgerechnet heute, wo die Party die Jahres steigen sollte. Im Eilverfahren duschte er um sich anschließend vor dem Kleiderschrank die schon so oft gestellte Frage zu stellen: Was ziehe ich heute nur an? Schließlich entschied er sich für ein knielanges blaues Kleid mit dazu passenden Manolos. Wieso zwickte das denn so, hatte er etwa schon wieder zugenommen? Endlich saß es zu seiner Zufriedenheit und Ralf setzte sich vor den Schminktisch. Lidschatten, Eyeliner, Wimperntusche, Rouge – alles wurde schnell, aber routiniert aufgetragen und am Ende sah er eine hübsche Frau, die ihm aus dem Spiegel entgegenblickte. Aus Ralf war Mercedes geworden, wie schon so oft in der Vergangenheit. Niemand in seinem Umfeld wusste etwas von seinem Herzenswunsch eine Frau zu sein, nicht einmal seine Familie. Er lachte auf. Seine Frau war so prüde, dass ihr die Scham aus allen Knopflöchern kroch. Wenn sein Doppelleben bekannt würde, würde sie ihn sofort verlassen. Die Kollegen in der Firma würden nicht mehr mit ihm arbeiten wollen und ihn dem kleinen Dorf, in dem er wohnte, würde keiner mehr ein Wort mit ihm wechseln. Nein, es half alles nichts, er musste seine andere Seite dort ausleben, wo ihn keiner kannte. Zum Glück war er beruflich viel unterwegs und in den Großstädten konnte er in die Anonymität abtauchen. Ein Blick auf die Uhr, verdammt, er war spät dran. Ralf schnappte sich seine Handtasche und verließ das Hotelzimmer.



    „Stellt euch vor, er soll Frauenkleider getragen haben als er den Unfall hatte.“
    „ Du spinnst, Ralf doch nicht, so ein gestandenes Mannsbild wie er.“
    „Wenn ich es euch sage. Mein Horst hat mit den Kollegen in der Stadt telefoniert. Ralf wurde in einem Kleid und geschminkt wie eine Hure – nicht meine Worte – ins Krankenhaus eingeliefert, wo er dann kurz darauf gestorben ist.“
    „Ralf? Unser Ralf Bauer? Der war doch knallhart im Beruf und auf dem Fussballplatz war er derjenige, der die meisten Fouls beging. Nein, ich glaube das einfach nicht.“
    „Doch, du kannst es ruhig glauben. In seinem Hotelzimmer hat man einen Schrank voller Frauenkleider gefunden, einen Extra-Koffer hat er dafür gehabt. Und einen Schminkkoffer – beide mit Schlössern versehen, damit ihm ja niemand auf die Schliche kam. Ich sage euch, er ….“
    „Sei ruhig, da kommt seine Frau.“
    Hocherhobenen Hauptes ging Ralfs Witwe an den klatschenden Dorfweibern vorbei. Sie wusste genau, über was sie sich unterhielten. Wie konnte er ihr so etwas nur antun? Sie hatte ihn geliebt und er hatte sie hintergangen. Und das Schlimmst war – jeder hier im Dorf wusste es nun. Und die Leute würden es nie wieder vergessen. Nein, sie konnte hier nicht bleiben, musste weg, sonst würde sie noch jahrelang Spießruten laufen müssen. Entschlossen ging sie weiter, die Blicke der Dorfbewohner in ihrem Rücken ignorierend.

