Die Wälder am Fluss - Joe R. Lansdale

  • Broschiert: 366 Seiten
    Verlag: Dumont Buchverlag; Auflage: 1 (17. Februar 2011)
    ISBN: 978-3832161521
    Preis: Euro 9.99 / CHF 14.90


    Autor


    Joe R. Lansdale gehört mit zahlreichen Romanen und Erzählbänden zu den Stars der amerikanischen Kriminalliteratur. Er wurde mit dem American Mystery Award, dem British Fantasy Award und viermal mit dem Preis der Horror Writers of America ausgezeichnet. Joe R. Lansdale lebt in Texas.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Anfang der Dreißigerjahre entdeckt der elfjährige Harry in Texas die Leiche einer Schwarzen. Zusammen mit seiner Schwester macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Lansdales Held, der an Tom Sawyer und Huckleberry Finn erinnert, enthüllt sich die Düsternis eines Faulknerschen Südens voll Aberglaube, Gewalt und Rassismus.


    Meine Meinung


    "Die Wälder, das üppig bewachsene Flussufer sehen wunderschön aus. Die Blätter der Bäume sind saftig grün und schwer vom Regen, die verschlungen Äste der Brombeerbüsche glitzerten und bieten Unterschlupf für Kaninchen und Schlangen. Sogar der giftige Efeu, der sich um die Eichen schlängelte, war so schön grün, dass ich ihn am liebsten berührt hätte. Aber wie bei giftigem Efeu trügt der Schein. Unter all dieser Schönheit bergen die Wälder am Fluss dunkle Dinge..."


    Es ist die wirtschaftlich harte Zeit der Grossen Depression in den dreissiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die Rezession Amerika voll in ihren bösartigen Klauen hatte. Harrys Familie lebt auf einer kleinen Farm am Rande von dunklen Wäldern im tiefen Süden Amerikas nahe einem Fluss. Der Vater arbeitet als Constable und Friseur und sie können sich mit dem wenigen Geld gerade so über Wasser halten und überleben. Eines Tages, als der elfjährige Harry seinen schwer verletzen Hund Toby von seinen Leiden erlösen sollte, findet er eine übel zugerichtete Leiche einer dunkelhäutigen Frau in den dornigen Büschen am Flussufer. Harrys Vater, der das Gesetz vertreten will, scheint mit dem Fall überfordert zu sein und stösst auf eine Mauer des Schweigens und Gleichgültigkeit. Niemand hat ein Interesse den Fall einer toten Schwarzen zu untersuchen und schon bald geschehen weitere brutale Morde...


    Nach Kahlschlag ist dies das zweite Buch das ich von Joe R. Lansdale gelesen habe und ich beginne mich langsam in seine Welt hineinzuversetzen und zu verstehen. Ich fühle was ihn antreibt, seine Beweggründe über eine moralische verdorbene, in ihrer Gesinnung fehlgeleitete Gesellschaft zu schreiben. Er zeigt was blinder Hass in den Herzen der Menschen anrichtet und welche Tragik in ihre Handlungen liegt und welche sie auslösen. Die bittere Armut und die Perspektivlosigkeit zu dieser Zeit tut das ihrige dazu und lässt viele Menschen verzweifeln und innerlich abstumpfen. In ihrer Starre und Gefühlskälte verlieren sie jeglichen Gerechtigkeitssinn und sind empfänglich für die krudesten Ideologien was zu einem höchst explosiven Mengengemisch führt.


    Lansdale versteht es eine an und für sich einfache Geschichte in einer eingängigen Sprache zu erzählen und löst damit beim Leser unangenehme, klebrige Gefühle aus. Wie die Schwüle an einem heissen Sommertag wenn die Luft zum schneiden dick ist und sich schliesslich in einem heftigen Unwetter entlädt, ähnlich denen die regelmässig über Texas hinwegfegen und nichts als Verwüstung hinterlassen. Aber er liebt seine Heimat, die amerikanischen Südstaaten, über alles und dies wird aus seinen Beschreibungen deutlich, allerdings muss man diese manchmal zwischen den Zeilen suchen und sie erreichen den Leser nur in seinem Unterbewusstsein. Obwohl die Aufklärung der Morde das Handlungsgerüst darstellen geht es nicht primär um die Auflösung der Verbrechen es geht um weit mehr... auch wenn Lansdale die Moralkeule gelegentlich etwas zu oft schwingt.


    Warme Tage, kalte Nächte, dunkle Wälder und ein schäumender Fluss. Blätter in vielen Farben, der Mond hell und golden... Düsternis, Aberglaube, Gewalt und Rassismus! Ein ausdruckstarkes Buch voller Gegensätze! 9 Eulenpunkte.