Heyne, 1998
158 Seiten
Kurzbeschreibung:
Das harte, abenteuerliche Leben auf See ist Thema dieser Erzählungen von Alistair MacLean, des unbestrittenen Meisters der angelsächsischen Spannungsliteratur.Der Seekrieg spielt eine zentrale Rolle in seinen Romanen, aber auch in seinen Erzählungen, die nach "Einsame See" nun in einem weiteren Band auf Deutsch vorliegen. Alistair MacLean erzählt Geschichten von Krieg und Spionage, von Kämpfen und Katastrophen auf hoher See, von jenen Männern, die tagein, tagaus ihr Leben riskieren.,
Über den Autor:
Der Schotte Alistair MacLean, geboren 1922, gestorben 1987, war ein erfolgreciher Bestseller-Autor von Thrillern und Kriegsromanen. Viele seiner Bücher wurden von Hollywood verfilmt: Die Kanonen von Navarone, Agenten sterben einsam, Eisstation Zebra.
Einige Male schrieb er auch die Drehbücher dazu, z.B. bei Nevada Pass, Das Mörderschiff und Agenten sterben einsam.
Er schrieb auch unter dem Pseudonym Ian Stewart.
Mein Eindruck:
Dieser Band mit Erzählungen des schottischen Schriftstellers Alistair Maclean ist Teil 2 der Originalausgabe The Lonely Sea. (Der erste Band heißt Einsame See und ist nicht Bestandteil dieser Rezension)
Mich hat das Buch interessiert, da es auf unterschiedliche Art den Seekrieg thematisiert. Literarisch ist es gewissen Einschränkungen unterworfen. Der bewährte Romanautor MacLean war nicht unbedingt ein Meister der kurzen Form.
Die erste Story “Die Lancastria berichtet in einem dokumentarischen Stil von einem der größten Seeunglücke der britischen Geschichte. 1940. Das britische Passagierschiff RMS Lancastria hatte tausende Flüchtlinge an Bord als es von 3 Lufttorpedos der deutschen getroffen wurde und sank. Weit über 2000 Menschen starben. Sie ertranken oder wurden im Wasser vom brennenden Öl getötet, denn die Deutschen warfen noch Brandbomben auf das auslaufende Öl des Schiffes.
Die Geschichte ist essayistisch aufbereitet, erhält jedoch durch die Auswahl von mehreren exemplarischen Überlebenden eine Prosaform, auch wenn z.B. Dialoge fehlen.
Alistair MacLean betont natürlich besonders den Heroismus der Soldaten, die Tapferkeit der Überlebenden und die Grausamkeit der Deutschen, doch anzweifeln will ich das nicht. Die Form ist auch etwas der Entstehungsgeschichte geschuldet, denn Die Lancastria ist erstmals 1960 im Sunday Express veröffentlicht.
Ein echtes Stück Prosa hingegen ist McCrimmon und die blauen Mondsteine, das erstaunlicherweise in Alexandria angesiedelt ist, wo das britische Schiff H.M.S. Ilara aufgrund einer Beschädigung durch ein Gefecht hält.
Die Geschichte ist ziemlich dick aufgetragen und gehört eher zum unterdurchschnittlichen, was MacLean so geschrieben hat.
Mir missfällt insbesondere, wie vorurteilsbelastet MacLean die Ägypter beschreibt.
Mit “Sie säubern die Meere” preist MacLean die Leistung der Mienensuchboote.
Zugunsten von realistischen Detailbeschreibungen wird auf eine Ausgestaltung einer fiktiven Geschichte verzichtet.
Die Golduhr ist auch mehr eine Anekdote als eine richtige Kurzgeschichte.
Die City of Benares: Wieder die Geschichte eines Untergangs eines 1940 torpedierten Dampfers. Diese Schiffskatastrophe ist deswegen sehr bekannt, weil 77 Kinder (die nach Kanada evakuiert werden sollten) unter den Todesopfern waren. MacLeans Erzählung konzentriert sich auf die Umstände der Rettung einiger weniger Kinder.
“Das Rendezvous” ist eine der wenigen Erzählungen in diesem Band, in der Maclean seine bevorzugte Erzählweise in erster Person wählt. Es ist eine MacLean-typische Agentenstory, 1943 in Malta und Italien angesiedelt.
Diese Erzählung lässt sich gut lesen und gehört zu den Highlights des Bandes.
Die Jervis Bay: wieder 1940 angesiedelt, werden Versorgungsprobleme während des reges thematisiert.
Autobiographisch ist der abschließende Beitrag “Alistair MacLean über die Annehmlichkeiten und Verpflichtungen des Erfolgs”. Hier gibt der Autor seinen Kritikern Contra, die ihn wegen seiner literarischen Qualität oder des angeblichen Fehlens davon oft angegriffen haben. Verpflichtet sah sich MacLean jedoch in erster Linie seinen Lesern. Es ist aber doch deutlich zu spüren, wie ihn die fehlende Kritikeranerkennung gekränkt hat.