  • von Dori



    Er starrt auf das Blatt Papier.
    „Bitte wenden!“ liest er.
    Nicht schon wieder! Warum trifft es nur immer wieder ihn? Was hat er denn verbrochen, dass man es ihm immer wieder so zurückzahlen muss?
    Er ist doch ein ganz normaler Mensch. Gut, hier und da etwas vergesslich, aber das sind schließlich alle.
    Muss das denn wirklich sein? Sein Finger, die Haut ganz verhornt und rau, bewegt sich zur Papierkante, berührt sie.
    Gott, wie er das hasst.
    Ein Windstoß fährt unter das Papier, hebt es leicht hoch.
    Nun gut, dann muss es wohl sein. Er kann ja nicht ewig warten, auf der anderen Seite geht es schließlich weiter.
    Langsam hebt er das Papier hoch, wendet es, legt es vor sich hin.
    Na ganz toll.
    „Bitte wenden!“ liest er.

  • von Minusch



    Schwerelosigkeit umfing mich. Ich war nicht länger auf dieser Welt, die ich gekannt und manchmal verabscheut hatte. So früh wollte ich sie trotzdem nie und nimmer verlassen, und schon gar nicht so. Nicht auf diese Art und Weise. Es fröstelte mich bei dem Anblick, der sich mir bot. Zwar war ich dabei, dennoch befand ich mich in einer anderen Dimension. Konnte man es so nennen? Mein Körper fühlte sich leicht an, während mein Herz unaufhörlich blutete. Schmerzen quälten sich hindurch, die mir sagen wollten, wie schlimm dieses Ausmaß wirklich war. Mein Verstand erfasste nur langsam, was sich da unter mir, unter meinen schwebenden Füßen abspielte.


    Mein Leib lag reglos auf der Straße. Es schneite und die zarten Flocken kamen auf meinem grauen Mantel zum Erliegen. Ich lag auf dem Bauch und konnte mein Gesicht erblicken, das mit der rechten Wange auf dem eiskalten Boden lag. Die Augen waren weit aufgerissen, schauten überrascht und starr ins Leere. Zögernd verstand ich endgültig, was gerade geschehen war.
    Ich war nicht allein in dieser grotesken Szenerie. Jemand stand da; schemenhaft erblickte ich ihn. Es war vom Körperbau her ein Mann, doch ich konnte nicht einmal seine Züge erkennen, weil er die Kapuze so tief in ins Gesicht gezogen hatte, dass es unmöglich war, seine Miene zu deuten. Er trug schwarze Kleidung, die ihn unauffälliger im Dunkel der Nacht erscheinen ließ.


    Plötzlich bahnte sich ein roter Film, der von meinem schlaffen Leib kam, seinen Weg über den schneebedeckten Boden. Es war Blut. Mein Blut. Meine Sinne, die ich offenbar auch noch als eine Tote besaß, ließen mich erschauern. Ich war tot und doch kroch in mir eine unbändige Angst hoch. Angst, die mir die Kehle zuschnürte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Bilder vor mir aufblitzen, die mir Tränen in die Augen trieben. Meine Mutter, mit ihrem herzlichen Lachen, die mich zu Hause sehnsüchtig erwartete. Ich erblickte Szenen aus meiner Kindheit: Die große Schaukel, die mich immer höher zu den Baumwipfeln schwang, wie ich mit meiner besten Freundin auf dem Kirschbaum saß und wir genüsslich das süße Obst vertilgten. Meine aufregende Einschulung, der erste Freund, der nach Knoblauch roch, als er mich küsste und laue Sommerabende. Ich spürte die Sonne auf meiner Haut, hörte die Grillen zirpen und lachte laut auf. Mein Lachen verlor sich in der winterlichen Stille. Niemand würde es hören, hier, auf der abgelegenen Straße in der Finsternis. Und ich bezweifelte auch, dass es überhaupt zu vernehmen war, denn mein Mörder machte keine Anstalten, es gehört zu haben. Ich erinnerte mich, dass er mir gefolgt war und irgendetwas gerufen hatte. Ich hatte ein großes silbernes Messer in seiner Hand aufblitzen sehen und war panisch losgerannt, getrieben von Furcht, dass er mir etwas Schreckliches antun würde. Ich hörte mich flehen und sein Keuchen hinter mir. Dann ein Aufschrei, meiner, als ich den Einstich fühlte, kalt und grausam, bevor ich zusammensackte und hart auf den Boden fiel. Ich war nicht länger in meiner Welt. Ich war hier, auf der anderen Seite.

