Kurzbeschreibung:
Ein spurlos verschwundener Mann und zwei Leichen bringen die Bremer Schriftstellerin Paula in Verdacht. Der Verschwundene war ihr verflossener Liebhaber. Allerdings scheint es bisher so, als ob sie sich damit begnüge, ihre Wut in literarischer Form abzuarbeiten: Sie beginnt einen Roman, in dem ein treuloser Lover von der verschmähten Frau ermordet wird. Hauptkommissar Strehler heftet sich an ihre Fersen und versucht Beweise zusammenzutragen zunächst ohne Erfolg. Doch er gibt nicht auf...
Über die Autorin:
Elke M. Weiß stammt aus Bad Wildbad im Schwarzwald und lebt seit über 30 Jahren in Bremen. Sie ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und arbeitete lange als Dozentin an der dortigen Universität. Seit 2001 ist sie schriftstellerisch tätig. Sie schreibt Lyrik und Prosa und veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien. Sie ist Mitglied des Bremer Literaturkontors sowie des virtuellen Literaturhauses Bremen.
Meine Rezension:
Paula ist Mitte 50 und steckt in einer Ehekrise. Ihr Mann, ein Universitätsprofessor im Ruhestand, mit dem sie früher tolle Reisen unternahm, hat an nichts mehr Interesse und macht sich sogar über ihren Besuch in einem Workshop für kreatives Schreiben lustig. Kein Wunder, dass sie empfänglich ist für den charmanten Simon, der denselben Kurs besucht, und mit ihm eine Affäre beginnt. Als diese jedoch plötzlich endet, sinnt sie auf Rache und beginnt einen Roman, in dem eine verlassene Frau ihren Liebhaber mit einem perfekten Mord umbringen will. Als Simon jedoch plötzlich verschwindet, wird der ermittelnde Hauptkommissar hellhörig und verdächtigt Paula, etwas mit dem Verschwinden Simons zu tun zu haben...
So weit so gut - eine (zwar nicht ganz neue, aber dennoch) originelle Idee, die Autorin Elke Marion Weiß in ihrem neusten Roman verarbeitet und die neugierig macht, zu erfahren, was sich hinter dieser Geschichte, einem Roman im Roman, verbirgt. Paula ist eine liebenswerte Frau, mit der man sich identifizieren kann, die Empathie auslöst und der man viele glückliche private Momente und auch Erfolg mit ihrem Roman gönnt, in dem sie ihre Rachegelüste frei von der Leber weg beschreiben und in die Tat umsetzen kann.
Tatsächlich nimmt der Leser direkt an der Entstehungsgeschichte und auch am Schreibprozess teil: Man erfährt die dramaturgischen Überlegungen, die Paula anstellt und liest Textauszüge aus dem Roman, dem sich Paula mit Haut und Haaren widmet. Der Schreibstil Paulas ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig - umso erstaunlicher ist die etwas unglaubwürdige Entwicklung, die ihr Roman nimmt. Nicht nur das irritiert den Leser, auch die unvorhergesehenen Sprünge in der Haupthandlung und die vielen - teilweise nur angerissenen - Nebenschauplätze und Figuren, zu denen man keine echte Beziehung aufbauen kann, vermitteln einen etwas zerfahrenen Eindruck, bei dem der rote Faden nur schwer entdeckt werden kann. Dank des lebendigen Erzählstils von Elke Marion Weiss und der Neugier auf die Wahrheit, die von ihr bis zum Ende aufrechtgehalten wird, lässt sich der Roman flüssig lesen und schürt mit jedem Kapitel die Erwartung auf eine große Schluss-Pointe mit Aha-Effekt, der das bisher Gelesene in einem anderen Licht erscheinen lässt - was jedoch leider nicht geschieht. Der rote Faden verliert sich und - zumindest in meinem Fall - bleibt eine ratlose Leserin zurück, die sich von der ungewissen Reise nach Samarkand mehr erhofft hat und sich des Gefühls nicht erwehren kann, dass das Potenzial der Idee nicht vollständig ausgeschöpft wurde.