Kafka, d'Annunzio und die Männer, die vom Himmel fielen
Verlag: Paul Zsolnay
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Kurzbeschreibung:
Unterhaltsam und farbig schildert Peter Demetz das abenteuerliche Spektakel um die Flugschau in Brescia, das gleichzeitig ein Stück Literaturgeschichte ist. An jenem denkwürdigen 11. September 1909 gingen die berühmtesten Piloten mit tollkühnen Fluggeräten an den Start - ein einzigartiges Ereignis, das phantastische Ingenieure, waghalsige Flieger, Visionäre und Künstler aus ganz Europa anzog, unter ihnen Franz Kafka, Gabriele d'Annunzio und Giacomo Puccini.
Über den Autor:
Peter Demetz, 1922 in Prag geboren, flüchtete 1948 in den Westen. Er promovierte sowohl in Prag als auch in Yale, wo er bis zu seiner Emeritierung deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft lehrte. Von 1986 bis 1996 Mitglied der Bachmann-Preis-Jury. Bücher u.a.: "Formen des Realismus" (1964) und "Prag in Schwarz und Gold" (1998).
Mein Eindruck:
Hier möchte ich ein interessantes, geradezu faszinierendes Buch über ein besonderes Ereignis vorstellen. Der 1922 geborene Literaturwissenschaftler Peter Demetz schreibt über die Flugschau von Brescia, die 1909 tausende von Schaulustigen sowie Prominenz anzog. Jeder wollte die Flieger in ihren Aeroplanen sehen, wie sie abheben, oft Bruch machen und Preise gewinnen. Unter den Zuschauern war auch der junge Franz Kafka, noch ziemlich unbekannt zu dieser Zeit, der zusammen mit seinem Freund Max Brod und dessen Bruder Otto anreiste. Sowohl Kafka als auch Max Brod schrieben über das Ereignis. Ich glaube, ich habe vor Jahren Kafkas Zeitungsartikel „Die Aeroplane in Brescia“ in einer Sammlung gelesen, daher interessierten mich Hintergründe besonders.
Es gab aber auch richtige Stars dieser Zeit, die sich einfanden. Zum Beispiel Giacomo Puccini, dessen Oper Madame Butterfly erst wenige Jahre vorher in Brescia Uraufführung hatte. Er war außerdem ein großer Techniknarr. Ein noch größerer Star war damals Gabrielle d´Annunzio, der auf der Flugschau auch unbedingt mitfliegen wollte. Puccini und dÁnnunzio, die künstlerisch nie zusammenarbeiten konnten, obwohl Librettos geplant waren, gingen sich auf der Schau meist aus dem Weg.
Peter Demetz schafft es, das Gefühl dieser Zeit zu zeigen. Seine zum Teil detaillierten Beschreibungen erzeugen Bilder, die man sich gut vorstellen kann. Manchmal glaubt man, selbst unter dem staunenden Publikum zu sein.
Dass Literaturtheorie auch interessant sein kann, zeigen Demetz Ausführungen über Kafkas literarische Entwicklung. Auch Max Brod bekommt ein eigenes Kapitel. Ebenso zeigt er auch Otto Brods Lebensweg, bis dieser 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Auch über Puccinis Leben schreibt Demetz. Das Essay über d'Annanzio nimmt ebenfalls großen Raum ein. Dann folgt ein Panorama über die Flieger.
Trotz des dokumentarischen Stils ist "Die Flugschau von Brescia" kein Sachbuch geworden, sondern dient ganz wie geplant dem Entertainment! Von mir gibt es da ganz dicke 9 Punkte!
ASIN/ISBN: 3552051996 |