  • von Fay



    Ich war nie ein netter Junge. Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählte es, Tiere zu quälen und meine Mittmenschen zu tyrannisieren. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich eine Ameise mit der Lupe verbrannte oder einen Frosch mit einem Strohhalm aufblies bis er platzte. Mit Freuden habe ich diesen hochnäsigen Collageboys eins auf die Fresse gehauen. Wenn viel Blut spritzte, ging es mir immer am besten.


    Auch heute bin ich keiner dieser Schwiegermuttertypen. Mein Lebensmotto: Lieb ist der kleine Bruder von Scheiße. Die meisten Frauen nennen mich Arschloch, weil ich sie nur vögele, um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn die Alte nicht auf ihre Kosten kommt, ist das doch nicht mein Problem. Ein schlechtes Gewissen kenne ich nicht. Im Gegenteil, es ist ein geiles Gefühl, meine Macht auszuspielen. Warum ich so Abscheuliches tue? Weil ich es kann! Vermutlich glaubt ihr, ich hatte ein schlechtes Elternhaus oder eine unglückliche Kindheit, aber nichts von alledem ist der Fall. Und ehrlich gesagt ist es mir scheißegal, was ihr von mir denkt. Genau so egal, wie alle andern Kreaturen auf diesem beschissen Planeten.


    Mit dieser Reise habe ich mir einen Traum zu meinen 30. Geburtstag erfüllt. Las Vegas, spielen und mal richtig auf die Kacke hauen. So wie in Hangover, nur eben ohne lästigen Anhang. Wer braucht schon Familie und Freunde? Verdammt, wenn es nur nicht so schrecklich heiß wäre. Unerträglich knallt mir die Sonne auf die Birne. Meine Karre ist mir mitten im Nirgendwo verreckt, die letzte Flasche Wasser schon vor Stunden geleert. Kein Handynetz, und keine Menschenseele weit und breit. Dieser Abstecher in die Wüste war eine bescheuerte Idee. Endlich, da vorne scheint eine Oase zu sein. Wasser, kreist es immer wieder durch meine Gedanken. Oder, ist es bloß wieder eine dieser dämlichen Luftspiegelungen, die mich verarschen will?


    Die Sonne ist unbarmherzig, lässt meine Lippen aufplatzen, verbrennt meine Haut und kocht mein Hirn weich. Scheiß Ami-Schlitten, hätte mir doch lieber einen deutschen Wagen mieten sollen. Diese Dreckswüste nimmt kein Ende. Egal in welche Richtung ich mich wende, nur Sand und Steine. Shit, ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten. Nur eine Minute ausruhen, irgendwo in dieser Richtung muss die Straße liegen, da bin ich mir ganz sicher. Nur kurz die Augen schließen und verschnaufen. Wo kommt plötzlich die Stimme her? Ich öffne suchend die Augen, schirme die stechende Sonne mit der Hand ab, kann aber niemanden ausmachen. Was soll die Scheiße? Lass dich gefälligst blicken, wenn du mich schon verhöhnst. Den Spruch: Und, wie fühlte es sich auf der anderen Seite an, kannst du dir in den Arsch schieben. Soll mir das etwa Etwas sagen? Wichser, gib mir lieber etwas zu trinken, ansonsten kannst du dich verpissen.


