Ein Zimmer im Haus des Krieges - Christoph Peters

  • Kurzbeschreibung:
    Ägypten, Luxor, 1993: Gemeinsam mit einigen arabischen Mitkämpfern plant der junge Deutsche Jochen Sawatzky einen Anschlag auf einen Tempel. Doch als die Attentäter den Nil überqueren, geraten sie in einen Hinterhalt von Polizei und Militär. Nur wenige überleben, darunter Sawatzky. Mit dem Fall betraut wird Claus Cismar, der deutsche Botschafter in Ägypten. In langen Gesprächen mit Sawatzky versucht er, die Motive seiner Tat zu ergründen und seine Auslieferung nach Deutschland zu erreichen.


    Autor:
    Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Von 1988 bis 1994 studierte er Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, unter anderem bei Horst Egon Kalinowski und Günter Neusel zuletzt als Meisterschüler von Meuser. Von 1995 bis 2000 arbeitete er als Fluggastkontrolleur am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen.
    Er ist Autor von bislang fünf Romanen sowie mehrerer Erzählungsbände und wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis. Christoph Peters lebt heute in Berlin. Mit seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Veronika Peters, hat er eine Tochter (* 2003).


    Meine Meinung:
    Christoph Peters siedelt seine Geschichte in Ägypten im Jahr 1998 an, veröffentlicht wurde sie 2006. Und sie ist immer noch hochaktuell. Eigentlich sogar noch interessanter, wenn man sie aus der heutigen Perspektive mit der Erfahrung des arabischen Frühlings betrachtet. Ereignisse, die 1998 nicht vorhersehbar waren, oder doch?!?


    Es ist sehr interessant wie Peters die beiden Deutschen in Ägypten gegenüber stellt, die so unterschiedliche Ziele verfolgen. Dabei wird schnell klar, dass der Botschafter Cismar den radikalen Islamisten und mutmasslichen Terroristen Sawatzky insgeheim sogar bewundert. Er beneidet ihn darum, dass er tatsächlich ein Ziel im Leben hat, Ideale, die ihm soviel bedeuten, dass sie seinem Leben Sinn geben und das über den Tod hinaus.


    Dass diese idealistischen Ziele auch mit Gewalt verfolgt werden, erinnert den Botschafter an seine eigene Studentzeit in der Generation der 68er. Er hat sich damals letztlich bewusst gegen die Gewalt entschieden. Doch darüber hinaus hat er sich über die Jahre auch von seinen Idealen verabschiedet - kein so bewusster Prozess aber nichtsdestotrotz mit deutlichen Konsequenzen.


    Cismar kommt in diesem Buch eher wie ein Feigling daher, während der Islamist Sawatzky beim Leser schon eher sowas wie Bewunderung auslösen könnte, zumindest aber Verständnis. Er hat es eben geschafft die Leere in seinem Leben, die er in der westlichen Gesellschaft sehr verbreitet sieht, mit etwas anderem als Drogen oder Konsum (letztlich ja auch eine "Droge") zu füllen. Der Botschafter Cismar erkennt diese Leere auch, zeigt sie sich doch mit schmerzhaften Magengeschwüren. Doch er schafft es nicht etwas dagegen zu tun.


    Die Frauen in dieser Geschichte bleiben leider etwas blass, da sie nur aus Sicht ihres Ehemannes (Cismar) bzw. Freundes (Swatzky) beschrieben werden. Dabei könnten sie durchaus noch ganz andere Perspektiven aufzeigen. Vor allem die moslemische Freundin Sawatzki fand ich sehr stark, da sie deutlich ihre Religion vertrat und dabei gleichzeitig jegliche Gewalt von sich wies. Ich hätte gerne mehr von ihr gelesen.


    So bleiben letztlich die Beweggründe fuer den islamistischen Extremisten auf bekannte Slogan und Parolen beschränkt. Einerseits etwas enttäuschend, andererseits vielleicht auch sehr realistisch.


    Fazit: Ein wichtiges Buch mit interessanten Einblicken in die Konflikte zwischen unserer westlichen Kultur und religiösen Extremisten.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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