Erschienen 03/12
174 Seiten
ISBN-13: 978-3352008313
Kurzbeschreibung:
Eiland des Glücks Die Kunsthistorikerin Lea erfährt, dass es auf einer Hallig ein Objekt gibt, dessen Herkunft unklar ist: eine Christus-Figur, die das Meer im 19. Jahrhundert angespült hat. Da Lea nach einer schweren Operation viel Zeit hat, macht sie sich zu Recherchezwecken auf nach Hooge – und verfällt sofort dem Zauber des winzigen Fleckchens Erde. Als sie dort dem Sylter Orgelbauer Christoph begegnet, verliebt sie sich. Gemeinsam spazieren sie stundenlang auf dem Deich, können über alles reden, genießen die Idylle und beschließen, gemeinsam auf Hooge zu bleiben. Doch als sich ein Insulaner schwer verletzt und ärztliche Hilfe erst Stunden später naht, wird Lea unsicher – und die Schatten ihrer Krankheit kehren zurück.
Über den Autor:
Lena Johannson, 1967 in Reinbek bei Hamburg geboren, war Buchhändlerin, bevor sie freie Autorin wurde. Vor einiger Zeit erfüllte sich Lena Johannson einen Traum und zog an die Ostsee. Bei Rütten & Loening erschienen von ihr bisher die Bände „Dünenmond“ und „Rügensommer“.
Lena Johannson hat diesen Roman in ihrer Zeit als "Halligschreiberin" verfasst. Ihre Eindrücke von dieser Zeit und der Buchpräsentation hat sie auf ihrer Homepage dargestellt. Lesens- und betrachtenswert!
Meine Meinung:
Ein Fenster steht am Anfang und am Ende dieses Romanes. Ein Fenster in der Kirche auf Hallig Hooge. Es zeigt einen Ertrinkenden, der in Todesangst seine Arme nach Jesus Christus austreckt.
"Ein Motiv mit Symbolkraft", sagte der Pastor und lächelte versonnen."Das ist Petrus". Er deutete auf den Ertrinkenden."Er konnte über das Wasser gehen, genau wie Jesus. Aber nur so lange, bis er die Angst zuließ. Sobald ihm das Vertrauen abhandenkam, versank er."
Ich finde, die Kurzbeschreibung erzählt schon viel zuviel von der Geschichte um die es geht. Eine Geschichte in einem Büchlein, klein an Format und gering an Seitenzahl, ein Format, dass ich in wenigen Jahren werde nicht mehr ohne Lupe lesen können. Als Taschenbuch im Normalformat mit normaler Schriftgröße hätte das vielleicht 250 Seiten ergeben, das Handtaschenformat für die Dame konveniert dem Herren nicht. Aber der Inhalt. Was vom Cover und Klappentext als schöner Sommerroman mit viel Atmosphäre und Lokalkolorit daherkommt ist ein echter Lena Johannsen und gehört darum hierher, nicht in Romance/Chicklit. Es geht um ein durchaus ernstes Thema, das aber mit gewohnt leichter Hand (wieviel schwere Arbeit da drinstecken mag kann man beim Lesen nur erahnen) beschrieben wird.
Eine junge Frau bekommt einen gewaltigen Schuss vor den Bug, wird aus ihrem alten Leben herausgeworfen, aus ihren Beziehungen und Freundeskreisen- weil sie eine schwere lebensbedrohliche Krankheit hinter sich gebracht hat. Wir erleben sie jetzt in der Phase danach, wo sie behutsam versucht das Leben wieder anzunehmen, sich neu zu orientieren, neue Bezüge, neue Orientierungspunkte zu suchen. Daher macht sie ein Projekt auf Hallig Hooge mit, das sich "Hand gegen Koje" nennt. Vier Stunden täglich ehrenamtliche Mitarbeit auf der Hallig gegen eine freie Koje, eine kostenlose Unterkunft also. Sie ist begeistert von der Warmherzigkeit der "Hallig-Lüüd", man duzt sich unter den 107 Bewohnern und man kennt sich, jeder jeden und jeder weiß alles von jedem- sehr ungewohnt und neu für die Großstädterin aus Dortmund. Als sie dann noch einen Mann kennen lernt, wird das Leben für sie fast wieder zu viel und bevor sie vor dem neuen Leben wieder auf den Kontinent flieht, steht sie wieder vor dem Fenster in der Kirche.
Ein wirklich schöner, nachdenklicher und doch ganz besonders lebensbejahender Roman, der auf die Halligen und ihre Bewohner neugierig macht.