    Über mir kreisen die Geier. Schade ich habe keine Zwille dabei. Wäre bestimmt lustig, auf diese hässlichen Vögel zu schießen. Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich lache laut auf, dann hebe ich mit letzter Kraft die Faust und drohe in Richtung Himmel: „Mach endlich das beschissene Brennglas aus!“

  • von Fallout



    Lars schaute nach links und rechts. Die Straße war frei. Aber seine Mutter hatte ihm gesagt, dass diese Straße es zu gefährlich sei ohne sie die Straße zu überqueren. Er blickte sich um, seine Mutter mit seinem Bruder weiter zurückgeblieben als gedacht. Sie schlug seinem Bruder Dennis gerade auf die Hand und machte seinen Mund sauber. Sein Bruder nahm alles mögliche in den Mund. Lars hatte in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer eine Spinne entdeckt und da er Spinnen überhaupt nicht mochte, war er in eine Art Schockstarre verfallen. Nur sein Bruder nahm dieses widerliche Ding in den Mund und schluckte es herunter. Seitdem ging Lars seinem Bruder so gut es ging aus dem Weg. Aber zumindest hatte er seitdem keine Spinne mehr im Zimmer gesehen.


    Es war eine sehr komplizierte Kreuzung. Immerhin mussten 6 verschiedene Straßen beachtet werden. Seine Mutter hatte ihn immer gewarnt, allein auf die andere Seite zu laufen.
    Es fuhren zwei Autos vorbei. Lars blickte wieder nach links und rechts. Es war alles frei. Er blickte sich wieder um. Seine Mutter war mit dem jetzt heulenden Dennis beschäftigt. Lars dachte nach. Was würde passieren wenn er die Straße alleine überquerte? Heute gab es sein Lieblingsessen. Schnitzel mit Bratkartoffeln. Seine Mutter könnte als Strafe Kartoffelsuppe kochen. Lars schüttelte sich. Wenn er etwas nicht mochte, dann war es Kartoffelsuppe. OK, es gab natürlich Spinnen, aber gleich dahinter kam Kartoffelsuppe.


    Aber auf der anderen Seite hatte ihn heute im Kindergarten Mehmet einen feigen Schwuli genannt. Und das nur weil er den Mädchen geholfen hatte. Diese wollten im Sandkasten eine Sandburg bauen, die richtige Mischung aus Wasser und Sand zu finden. Da hatte Claudia ihn um Hilfe gebeten. Und da er Claudia sehr mochte, hatte er den Mädchen geholfen.
    Lars seufzte. Er wusste nicht genau, was denn nun ein Schwuli ist. Irgendwie wenn Männer sich mochten, so wie sich eigentlich Männer und Frauen mögen. Oder so. Auf jeden Fall nichts positives. Erst vor kurzem hatte sich seine Mutter darüber empört was für Abartigkeiten jetzt schon 20.15 im Abendprogramm gezeigt werden. Irgendwie ging es um zwei Cowboys in irgendwelchen Bergen.


    Er stellte sich vor wie es wäre, wenn er mit Mehmet sich so küssen würde, wie es seine Eltern taten. Lars schüttelte sich. Nein, es gefiel ihm viel besser mit Claudia in der Kuschelecke zu sitzen und von ihr vorgelesen zu bekommen. Sie war die einzige im Kindergarten die schon lesen konnte und Lars hörte ihr sehr gerne zu. Die zu küssen würde bestimmt sehr schön sein.


    Weder war jetzt Claudia noch Mehmet da. Aber er wollte jetzt auf die andere Seite. Er war kein Schwuli. Wenn er allein auf die andere Seite kam, dann war er ein richtiger mutiger Mann. Er blickte noch einmal zurück. Seine Mutter war immer noch mit seinem Bruder beschäftigt.


    Lars atmete tief durch. Einen Blick nach links, nach rechts, die beiden Seitenstraßen. Alles frei. Halt, da kam ein Motorrad. Noch mal, Blick nach links, nach rechts, die Seitenstraßen. Alles frei. Und Lars rannte los.

  • von Suzann



    Vera steht vor dem Spiegel. Das, was ihr darin entgegen blickt, ist nicht sie. Augen ohne Leben, in einem grauen Gesicht. Kraftlose Lippen. Ein Stein in ihrer Brust. Wie ist es nur soweit gekommen?


