James Sallis: Deine Augen hat der Tod
Heyne Verlag. 2010. 192 Seiten
ISBN-13: 978-3453434417, 7,95 €
Originaltitel: Death will have your eyes
Übersetzt von: Bernd W. Holzrichter
Copyright by James Sallis 1997
Klappentext:
Du entkommst mir nicht
In seinem früheren Leben war David Agent einer Eliteeinheit, ein Killer im Auftrag des Staates. Doch als eines Nachts das Telefon klingelt, weiß er, dass man seiner eigenen Vergangenheit nicht entfliehen kann, egal wie sehr man es auch versucht. Angeblich zieht ein ehemaliger Kamerad eine Blutspur durch Amerika, und nur David kann ihn zur Strecke bringen. Der gnadenlose Kampf mit einem Schatten beginnt …
Zum Autor:
James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaften in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Romanreihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Seine Kriminalromane wurden mehrfach für Literaturpreise nominiert, u.a. für den Edgar, den Shamus und den Gold Dagger Award. 2008 wurde James Sallis mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Er lebt in Phoenix, Arizona.
Meine Meinung:
Der Existentialismus, dargestellt anhand des Lebens eines Profikillers, bildet, in elegischem Tonfall geschildert, die Grundlage dieses Romans.
Wer einen knallharten Actionthriller sucht, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Er wird zwangsläufig enttäuscht werden. Vielmehr erinnert die Reise des Killers David an Becketts Theaterstück „Warten auf Godot“, was sich nicht zuletzt auch in dem etwas nebulös bleibenden Schluss niederschlägt.
Die Szenen, in denen David nur knapp dem Tod entgeht oder die tatsächlich als Actionszenen betrachtet werden können, werden nüchtern und wie mit leichter Verwunderung geschildert, als würde man die Welt durch einen Schleier wahrnehmen.
Sprachlich glänzt der Autor mit aus Buchstaben gefertigten Bildern, die zum philosophischen Einschlag des Romans passen.
S. 55
Dinge versuchen, sich zu verbinden. Verschwenderischer Regen strömt aus einem Himmel, in den Bäume wie flehende Hände emporragen. Tage tragen uns leicht über die Oberfläche der Welt, während die Erde jedes Jahr härter an uns zerrt, uns wie ein verschmähter Liebhaber, allerdings viel hartnäckiger, daran erinnert, wie sehr sie uns will.
S. 191
Um zu entdecken, was wir wissen, müssen wir nur entscheiden, was wir nicht sehen werden. Meine Erinnerungen könnten sehr wohl falsch sein, aber sie würden letztendlich genauso dienlich sein wie alle anderen. Jeden Tag rekonstruieren wir uns aus dem Bergungsgut unserer vorherigen Tage.
Der Titel des Buches, über dessen Bedeutung man nachdenken kann, wurde einem Zitat von Cesare Pavese entliehen, das als Auftakt zum Roman abgedruckt wird:
Kommen wird der Tod, und er wird deine Augen haben. Cesare Pavese
Ein Buch, das aus der Masse heraussticht, aber keinesfalls mit der knallharten Action von „Driver“ des Autors verglichen werden kann.
Ich gebe 9 von 10 Punkten.