Bei Anruf Arschloch - Wilma Bögel

  • Wilma Bögel: Bei Anruf Arschloch – 11 Frauen erzählen von miesen Typen und krummen Touren, Berlin 2012, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 978-3-86265-120-7 , Softcover, 258 Seiten, Format: 12,5 x 19 x 2 cm, EUR 9,95.


    „Sie hielt mich ganz fest. Und da fing ich an zu weinen. „Warum? Warum nur bekomme ich alle diese Idioten ab? Habe ich irgendjemanden im Himmel beleidigt?“ (Seite 142)


    Sie sind zwischen 22 und 38 Jahre alt, leben in Hamburg, Augsburg oder Köln, studieren noch oder arbeiten als Köchin, Barkeeperin oder Immobilienmaklerin. Doch eines haben Andrea, Paula, Melanie & Co gemeinsam: Sie haben in ihrem Handy noch die Nummer eines Kerls gespeichert, der sich für sie als echtes Arschloch erwiesen hat. Warum? Damit sie, wenn’s klingelt, gleich sehen wer dran ist – und den Anruf wegdrücken können.


    Ein Abend mit Freundinnen, bei dem man sich unter Gruseln und Kichern über vergangene Beziehungs-Flops austauschte, brachte Wilma Bögel auf die Idee zu diesem Buch. „Nach diesem Abend testete ich immer mal wieder verschiedene Frauen, ob es ihnen genauso ging wie meinen Freundinnen und mir. Und was soll ich sagen? Viele bejahten nicht nur meine Frage, sondern hatten auch eine kleine oder große Story auf Lager. Von „einfach nur absurd“ bis „absolut schockierend“ war alles dabei. In diesem Buch habe ich elf davon festgehalten (...).“ (Seite 7)


    1. Einen prominenten Fußballer lernt Immobilienmaklerin Andrea kennen. Eine leidenschaftliche Beziehung beginnt. Mit Freude vermittelt sie ihrem Lars eine noble Villa für die gemeinsame Zukunft. Die Sache hat nur einen Haken ...


    2. Mit einem erfolgreichen Paparazzo lässt sich die Volontärin einer Berliner Presseagentur ein. Doch mit dem Part der zweiten Geige gibt Petra sich nicht zufrieden ...


    3. Eine gute Partie hat die zahnmedizinische Fachangestellte Conny gemacht: den angehenden Rechtsanwalt Karsten. Doch der Ärmste ist ja soooo im Prüfungsstress!


    4. Ein Urlaub auf Fuerteventura soll Bernhard und Diana ein bisschen Erholung bringen. Was dort geschieht, öffnet der jungen Erzieherin die Augen ...


    5. Von einem Arschloch zum anderen wandert die Steuerfachangestellte Julie. Erst erwischt sie ihren Lebensgefährten in flagranti mit einer Kollegin, und dann hat das Online-Date nicht alle Latten am Zaun ...


    6. Richtig übel erwischt hat es die Bankkaufrau Elke. Sie wird von ihrem Lebensgefährten körperlich misshandelt. Wie wird man einen Typen wieder los, vor dem man Todesangst hat?


    7. Ein grundlegendes Missverständnis gibt es zwischen der Kosmetikerin Katja und dem attraktiven Olli. Manche Leute sind einfach nicht von dieser Welt!


    8. Barkeeperin Lara ist mit ihrem Kollegen Rene zusammen. Der ist ein Freund rabiater Eifersuchtsszenen und auch sonst ein ganz reizender Zeitgenosse.


    9. Köchin Paula erfährt es von einer netten älteren Nachbarin: Ihr fieser Ex hat jetzt was mit Senta von nebenan – und deren Freund ahnt nichts davon. Die alte Dame freut sich schon aufs ganz große Kino. Das, denkt Paula, soll sie haben ...


    10. Emma ist sehr jung und einsam. Hätte sie sich sonst mit dem tyrannischen Marc eingelassen? Der motzt so lange an ihrer Figur herum, bis sie sich nichts mehr zu essen traut.


    11. Rundfunkredakteurin Melanie hätte es besser wissen müssen. Schließlich kennt sie die Branche. Trotzdem lässt sie sich auf eine Beziehung mit dem Musiker Ivo ein. Der ist andauernd mit seiner Band unterwegs ...