    Aus dem Wohnzimmer schreit jemand gegen den Fernseher an: „Wann gibt´s Essen?“


    „Ich hab auch Hunger“, hört sie eine jüngere Stimme aus Richtung der Kinderzimmer.


    Vera seufzt. Sie sollte in die Küche gehen und etwas kochen, aber sie hat nicht die Kraft dazu. Sie starrt sich im Spiegel an und denkt an das Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Ein naives Ding mit dem Kopf voller Träume.


    Ihre Sicht verschwimmt. Die Nase läuft. Sie spart sich das Taschentuch und zieht die Feuchtigkeit hoch. Mit Händen zu Fäusten geballt, reibt sie grob über ihre Augen. Der Schmerz tut gut. Als sie die Augen wieder öffnet, sieht sie Sterne.


    Langsam streckt sie die Hand aus und berührt ihr Spiegelbild. Ein zitternder Finger streicht Falten glatt. Sie wollte mal Fotojournalistin werden. Die Welt bereisen. Warum steht sie jetzt hier? In einem Reihenhaus in einem Kaff am Ende der Welt.


    Die Spitzen ihrer Finger tauchen in ihr Bild ein. Sie verliert den Halt, fällt und verschwindet im Spiegel.


    Sonnenstrahlen baden ihr Gesicht. Meeresrauschen füllt ihre Ohren. Warmes Wasser leckt an ihren Füßen. Sie fühlt sich entspannt und ausgeglichen, wie seit Ewigkeiten nicht mehr.


    Ein Schatten schiebt sich vor die Sonne. Jemand zieht sie hoch. Leichtfüßig springt sie in starke Arme. Dann laufen sie Hand in Hand ins Wasser. Sie lacht aus vollem Hals. Glücklich. Lässt sich fallen. Und versinkt. Schlagartig überkommt sie Panik. Wo ist der Boden hin? Sie kann nicht atmen! Wasser füllt ihren Mund.


    „Papa! Schau doch! Sie wacht auf!“ Die Stimme hört sich aufgeregt und gleichzeitig tränenerstickt an.


    Sie kann ihre Augen nicht öffnen. Ihre Lider sind zu schwer. Sie will nicht mehr kämpfen.


    Raue Finger streicheln ihre Hände.


    „Kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder auf mein' Fuß, hat ein Zetterl im Schnabel, von der Mutter einen Gruß...“ Jemand singt ihr Lieblingslied aus Kindertagen.


    „Oma?“


    „Ja, mein Veilchen?“


    Helles Licht blendet Vera. Sie kann ihre Großmutter nicht erkennen. Riecht nur ihren Apfelkuchenduft. Spürt ihre Hand und fühlt sich geborgen.


    „Du musst zurück, Veilchen.“


    „Wohin?“


    „Nach Hause.“


    Vera überlegt. „Aber ich bin doch zu Hause.“


    „Lieber Vogel, flieg weiter, nimm ´nen Gruß mit und ´nen Kuss, denn ich kann dich nicht begleiten, weil ich hier bleiben muss.“


    Sie steht vor einem mannshohen Spiegel. Ein kleines Mädchen in einem geblümten Sommerkleid und weißen Kniestrümpfen mit Lochmuster. Macht einen kleinen Schritt, dann noch einen. Ihre Fingerspitzen verschwinden im Spiegel…

  • von Ida



    "Traust du dich?" Rolle schob die Unterlippe vor und tippte mit der Turnschuhspitze an den Betonrand des Lochs. Das Loch war eigentlich ein Kanal, in dem der Dorfbach unter einer Grundstücksausfahrt hindurch floss.

    Ich schaute hinein. Drinnen war es dunkel und eng und roch nach Wasser und Moder. Die größeren Jungen hatten versucht uns damit Angst einzujagen, dass zwischen den glitschigen Steinen Monster lauerten, die mit nasskalten Fingern nach uns greifen würden, wenn wir uns zu weit ins Loch wagten.

