Gunnar Steinbach: Schneller als der Hunger – Böse Geschichten
Btb. 2004. 223 Seiten
ISBN-13: 978-3442731121
Verlagstext:
Neun rabenschwarze Geschichten aus dem Alltag: so bitterböse wie vergnüglich. Lakonisch und treffsicher erzählt.
Der Autor:
Gunnar Steinbach, geboren 1956, arbeitet seit langen Jahren als Journalist und lebt im Westfälischen.
Inhalt:
Die fröhliche Botschaft
Wlachowitcz hat eine Skala, die sein Befinden beschreibt. Sie reicht von -10 bis +10. Momentan steht sie auf einer -9,5. Er ist Pfarrer, aber zwischen ihm und der erfreulichen Flasche Schnaps steht Hetty, seine neue Haushälterin. Und dann kommt auch noch der Metzger, der irgendetwas von ihm verlangt. Wenn er sich nur besser konzentrieren könnte! Erzählt etwas von Gift im Gulasch, wie seltsam. Um Hetty zu entfliehen, geht er mit dem Metzger mit. Ob das gut ist für die Skala?
Ganz normales Mobbing
Bärbel hat es nicht leicht. Sie wohnt noch zu Hause bei Mutti und Vater. Auf der Arbeit gibt es nun die Schlampe Nadine, die alles noch schwieriger macht. Bis dahin ging es noch mit ihren Kollegen, aber jetzt… Nicht mehr mit Bärbel! Sie ist entschlossen, sich zu rächen. In der Apotheke bekommt sie, was sie braucht…
Nicht aufmachen, wenn’s klingelt
Walter ist Witwer. Er führt ein geregeltes Leben, alles ist gut. Auch mit Jupiter klappt es ganz gut. Ein Spaniel, Trudis Überbleibsel. Seine Frau wollte irgendwann unbedingt einen Hund. Aber dann beginnt das Unsägliche: Klingelstreiche. Sie stören ihn. Sehr sogar. Aber Walter ist ein Mann der Tat. Er nimmt die Kriegserklärung an und zieht in den Kampf. Ob er ihn gewinnt?
Reden Sie!
Helene Rudek hat eine beschauliche Pension. Nicht viele Gäste, aber sie kommt zurecht. Immer wieder ist ein Gast dabei, der ihr gerne zuhört, nachdem er von ihrem speziellen Wein getrunken hat. Und dann ist da auch noch Adriano. Er hilft ihr immer, auch an dem Tag, mit dem die Geschichte beginnt:
Frost. Im Schwarzwald auf 735 Meter Höhe im Oktober keine Seltenheit. Man muss damit rechnen. Trotzdem: Wenn man Leichen aus dem Haus schaffen muss, wünscht man es sich ein bisschen wärmer.
Schneller als der Hunger
Arthur Branik hat erkannt, wie man mit Hunger Geschäfte machen kann. Und eins ist klar: er weiß was er will und niemand tanzt ihm auf der Nase herum. Und dann gibt es noch Anna, die polnische Arbeiterin, die herumwirbelt, dass es für zwei reicht. Er schaut ihr gerne beim Arbeiten zu. Sie bringt ihm Geld. Vermutlich war das Handy schuld, dass er eines Tages mit blanken Händen in die Friteuse greift.
Abgeschlossen
Ortwin ist 76 Jahre alt. Mit drei anderen Damen der Seniorenresidenz steht er am Bahnhof, um Käthe abzuholen. Aber am liebsten säße er gemütlich in seinem Lehnstuhl bei einem Glas Wein. Käthe macht ihm Angst. Könnte sie nicht einfach mit dem Zug weiterfahren?
Lackpflege
Reinhold hat ein neues Auto, ein Cabrio. Aber seine Frau und seine beiden Töchter verstehen ihn nicht. Dunkelblau-perlmuttmetallic, das verlangt Handwäsche, keine Frage! Der gemeinsame Urlaub könnte so schön sein, wenn es da nicht diese teuflischen Schwalben mit ihrer ätzenden Kacke gäbe.
Blöder Tod
70 Meter Feldweg, die asphaltiert werden und das Leben von Victor Happ verändert sich. Plötzlich kommen schwere Lastwagen durch sein Dorf. Er hat eine lukrative Idee, bei der sein Hanomag eine wichtige Rolle spielt. Aber dann kommt Azer Celak mit seinem Tier, das er den Berg hochpeitscht, millimetergenau am Hanomag vorbei. Aber Victor weiß, sein Tag wird kommen, diesem Teufel die Stirn zu bieten.
Bogdanski
Polizist Eugen Bogdanski ist Frührentner, der Rücken. Er ist ein Mann mit Prinzipien, er sieht nach dem Rechten, z. B. bei der alten Frau Schneider. Doch sie stirbt und das Haus kauft Önder Öztürk. Ein Türke, hier oben auf dem Berg! Soweit ist es gekommen, aber es gibt immer Möglichkeiten und Bogdanski ist schließlich ein ganzer Mann.
Fazit:
Sprachlich sind die Geschichten gewitzt und flüssig geschrieben. Mit einem Augenzwinkern zu lesen, humorvoll und originell. Ich habe mich gut amüsiert.
9 von 10 Punkten