    Selbst einer lebenserfahrenen Leserin bleibt bei manchen Geschichten die Spucke weg. Unfassbar, was es für egoistische, gestörte, kackdreiste und kriminelle Armleuchter gibt! Gehört hat man ja davon, man ist ja nicht weltfremd. Aber hier wird alles so aus der Sicht der Opfer geschildert, dass man einfach mitleiden und mitwüten muss. Wohl der Frau, die eine beste Freundin hat, die ihr aus diesem Schlamassel wieder heraushilft!


    Doch nicht in allen geschilderten Fällen vermag man in den Männern Arschlöcher zu erkennen. Einen der Jungs möchte man direktemang zum Psychiater schicken, andere sind einfach nur naiv und unsensibel, aber nicht vorsätzlich bösartig. Und manchmal, sorry, sind auch die Damen reichlich blauäugig in Geschichten geschlittert, die gar nicht anders ausgehen konnten. Wenn ich mich mit einem Promi-Fotografen/Polizisten/Arzt einlasse, muss ich darauf gefasst sein, dass er aus beruflichen Gründen zu den unmöglichsten Zeiten unterwegs ist und nicht alle Einsätze im voraus planbar sind. Da brauche ich als Partnerin nicht beleidigt zu sein.


    Ein paar der anderen Kasper hätten vielleicht etwas früher den Mund aufmachen und Bescheid sagen sollen, dass sie kein Interesse haben oder eine feste Beziehung derzeit für sie nicht in Frage kommt. Dann hätten die Mädels nicht so viel wertvolle Lebenszeit mit ihnen verbaselt. Aber vielleicht haben die Herren selber nicht gewusst, was sie wollen. Die solchen müssen wohl noch ein bisschen nachreifen.


    Unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall - so wie ein gepflegter Mädels-Tratsch-Abend. „Haste schon gehört, was der XY passiert ist? Wirklich unglaublich!“ Und schon fühlt man sich mit seinen eigenen Flop-Stories nicht mehr ganz so einzigartig dämlich.


    Die Autorin denkt schon über eine Fortsetzung des Buchs nach: „Ich bin uberzeugt: Nahezu jede Frau könnte mindestens eine Geschichte zu einem Fortsetzungsband beisteuern. Stoff und Lust fur ein weiteres Buch wären damit vorhanden. Ich freue mich jetzt schon auf die Post der Leserinnen und verspreche hiermit, dass ich jede einzelne Zuschrift lesen werde.


    Auf der anderen Seite hat aber auch sicherlich jeder Mann mindestens eine blöde Kuh in seinem Leben getroffen, sodass auch eine Umkehrung denkbar ist. (...) Eben weil es männliche wie weibliche Vertreter gibt, heißt es meiner Überzeugung nach auch DAS Arschloch.“ (Quelle: Pressemappe des Verlags)


    Aus dem Arschloch-Thema könnte man mühelos eine ganze Reihe machen. Schließlich gibt’s überall welche. Ja, auch Arschlöcherinnen! :-) Man begegnet ihnen im Berufsleben, in der Freizeit (ich sage nur: Vereinsleben!), mitunter in der eigenen Verwandtschaft – und sehr oft dann, wenn man als Kunde ein Problem hat und auf der Suche nach einer Lösung ist. Solltest du also beim Lesen dieses Buchs blöd auf den Titel hin angequatscht werden, sag einfach: „Ruhe! Sonst landest du in Band drei!“


    Die Autorin
    Wilma Bögel, Jahrgang 1980, hat als Redakteurin, Projektmanagerin im Corporate Publishing und in Verlagen gearbeitet. Heute lebt und arbeitet die gebürtige Westfälin als Autorin in der Schweiz.



    Foto: Moritz Thau, Quelle: Pressemappe des Verlags

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Solche Titel scheinen grad in zu sein. "Ich arbeite in einem Irrenhaus" - "Ich denke, also spinn ich"- "the No-Asshole-Rule" - "König Arsch" ...

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()

  • Der Titel gefällt mir ehrlich gesgat auf Anhieb nicht so, der Inhalt scheint jedoch echt unterhaltsam zu sein. Werd ich unbedingt mal zwischendurch lesen. (:

    Destiny is for losers. It's just a stupid excuse to wait for things to happen instead of making them happen.


    -inaktiv-