    "Weiß nicht." Ich setzte mich an der Böschung ins Gras und starrte auf den Bach, der hier draußen im Sonnenlicht glitzerte. "Und du?"

    "Ich geh morgen rein. Heute hab ich keine Lust. Weißt du, was mit Jungs passiert, die das nicht schaffen?" Rolle verdrehte die Augen und gab selbst die Antwort: "Ganz einfach: Die müssen ein Jahr länger in den Kindergarten." Er sprang auf sein Fahrrad und radelte davon.

    Ich ging noch einmal zum Loch. Die Grundstücksausfahrt war breit, der Tunnel lang. Noch ein Jahr im Kindergarten bleiben wollte ich auf keinen Fall. Ich zog Schuhe und Strümpfe aus, stützte mich mit den Händen ab und begann zu kriechen. Das Wasser war kälter als im Schwimmbad und roch modrig und ein wenig nach Seifenlauge. Vielleicht würde das die Monster fernhalten. Langsam kam ich voran. Plötzlich grollte es so laut, dass ich dachte, das Loch würde über mir einstürzen. Ich machte mich ganz klein und hielt mir die Augen zu. Dann hörte ich, dass ein Auto wegfuhr und wie jemand keuchte. Mein Herz klopfte laut. Nach einiger Zeit merkte ich, dass das Keuchen aus meinem Mund kam. Irgendwann gelang es mir, ruhiger zu atmen und die Augen wieder zu öffnen. Sie hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und sahen nur Wasser, das Betongewölbe über mir und nasse Steine, die man für Monster halten konnte, wenn man nicht genau hinschaute. Ich kroch weiter, auf den Lichtkreis am anderen Ende zu, und endlich war ich dort, zog mich auf die Böschung und legte mich ins Gras. Geschafft!

    Und dann entdeckte ich sie: Rolles kleine Schwester. Sie lehnte am Geländer der Einfahrt, schaute mir zu und aß ein Eis am Stiel. Ihre Zähne ließen die Schokolade knacken, sie kaute und leckte und ein Schokoladenfaden floss ihr am Kinn hinunter. Sie kam zu mir, lächelte und hielt mir ihr Eis hin. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass sie eine große Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen hatte. Eis und Schokolade schmolzen in meinem Mund. Es war das beste Eis aller Zeiten.

    Am nächsten Tag kroch ich durch das Loch, als sei das die normalste Sache der Welt, und Rolle schlug mir anerkennend auf die Schulter. Seine Schwester erzählte ihm nie, dass ich heimlich geübt hatte.

    "Lust auf Eis?" Sie hat zwei Eis am Stiel in der Hand und lächelt. Ich sehe zu, wie sie den ersten Bissen nimmt. Ihre Zähne, weiß und regelmäßig bis auf die Lücke zwischen den Schneidezähnen, lassen den Schokoladenüberzug knacken und mein Goldreif an ihrem Ringfinger funkelt in der Sonne.

  • von Regenfisch



    Komm! Komm!
    Das Wellenrauschen
    ruft dich.


    Sink! Sink!
    Die Stromschnelle
    holt dich.


    Atme! Atme!
    Der Lungenflügel
    füllt sich.


    Bleib! Bleib!
    Das kühle Blau
    versteckt dich.


    Lass! Lass!
    Der eisige Tod
    führt dich.


    Weine! Weine!
    Das jenseitige Ufer
    betrauert dich.


    Lebe! Lebe!
    Die Wirklichkeit
    erwartet dich.


    Liebe! Liebe!
    Mein Lebensdurst
    erlöst dich.

  • von Johanna



    Lukas Richter wollte heute etwas früher nach Hause kommen, er hatte Jan und Jessica versprochen noch mit ihnen vor dem Abendessen auf den Bolzplatz zu gehen.


