Titel: Nach fünf Jahren
Autor: Herbert Schlüter
Verlag: Lilienfeld
Erschienen: August 2008
Seitenzahl: 190
ISBN-10: 3940357065
ISBN-13: 978-3940357069
Preis: 19.90 EUR
Kurzbeschreibung (Quelle: www.amazon.de
Sommer auf einem märkischen Landgut, Jugendlieben, Verstrickungen, Hoffnungen und die Verwandlungen durch die Zeit: Er ist immer der etwas verliebte, zurückhaltende Beobachter - mit dreizehn Jahren, als er das erste Mal in den Sommerferien auf den Landsitz seiner Cousine Victoria kommt, und auch fünf Jahre später, als alles plötzlich verfälscht und entzaubert erscheint. Es ist ein sensibler und klarsichtiger Held, der hier die erotischen Zweideutigkeiten der Erwachsenenwelt beschreibt, die Seltsamkeiten der Liebe und die Wandlung vom Zauber des Neuen, wenn man jung ist, zur schalen Ernüchterung, wenn die Illusionen schwinden.
Der Autor:
Herbert Schlüter, 1906 in Berlin geboren, gehörte Ende der zwanziger Jahre zu den vielversprechendsten Autoren des "Jüngsten Deutschlands", dem auch Klaus Mann verbunden war. 1933 ging Herbert Schlüter freiwillig ins Exil, das ihn u.a. über Paris, Mallorca und Dubrovnik nach Italien führte, wo er sich 1938 niederließ. Auch während dieser Zeit blieb er in freundschaftlichem Kontakt mit Klaus Mann. 1941 wurde er zur Luftwaffe als Dolmetscher eingezogen und kam bei Kriegsende in Gefangenschaft. Seit 1948 lebte er in München, arbeitete zunächst als freier Lektor und ab 1957 als hochangesehener Übersetzer
(u.a. des Gesamtwerks von Giorgio Bassani). 2004 ist Herbert Schlüter gestorben.
Meine Meinung:
Dieser Roman, so scheint es, wurde mit ruhiger Hand geschrieben. Empfindsam und mit leiser Melancholie geht der Autor hier zu Werke. Manchmal ist man als Leser an Eduard von Keyserling erinnert, der genau wie Herbert Schlüter zu unrecht scheinbar vergessen ist, trotzdem aber haben weder von Keyserling noch Schlüter zwischenzeitlich Staub angesetzt. Herbert Schlüters Roman ist genaugenommen zeitlos. Beschrieben wird die Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen. Und im Zeitraum von fünf Jahren verändern sich die Dinge, nehmen andere Formen und Farben an. Was einstmals bunt war kann jetzt grau geworden sein. Illusionen lösen sich teilweise auf wie Luftblasen. Und die Floskel "Zeiten ändern sich" wird auf einmal zur zutreffenden Metapher.
Herbert Schlüter gehört auch zu der Gruppe von Autoren für die Sprache mehr war als nur ein Kommunikationsmittel. Sprache in ihrem ganzen Facettenreichtum als unerläßliches Handwerkzeug für die schreibende Zunft - etwas was man bei sehr vielen Autorinnen und Autoren von heute so schmerzlich vermisst. Sprache als Kunstform? Vielleicht kann man Herbert Schlüters Roman dort auch einordnen. Eine Einordnung die wohl besser jeder für sich individuell vornehmen sollte.
Ein wirklich lesenswerter Roman von einem Schriftsteller der es verdient hätte "wiederbelebt" zu werden.
8 Eulenpunkte