Widersprüchliche Konturen – E.M.Cioran

  • Gebundene Ausgabe: 106 Seiten
    Verlag: Suhrkamp


    Kurzbeschreibung:
    Der Essayist E.M.Cioran (1911 bis 1995) ist hierzulande bekannt geworden als ein Seismograph des Verfalls, Philosoph des Scheiterns, als unbedingter Skeptiker, der jede Art von Sicherheit untergräbt, als Moralist ohne den sicheren Boden der Moral.
    Die dreizehn Essays dieses Bandes zeigen einen anderen Cioran: Cioran als Porträtisten, der in Bewunderung und Ablehnung zu verstehen sucht. Ob es sich um seine Freunde Beckett oder Michaux handelt, um sein frühvollendet scheiterndes Jugendidol Weininger, um F.Scott Fitzgerald, dem er das Mißlingen seines Scheiterns vorhält, oder um so unterschiedliche Schriftsteller wie Borges und Ceronetti - an diesen Gestalten blieb Ciorans überwacher Blick haften. Seine literarischen Porträts haben eine Konturenschärfe, die den Porträtisten ebenso lebendig hervortreten läßt wie die Porträtierten.


    Über den Autor:
    E. M. Cioran wurde 1911 in Rasinari bei Hermannstadt in Siebenbürgen als Sohn eines griechisch-orthodoxen Priesters geboren. 1928 bis 1931 Studium der Philosophie an der Universität Bukarest. Bis 1939 erschienen fünf Bücher in rumänischer Sprache. 1937 kam Cioran als Stipendiat nach Paris, wo er als freier Schriftsteller lebte. Er starb am 20.6.1995 in Paris.


    Mein Eindruck:
    In diesem Band sind 13 literarische Portraits über Schriftsteller versammelt, die Cioran im Laufe der Jahre 1959 bis 1984 schrieb.
    Cioran war der düsterste, pessimistischste zeitgenössische Philosoph, aber ich finde in diesen Essays spürt man auch Optimismus und Witz, dazu gehört auch Selbstironie Ich fand einiges sehr interessant.


    Das herausragende Kapitel ist das von 1973 über Samuel Beckett, den Cioran persönlich gut kannte und hier auch wirklich portraitiert.
    Dieses erste Kapitel ist wirklich ein Highlight!


    Überhaupt gefallen mir die Abschnitte am besten, in denen Cioran Persönlichkeiten thematisiert, mit denen er selbst gut bekannt war, z.B. Henri Michaux.


    Oft kommt es mir vor, als berichtet Cioran mehr über sich selbst, wenn er über die Objekte seiner Portraits erzählt. Zum Beispiel in dem Abschnitt über F.Scott Fitzgerald. Mit erzählender amerikanischer Literatur hat Cioran offensichtlich nichts am Hut, aber der Moment der Gebrochenheit und Verwundung Fitzgerald gegen Ende dessen Karriere kann er etwas abgewinnen. Mit der Kritik an Fitzgeralds Ausweichen einer tieferen Selbsterkenntnis, verbindet er möglicherweise ein eigenes Versäumnis.
    Auch bei dem kurzen Abschnitt über Jorge Luis Borges geht die Kritik eher in Richtung Darstellung dieses Schriftstellers in ein vorgegebenes Schema, wie es die Literaturwelt gern hätte. Cioran streicht heraus, dass er an Borges dessen spielerisches Umgehen mit unterschiedlichsten Themen am meisten schätzt.
    Diese Ansätze gemahnen daran, literarische Ergebnisse nicht durch vorgefasste Erwartungen zu verfälschen.


    Dann gibt es noch viele Portraits über Philosophen und Schriftsteller, die ich nicht kenne und die nahezu in eine andere Zeit zu gehören scheinen. Ciorans Art über sie zu schreiben ist sicher nicht geeignet, sie besser kennen zu lernen und einiges ging an mir vorbei. Aber schlecht geschrieben ist das nicht, dazu ist Cioran ein zu brillanter Stilist.


    Erwähnenswert ist dann auch noch das Nachwort von Verena von der Heyden-Rynsch, die das Buch auch aus dem Französischen übersetzt hat.


    ASIN/ISBN: 3518018981