    Die beiden sechs Jährigen Zwillingen liebten ihren Vater und hibbelten schon seit dem Mittagessen dem späten Nachmittag ungeduldig entgegen.
    Schließlich wurde es Susanne Richter zu bunt und mit einem Lächeln schickte die beiden in ihr Zimmer doch noch eine wenig zu spielen. So würde die Zeit bis der Papa nach Hause kommt auch viel schneller vergehen.


    Entspannt legte sie sich anschließend auf die Couch, ließ den Fernseher im Hintergrund als Berieselung laufen.
    Die Nachrichten auf WDR 3 nahm sie nur am Rand wahr, da sie sich auf den neuen Strobel freute, den sie heute in der Buchhandlung erstanden hatte. Der Sarg , welche vielversprechender Titel.
    Den Nachrichtensprecher ließ sie vor sich hin murmeln…


    Raiffeisenbank Grevenbroich überfallen. Ein als lustiger Glückshase maskierter Bankräuber erbeutete 20.000 Euro, konnte bisher noch nicht gefasst werden.
    Noch immer keine Neuigkeiten vom „Schlächter“. Der brutale Serienmörder hält die Stadt Düsseldorf jetzt seit 4 Wochen in Atem und noch immer keine Spur. Die Polizei hält sich bedeckt
    Brand im Schokoladenmuseum. Drei Achtjährige stecken im Obergeschoss des Kölner Museums die alte Schokoladenmaschine in Brand. Erste Rauchversuche gingen gründlich daneben, da ihnen schlecht wurde warfen sie ihre Zigaretten achtlos in die Holzverkleidung der Maschine, die sofort Feuer fing. Die sofort alarmierte Feuerwehr konnte den Brand löschen, bevor er auf andere Ausstellungsstücke übergehen konnte.
    Neuer Bürgermeister Harmut Landmann von den Piraten heute feierlich im historischen Rathaus von Münster am Prinzipalmarkt vereidigt.


    Endlich ging die Haustür und Lukas kam mit seiner Aktentasche herein.
    Er gab seiner Frau einen zärtlichen Kuss: „War das anstrengend im Amt. Gut, dass ich heute früher Feierabend machen konnte.“
    „Schön, dass Du es einrichten konntest Schatz“ lächelte sie ihn an.
    „Was liest Du denn da spannendes? Einen Thriller? Ist dir das nicht zu grausam?“
    „Aber nein“, lachte sie “ Du weißt doch, wie ich gern ich Spannendes lese“
    „Wo sind denn die beiden Racker? Sie werden doch wohl nicht vergessen haben, dass wir zum Fußballspielen verabredet waren? „ fragte er mit einem Zwinkern, da er mitbekommen hatte wie Jan und Jessica die Treppe herunter gestürmt kamen.


    Schnell waren die Zwillinge in Jacken und Mützen und hopsten schon voller Vorfreude auf und ab, damit ihr Vater sich schneller anzog. Dann liefen sie gemeinsam los.
    Susanne macht es sich wieder mit ihrem Thriller auf dem Sofa gemütlich.


    Zwei Stunden später kam Lukas mit zwei total verdreckten, aber glücklichen Kindern die Einfahrt des Düsseldorfer Reihenhauses hinauf.
    „Warum ist es hier denn so hell?“ maulte Jan „Sogar der Garten ist voller Lampen“


    Plötzlich öffnete sich die Tür, eine kreideweiße Susanne stand schwankend an der Tür, sich mit einer Hand am Türrahmen festhaltend.
    Hinter ihr tauchten zwei Männer auf, gingen auf Lukas zu.
    „Lukas Richter, Ich verhafte sie wegen des dringenden Tatverdachts des mehrfachen Mordes gemäß § 211 StGB“
    Legten ihm die Handschellen an und führten ihn zu einem unauffällig geparkten Wagen in einer Nebenstraße.