OT: Milano Criminale
Kurzbeschreibung:
Der 27. Februar 1958: Ein ganz normaler Tag in der Via Osoppo, mitten in Mailand. Aus dem Nichts tauchen sieben Bewaffnete auf. Sie rauben vor Aller Augen einen Geldtransporter aus. Und landen den größten Coup in der Geschichte Italiens. Die Menschen feuern die Räuber an. In diesen Zeiten, in denen Armut und Hunger herrschen, sind die Männer Helden, weil sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Unter den Zuschauern befinden sich zwei Jungen, Roberto und Antonio. Angesichts dieser unglaublichen Tat trifft jeder für sich eine Wahl, die sein Leben für immer verändern wird. Ihre Geschichte beginnt in diesem einen Moment. Roberto wird einer der meistgesuchten Gangster Italiens. Eine Legende. Antonio wird Polizist. Ein Jäger, der die größten Verbrecher Italiens – auch Roberto – fassen und dafür alles riskieren wird.
Über den Autor:
Paolo Roversi, geboren 1975 , ist Journalist und lebt in Mailand. Für seinen Kriminalroman "Die linke Hand des Teufels" erhielt er den Premio Camaiore, einen renommierten Preis für Kriminalliteratur. Er gehört zu einer neuen Generation italienischer Kriminalautoren und wird von der Presse hoch gelobt. In Frankreich ist "Milano Criminale" für den Prix Polar nominiert.
Meine Meinung:
Liest man auf der Rückseite des Buches, dass es sich bei diesem Roman von Paolo Roversi um einen "harten und melancholischen Unterwelt-Roman" (Massimo Carlotto) handelt, erwartet man angesichts der Kurzbeschreibung eine hochspannende und tief-emotionale Geschichte über zwei Jungen, die sich im gleichen Moment für einen gegenteiligen Lebensweg entscheiden. Diese Grundidee ist zwar nicht unbedingt neu, aber birgt so viel Potenzial, dass sie - gut und raffiniert erzählt - immer wieder gerne gelesen wird. Genau daran ist das Lesevergnügen bei mir persönlich gescheitert: am sehr eigenwilligen Erzählstil von Paolo Roversi. Er erzählt nüchtern, distanziert, fast spröde. Seine Geschichte hat stilistisch mehr etwas von einem Bericht als von einem Roman, der es darauf anlegt, den Leser zu fesseln, ihn mitzureißen, ihn selbst Emotionen erleben zu lassen. Tatsächlich werden jedoch fast emotionslos Episoden im Leben der beiden Protagonisten beschrieben, die fast schon aus einem Ermittlungsbericht oder einem Drehbuch für ein Theaterstück stammen könnten, auch wenn sie durchaus mit Einblicken in das Innenleben der beiden ergänzt werden. Dabei gibt es in dem Roman neben den beiden Hauptfiguren noch zahlreiche weitere interessante Persönlichkeiten und es ist eine spannende Zeit, in der die Geschichte spielt: Italien wird von Studentenunruhen und einer zunehmendem Banden-Kriminalität überschwemmt, die Polizei scheint viel zu oft macht- und hilflos und steckt - zumindest was die Demonstrationen von Studenten und Gewerkschaften angeht - in einem Konflikt, da viele von ihnen durchaus auch Verständnis für die Anliegen der Protestierenden haben.
"Milano Criminale" gibt einen guten Überblick über die politischen, gesellschaftlichen und kriminellen Ereignisse Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in Mailand und Italien, vermag aber wegen seines sperrigen und distanzierten Stils dennoch nicht, jeden Leser in dieser aufgeheizten Atmosphäre einzufangen. Wer es jedoch schnörkellos mag, den könnte der Roman faszinieren, deshalb empfehle ich allen Neugierigen einmal ins Buch reinzulesen!
Von mir gibt es aber leider nur 6 Punkte.