Irvin D. Yalom - Das Spinoza-Problem

  • Titel: Das Spinoza-Problem
    Autor: Irvin D. Yalom
    Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Liselotte Prugger
    Verlag: btb
    Erschienen: Juli 2012
    Seitenzahl: 480
    ISBN-10: 344275285X
    ISBN-13: 978-3442752850
    Preis: 22.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Der jüdische Philosoph Spinoza und der nationalsozialistische Politiker Alfred Rosenberg - nicht nur Jahrhunderte liegen zwischen ihnen, auch ihre Weltanschauungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine ein unbeugsamer Freigeist, der wegen seiner religionskritischen Ansichten aus der jüdischen Gemeinde verbannt wurde und heute als Begründer der modernen Bibelkritik gilt. Der andere ein verbohrter, von Hass zerfressener Antisemit, dessen Schriften ihn zum führenden Ideologen des nationalsozialistischen Regimes machten und der dafür bei den Nürnberger Prozessen zur Rechenschaft gezogen wurde. Und trotzdem gibt es eine Verbindung zwischen ihnen, von der kaum jemand weiß, denn bis zu seinem Tod war Rosenberg wie besessen vom Werk des jüdischen Rationalisten.

    Der Autor:
    Irvin D. Yalom wurde 1931 als Sohn russischer Einwanderer in Washington, D.C. geboren. Er gilt als einer der einflussreichsten Psychoanalytiker in den USA und ist vielfach ausgezeichnet. Seine Fachbücher gelten als Klassiker.


    Meine Meinung:
    Irvin D. Yalom stellt in diesem Buch die Lebenswege dieser beiden grundverschiedenen Männer gegenüber. Da ist der Judenhasser Rosenberg, eine der führenden Nazi-Ideologen, und dann ist da der Philosoph Spinoza, der immer auf der Suche nach Wahrheit ist und der die Freiheit des Denkens über alles stellt. Spinoza ausgeschlossen auf Lebenszeit von der jüdischen Gemeinde, hat sich zeitlebens nie verbiegen lassen – immer ist er unbeirrt seinen Weg gegangen. Rosenberg dagegen konnte seinen Judenhass kaum rational erklären. Ein im Grunde relativ dummer Mensch, der sich die philosophischen Grundlagen immer so hinbog, dass sie in sein krudes Weltbild passten.


    In diesem Buch erfährt der Leser sehr viel über die Juden, den jüdischen Glauben aber eben auch über die Verbohrtheit des jüdischen Glaubens – etwas was genau genommen auf alle Glaubensrichtungen zutrifft, die Verweigerung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Aber der Leser erfährt auch viel über die Nazi-Ideologie, dieses durch Okkultismus angereicherte dumme Gestammel einiger Blut-und-Boden-Ideologen, die nicht müde wurden, für alles Schlechte und jegliches Unglück die Juden verantwortlich zu machen.


    Yalom hat einen sehr gut zu lesenden Roman geschrieben, bei dem man wie „nebenbei“ noch eine Menge lernen kann – wenn man die eigene Verbohrtheit vielleicht einfach mal für einen Augenblick Beiseiteschieben kann. Denn bei aller Bibelkritik war Spinoza immer tolerant und aufgeschlossen denen gegenüber, die eine andere Meinung vertraten, die glaubten. Nie hätte er sie als „Spinner“ oder gar „Idioten“ bezeichnet – immer war er auch bereit die andere Seite anzuhören.


    Diese Einstellung Spinozas, sein tolerantes Wesen wird in diesem Buch sehr anschaulich geschildert. Und man kann manchen unserer fundamentalistischen Glaubenshasser einfach nur empfehlen, sich einfach mal mit Spinoza zu befassen statt immer wieder ihre ideologischen Scheiterhaufen zu entzünden.


    Und Yalom macht auch deutlich, dass Rosenberg eigentlich eine „ganz arme Kreatur“ gewesen ist. Für seine Unfähigkeit und seinen begrenzten Intellekt machte er die Juden verantwortlich und war zudem auch noch von Neid zerfressen auf die großen jüdischen Geister. Vielleicht aber konnte er es auch nicht verwinden, dass offenbare auch einige Tropfen dieses „verhassten jüdischen Blutes“ in seinem Körper vorhanden waren. Denn der Name „Rosenberg“ könnte schon ein Anhaltspunkt für das Vorhandensein jüdischer Vorfahren sein.


    Ein sehr lesenswertes Buch. Alles wird sehr anschaulich beschrieben. Eine klare Leseempfehlung von mir.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.