EIN SCHÖNER TAG ZUM STERBEN Als Bundeswehrärztin in Afghanistan - Heike Groos

  • Fischer Taschenbuch Verlag; Auflage: 2 (9. September 2011)
    Taschenbuch, 272 Seiten, 9,95 € incl. MwSt.


    Kurzinhalt (Klappentext)
    Ein Knall zerreißt die flirrende Luft auf der Jalalabad Road in Kabul. Dann Stille. Für vier junge deutsche Männer wird der Weg zurück in die Heimat zur Todesfalle. Heike Groos, Bundeswehrärztin in Afghanistan, ist eine der ersten, die die verletzten Soldaten am Ort des Selbstmordanschlags versorgten. Wie Groos sind sie im Glauben an den humanitären Charakter ihres Einsatzes an den Hindukusch gekommen. Doch was die Soldaten, was die Ärzte erwartet, ist die erbarmungslose Realität eines Krieges. Wohin mit dem Schrecken, der Angst, dem Hass, den Bildern, die auch bleiben, wenn man der Hölle längst entkommen ist?


    Autorin
    Heike Groos, geboren 1960 in Gießen, verpflichtete sich nach dem Studium der Humanmedizin als Zeitsoldatin bei der Bundeswehr. Danach arbeitete sie als selbständige Notärztin und Allgemeinmedizinerin und zog fünf Kinder groß. Mit Beginn des Afghanistan-Einsatzes 2001 wurde sie erneut von der Bundeswehr rekrutiert und verbrachte insgesamt zwei Jahre als Oberstabsärztin in Afghanistan. Heute lebt sie in Neuseeland, von wo sie ihre Facebook-Freunde (u. a. auch mich) regelmäßig mit Neuigkeiten und herrlichen Fotos aus diesem fernen Land versorgt.


    Meine Meinung
    In einen anderen Thread als hier bei "Sachbücher / Zeitgeschichte" hätte dieses Buch nicht hineingepasst, aber es passt auch hier nicht so richtig gut. Zweifellos ist es die blanke, blutige Realität eines Krieges, den wir jahrelang nicht einmal als solchen wahrnehmen sollten, die Heike Groos hier beschreibt. Aber es ist eben ihre Realität, das, was sie erfahren, erlebt und überlebt hat. Und was sie dabei gefühlt hat, welche Folgerungen sie für sich und ihr Leben daraus zieht. Ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht also, den sie uns hier liefert, in dem sie sich auch nicht scheut, das Zerbrechen ihrer Ehe zu thematisieren. Dieses lesenswerte Buch hat - bei aller zeitgeschichtlichen und politischen Brisanz - durchaus romanhafte Elemente, autobiografische natürlich. Und die Fragen, die Heike Groos hier aus der Sicht einer Frau aufwirft, die ihrem soldatischen Eid ebenso verpflichtet ist wie dem hippokratischen, sind heute so aktuell wie 2009, als das Buch erstmals erschien. Für mich gehörten die Lektüre des Buches und der Austausch mit der Autorin zu den wichtigsten Vorbereitungen auf meinen eigenen Roman "Die Narben der Hölle".


    Heike Groos hat einen berührenden, sehr persönlichen Erfahrungsbericht geschrieben, stilistisch gekonnt und spannend wie ein Roman. Sie beobachtet scharf, urteilt aber nie vorschnell, bewahrt sich in all dem (auch persönlichen) Leid eine beeindruckende menschliche Wärme. Ich kenne alle deutschsprachigen (und viele englischsprachige) Bücher zum Afghanistankrieg selbst oder vor dessen Hintergrund, egal ob Sachbücher oder Romane. Daher erlaube ich mir das Urteil:
    Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes - man sollte es auf jeden Fall lesen!