Die dunkle Muse - Armin Öhri

  • Als historischer Krimi könnte dieser Roman genauso gut in der Kategorie "Historisches" stehen!


    Kurzbeschreibung:
    Berlin 1865. Julius Bentheim, junger Student der Rechte, verdient sich ein Zubrot als Tatortzeichner. Als eine Prostituierte bestialisch ermordet wird, begleitet er die Ermittlungen. Da alle Beweise gegen den Philosophieprofessor Botho Goltz sprechen, wird dieser vor Gericht gestellt. Julius verfolgt die Verhandlung gegen den vermeintlichen Mörder. Schon bald erkennt er die undurchsichtige Strategie des Professors, an deren Ende die Kapitulation des preußischen Rechtsapparats stehen könnte...


    Über den Autor:
    Der Liechtensteiner Autor Armin Öhri, geb. 1978, lebt in Grabs im St. Galler Rheintal. Seit mehreren Jahren ist er im Bildungswesen tätig und arbeitet an einer Berufs- und Handelsschule.


    Meine Rezension:
    Im Berlin des Jahres 1865 kennt man noch keine Fingerabdrücke oder DNA-Spuren als Beweise für Verbrechen und selbst die Fotos am Tatort sind aufwändig zu machen und werden daher oft von einem Zeichner gemacht. Jurastudent Julius Bentheim, die Hauptfigur dieses historischen Romans, verdient sich als Tatortzeichner ein bisschen Geld nebenbei und ist so nicht nur bei der Tatortbesichtigung eines brutalen Prostituiertenmordes, sondern auch bei der anschließenden Gerichtsverhandlung als Gerichtszeichner dabei - eine außergewöhnliche Perspektive in einem originellen Kriminalroman, der gleich in mehrerer Hinsicht Vergnügen bereitet. Auffallend ist, dass Autor Armin Öhri eine sehr kompakte und stringente Erzählweise hat, er fabuliert nicht, um eine dichte Atmosphäre zu schaffen, sondern kommt schnell zum Wesentlichen. Dabei spickt er seine Geschichte jedoch fast beiläufig mit informativen Details, die dem Leser einen interessanten Einblick in das damalige Rechtssystem und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten des alltäglichen Lebens geben. Geschickt werden historische Persönlichkeiten wie Theodor Fontane oder Fanny Lewald in das Geschehen eingebunden. Die Handlung birgt einige Überraschungen und regt zum Nachdenken über auch heute noch aktuelle Themen wie die Todesstrafe an. Auch wenn am Ende alle offenen Fragen dieses ungewöhnlichen Kriminalfalls zufreidenstellend beantwortet sind, so bleiben doch einige Ereignisse aus Julius Bentheims Privatleben in der Schwebe, die - so der Autor - in dem zweiten Fall Bentheims fortgesetzt werden. Ich freue mich darauf!


    8 Punkte von mir!