Alles auf eine Karte - MC Rene

  • Über den Autor
    René El Khazraje, Jahrgang 1976, galt in den 90er Jahren als einer der talentiertesten HipHopper des Landes, er hatte einen Plattenvertrag, tausende Fans, eine Show beim Musiksender Viva und später ein eigenes Musiklabel. Nach einem Ausflug ins bürgerliche Leben setzte er alles auf eine Karte, kaufte sich eine Bahncard 100, verschenkte Hab und Gut, kündigte seine Wohnung - und reist seitdem durch Deutschland mit dem Ziel, wieder auf die Bühne zurückzukehren.


    Kurzbeschreibung
    12 Monate. 102 Auftritte. 146 560 Schienenkilometer. 1 Traum. Das alte Leben hinter sich lassen. Den Job hinschmeißen, die Wohnung kündigen, Hab und Gut verscherbeln. Alles, was bleibt, ist ein Koffer, die Bahncard 100 und das Ziel: zurück auf die Bühne. MC Rene comedyrappt sich durch Landgasthöfe und Fußgängerzonen, von Provinzbahnhöfen in die DB-Lounge. Ob er ankommt? Vielleicht bei sich selbst.


    Meine Rezension
    Stefan Eckert. Das ist das Alias des Autors René El Khazraje, das er sich für seinen ungeliebten Job in einem Callcenter zugelegt hat, denn seinen echten Namen können viele selbst auch mit buchstabieren nicht korrekt schreiben. Der Job frustriert ihn im gleichen Maß, in dem seine Kundenanrufe an Erfolglosigkeit zunehmen. In den 80ern war er ein leidlich bekannter HipHopper, doch davon ist nichts mehr übrig außer dem „stillgelegten“ Traum einer Comedy-Karriere. Doch als sein Berufsfrust den Höhepunkt erreicht, beschließt er, einer versponnenen Idee eine Chance zu geben und ein Jahr als Comedian durch Deutschland zu tingeln. Um dies zu realisieren, kündigt er seine Wohnung und legt sich eine Bahncard 100 zu, damit er allzeit umsonst mit der Bahn fahren kann. Und so macht er sich ohne Netz und doppelten Boden auf die Reise: er kündigt seine Wohnung, verschenkt seinen Hausrat und zieht mit Bahncard und einem großen Reisekoffer, der seine gesamte Habe enthält, los…


    In diesem Buch erzählt René von seinen Erlebnissen in einem verrückten Jahr, von Auftritten vor nur einer Handvoll Leuten und vom Leben aus dem Koffer. Dabei kann er den Rapper und HipHopper nicht ganz verleugnen, denn von Zeit zu Zeit schleichen sich schon Begriffe wie „tight“ oder „fresh“ in sein Vokabular ein.


    Ich fand die Geschichte dieses Jahrs interessant zu lesen, denn das ist etwas, was ich nie machen würde und wonach ich noch nicht einmal das Bedürfnis habe. Und auch, wenn ich mich weder für Hip Hop noch für Comedy besonders interessiere, bleibt es doch ein nett zu lesendes Roadbook eines nicht unsympathischen Leichtfußes.


    Das Layout des Buches finde ich ganz gut gemacht – MC Renes „Bahnjahr“ ist nicht 08/15, da würde auch ein Standardlayout nicht dazu passen. Die Handvoll eingestreuter Fotos rundet das Ganze noch ab.


    Natürlich ist das Buch kein literarischer Wurf, aber das soll es auch gar nicht sein. Es ist ein authentischer und interessanter Bericht über eine Art Aussteigerjahr. Wobei MC René das ja eher als Einsteigerjahr sieht. Bin gespannt, ob man ihm in den Medien wiederbegegnet.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)