Habel – Mohammed Dib

  • Verlag: Donata Kinzelbach, Mainz, 1991
    190 Seiten


    OT: Habel
    Aus dem Französischen von Helga Walter



    Kurzbeschreibung laut Rückseite:
    Habel
    Beschreibt Einsamkeit, Angst und Zweifel eines jungen Mannes im Alptraum Paris;
    Exil, Liebe und Wahnsinn spiegeln sich im Leben wieder im Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident.


    Über den Autor:
    Mohammed Dib wird am 21.Juli 1920 in Westalgerien als Sohn einer verarmten bürgerlichen Familie geboren.
    Nach Studium in Algerien und Marokko schlägt er sich als Volksschullehrer, Buchhalter, Teppichweber und Journalist durchs Leben. 1959 wird er wegen seiner politischen Aktivitäten aus Algerien ausgewiesen und lebte danach in Paris.
    Mohammed Dib war einer der bekanntesten algerischen Schriftsteller französischer Sprache.


    Mein Eindruck:
    Seit einiger Zeit lese ich gerne ausgewählte Romane von Autoren aus dem Maghreb, die ich schon länger besitze, ein zweites Mal.
    Dazu gehört auch der Roman „Habel“ von Mohammed Dib, der im Original 1977 erschienen ist.
    Der Roman hat nichts von seiner literarischen Kraft verloren. Im Gegenteil kommt mir die zeitlose Sprache heutzutage erfrischend lebendig und atmosphärisch dicht vor.
    Dib wagt sogar leichte sprachliche Experimente ohne dass es zu Kosten der Lesbarkeit geht. An einigen Stellen sind sogar typographische Besonderheiten eingebaut. Geschickt werden Perspektivwechsel eingesetzt, innere Reflexionen und äußere Vorgänge werden verbunden. Doch nicht alles wird ausgesprochen, manches bleibt rätselhaft. Habel ist daher kein Roman für Leser, die den Anspruch haben, alles verstehen zu wollen.


    Der Roman beschreibt die Exilsituation. Habel ist ein junger Nordafrikaner von 19 Jahren, der nach Paris emigrierte. Paris wirkt auf ihn wie ein Moloch.
    „groß wie ein Planet, rachsüchtig wie eine Schwiegermutter und ebenso jähzornig“
    „Eine Stadt die sich öffnet wie nur die Wälder sich öffnen können, immer weiter zurückweichend und sich unablässig entziehend“


    Er sieht das Leben auf den Straßen, den Verkehr, die Prostituierten und die Gewalt der Zuhälter, die Clochards, die Touristen, die Kinos und Lokale, während der Jazz in scharfen, spöttischen Rülpsern über die Straßen krächzt


    So wird ein Sog erzeugt, der den Leser mitnimmt in einer Reise in die Unterwelt.


    Der Einsamkeit und Todesnähe setzt Habel die Liebe entgegen.
    Habel ist hin- und hergerissen zwischen der labilen Lily und der stark wirkenden, lebhaften Sabine.
    Es zieht ihn auf die Suche nach Lily, seiner verlorenen Geliebten. Es gibt einige mythische Anspielungen. Abend für Abend wartet er auf den Straßen auf die Begegnung mit dem Engel des Todes.


    Dib, dessen Sätze besondere Eloquenz besitzen, kann sowohl kraftvoll als auch behutsam beschreiben. Er erzeugt einen treibenden Rhythmus der Sprache, der einen Trip ins Phantastische gleicht. Habel ist kein alltägliches Buch und daher eine besondere literarische Erfahrung