Herren des Strandes - Jorge Amado

  • Verlag: rororo
    Taschenbuch: 288 Seiten


    Originaltitel: Capitaes da Areia
    Deutsch von Ludwig Graf von Schönfeldt


    Kurzbeschreibung:
    Mit faszinierender Intensität erzählt dieser Roman von dem Überlebenskampf einer Bande von Straßenkindern in Bahia, von ihrer Suche nach Zuflucht und Nähe. Ein außergewöhnliches, fesselndes Buch des großen, 2001 verstorbenen brasilianischen Schriftstellers, der seine Stimme zeitlebens den sozial Benachteiligten seiner Heimat geliehen hat. Heute aktueller denn je, ist es ein Plädoyer für Menschlichkeit und Solidarität.


    Über den Autor:
    Jorge Amado, geb. am 10. 8. 1912, als Sohn eines Kakaoplantagenbesitzers in brasilianischen Bundesstaat Bahia geboren, wuchs in der Hafenstadt Ilhéus auf. Mit 12 schrieb er erste Kurzgeschichten, mit 15 arbeitete er für eine Zeitung, mit 18 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Er schrieb über 35 Bücher, wurde Kommunist, lebte im Exil in Buenos Aires, Prag und später viel in Paris. Heimgekehrt konnte er auf Bücher in 49 Sprachen und 55 Ländern zurückblicken, er wurde Mitglied der Akademie, Samba-Schulen wurden nach ihm benannt. Am 6. 8. 2001 starb er an einem Herzinfarkt, seine Asche wurde unter seinem Mangobaum verstreut.


    Mein Eindruck:
    Das Buch ist schon vor langer Zeit geschrieben worden, 1937, und ist somit ein ausgesprochenes Frühwerk des Autors der zu Lebzeiten wohl der bekannteste Autor seines Landes war. Es besitzt einen stark sozialkritischen Charakter. Beschrieben werden Straßenkinder in Bahia, Brasilien, die sich aus Armut und häufig als Waisen oder verlassene Jungen zu einer Bande zusammenschließen und von Diebstahl und Einbrüchen leben.
    Amado lässt das Buch mit ein paar Briefen verschiedener Personen beginnen, die das “Problem” aus verschiedenen Blickwinkel betrachten. Als die Handlung dann beginnt wird schnell klar, auf welchen Seiten seine Sympathien liegen. Er arbeitet die sozialen Benachteiligungen heraus, die zeigen, dass den Kindern teilweise kaum eine andere Wahl bleibt als Kriminell zu werden. Ein funktionierendes soziales Netz gibt es nicht, einzige Reaktion ist hartes Durchgreifen. Erwischte Kinder werden in Erziehungsheime gesteckt, in denen mit drastischen Strafen die nackte Gewalt regiert.


    Es gibt eine Reihe von Figuren, allmählich kristallisieren sich Pedro Bala, Anführer der Bande und die junge Dora, einziges weibliches Mitglied, als Hauptfiguren heraus.
    Es zeigt sich auch, wie schwer es für die Bandenmitglieder ist, sich überhaupt aus der auswegslosen Situation zu befreien. Einzige Karriere bildet der Weg, Anführer zu werden.
    Auch eine Anfälligkeit für nationale Verbindungen deutet der Autor an.


    Insgesamt also nicht wirklich ein Jugendbuch.
    Streckenweise hatte ich mit dem fast journalistischen Stils des Buches Probleme, doch dann werden die Charaktere mit ihren Hoffnungen doch noch intensiver gezeigt. Es gibt auch immer wieder eindrucksvolle Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Ich gebe 7 von 10 Punkten.

  • Danke, dass Du mich an dieses Buch erinnerst! :-)
    Ich habe es als Teenager geschenkt bekommen und es hat mich absolut fasziniert - wie Du auch schreibst, in dem Buch gibt es Szenen, die lassen einen nicht los und die habe ich auch jetzt wieder im Kopf, wo ich an das Buch denke (v.a. die Szenen aus dem Erziehungsheim).


    Ich glaube, das Buch ist wirklich zeitlos und heute noch genauso aktuell wie damals, als es geschrieben wurde, oder in 1980er Jahren, als ich es zum ersten Mal gelesen habe. Ich werde es, wenn ich jetzt nach Ostern bei meinen Eltern bin, mal wieder aus meinem alten Bücherregal kramen und dann bin ich gespannt, wie ich es jetzt mit fast 30 Jahren mehr auf dem Buckel lesen werde...


    LG, Bella