Don DeLillo - Mao II

  • Vorneweg zur Genre-Einteilung. Das Buch ist von 1991, also nicht ganz Zeitgenössisch. Allerdings sind alle anderen Bücher von diesem Autor auch in diese Sparte eingeteilt und woanders passt es meiner Meinung nach auch nicht hin.



    Über den Autor


    Don DeLillo, 1936 geboren in New York, ist der Autor von 15 Romanen und drei Theaterstücken. Seine jüngste Veröffentlichung, der Erzählband »Der Engel Esmeralda«, erscheint 2012 bei Kiepenheuer & Witsch. DeLillos umfangreiches Werk wurde mit dem National Book Award, dem PEN/Faulkner Award for Fiction, dem Jerusalem Prize und der William Dean Howells Medal from the American Academy of Arts and Letters ausgezeichnet. DeLillo lebt in New York.


    Quelle: Amazon



    Inhalt


    Leider kann ich im Internet keinen guten deutschsprachigen Klappentext finden, deshalb gibt es eine kurze, eigene Inhaltsangabe. Mir ist klar, dass diese ein bisschen schwammig ist, aber ich glaube, es hat schon seine Gründe, warum es keine guten Zusammenfassungen von diesem Buch im Internet gibt. Der Inhalt ist sehr komplex und vielschichtig, es gibt eine Reihe von Charakteren die zum Teil nur kurze Berührungspunkte miteinander haben und der Roman wird in verschiedenen Episoden erzählt, wobei DeLillo immer wieder Zeit und Raum überspringt.



    Der Protagonist des Romans ist Bill Gray, ein amerikanischer Schriftsteller, der in völliger Zurückgezogenheit lebt. Der einzige Kontakt zur Außenwelt ist sein Agent und Assistent Scott, sowie Karen, eine Aussteiger aus der Vereinigungskirche, die bei den beiden lebt.
    Die Handlung eigentliche beginnt damit, dass Bill einen Schritt an die Öffentlichkeit wagt, in dem er sich von der Fotografin Brita portraitieren lässt.


    Im Dialog mit den Nebenfiguren kommt das Thema Terrorismus immer häufiger auf. Es kristallisiert sich heraus, dass Bill fürchtet, dass der Terrorist de Autor den Rang ablaufen könnte. Außerdem wurde vor kurzem ein junger Dichter aus der Schweiz von einer Maoisten in Beirut als Geisel genommen.
    Im weiteren Verlauf des Buches unternimmt Bill eine Reise von West nach Ost, die ihn über mehrere Stationen führt. Gleichzeitig erfährt man in mehreren Episoden das Schicksal der anderen Charaktere.



    Meine Meinung


    Ich gebe zu, dass dies auf den ersten Blick verwirrend scheint, und dass sich kein klarer Plot herauskristallisiert. Dieser Eindruck legt sich auch bei der Lektüre des Buches nie so richtig. Dennoch würde ich Mao II jedem ans Herz legen, der ein kluges Buch lesen möchte, dass die jüngere Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger debattiert und das zum Nachdenken anregt. Das 1991 erschiene Buch ist im Jahr 1989 angesetzt, 1989, das ist das Jahr: in dem die Mauer fiel, des Tian’anmen-Massaker, in dem das Internet erfunden wurde, in dem das Ende der Apartheid eingeleitet wurde, in dem Khomeini starb, von Hillsborough und in dem J.D. Salinger (ein Vorbild für Bill Gray) fotografiert wurde u.v.m.


    DeLillo baut all diese Geschehnisse ein und setzt sie in einen Kontext. „The future belongs to the crowds“ (Die Zukunft gehört den Massen) ist sicher das Zitat, das mir am längsten durch den Kopf ging. Und in gewisser Weise ist der Roman unglaublich futuristisch und beschreibt eine Entwicklung der Geschehnisse, die wir jetzt, über 20 Jahre später, mehr und mehr beginnen zu verstehen. DeLillo bedient eine Reihe von Themen – die Einsamkeit des Individuums in der Masse, Ästhetik und Gewalt – und die wie die beiden zueinander in Beziehung stehen oder gar zu einem verschmelzen – Gefangenheit und Freiheit, all das sind die Themen die mir aktueller scheinen, denn je zuvor.


    Deshalb kann ich eine absolute Leseempfehlung für jeden aussprechen, der gerne Literatur lesen möchte, die einen beschäftigt. Nicht von der schwammigen Rezension abschrecken lassen, es mir nur unglaublich schwer diesem komplexen und tiefgründigen Roman gerecht zu werden.

  • Ich habe die englische Ausgabe gelesen. Ich weiß nicht wie gut die Übersetzung gelungen ist, trotzdem würde ich die Originalsprache nur Leuten empfehlen, die sich sicher damit fühlen. Die Sätze sind zwar kurz und relativ simpel, aber ich finde man ist mit dem Inhalt schon genug beschäftigt. ;-)