Band 34: "Ich" - Karl May

  • Kurzbeschreibung
    "...Ich bin im niedrigsten, tiefsten Ardistan geboren..." So beginnt Karl Mays erschütternde Selbstbiographie. Sie berichtet von einer Kindheit in bitterster Armut, von früher Verfehlung und harter Strafe, vom glänzenden Aufstieg zur Höhe des Erfolges und schließlich vom schicksalhaften Leid im Greisenalter.
    Der Band enthält folgende Beiträge:
    1.) Karl May, Meine Beichte
    2.) Karl May, Mein Leben und Streben
    3.) Karl May, Empor ins Reich der Edelmenschen!
    4.) A.Gelber/W.Nhil/P.Wilhelm/R.Müller, Karl May in Wien
    5.) Euchar Albrecht Schmid, Karl Mays Tod und Nachlaß
    6.) Euchar Albrecht Schmid, Gestalt und Idee
    7.) Ludwig Gurlitt, Gerechtigkeit für Karl May
    8.) Claus Roxin, Karl May, das Strafrecht und die Literatur


    Es handelt sich um die Lebensbeichte des großen Schriftstellers. Gewiss, sie ist sehr subjektiv, aber welche Autobiografie ist das nicht? Aufgewachsen in einem Millieu, in dem Hauptmann seine Weber fand, kämpfte er sich empor bis zum erfolgreichen Autor. Dazwischen alle Höhen und Tiefen, die man sich denken kann. Das Buch entstand zu einer Zeit, in der noch "Gott, Kaiser und Vaterland" als wichtige Elemente im Leben eines Menschen galten. Vor diesem Hintergrund sind auch manche Ansichten Mays zu sehen, auch wenn wir uns heute vielleicht darüber wundern. Obwohl in größter Armut aufgewachsen, stieg ihm sein späterer Wohlstand nie zu Kopf, auch wenn es ihn in gelgentliche Schwierigkeiten brachte. So schenkte bei Recherchen über einen Roman einem armen abgerissenen Jungen ein Goldstück. Prompt wurde er verhaftet und erst nachdem sein Verlag eine Depesche schickte mit dem Inhalt: "May ist hier als Wohltäter bekannt" wurde er wieder freigelassen. Diese Episode zeigt sein ganzes Wesen und erklärt seine ständige und tiefsitzende Abneigung gegen die Bürokraten des Reiches.
    Auf jeden Fall ist das Buch die ungewöhnlichste Biografie, die ich je las.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • auch ich möchte hier wieder einmal !danke! sagen, demo.
    und deiner meinung über dieses buch stimme ich voll zu.
    (schade, dass es nur 5 daumen gibt *g*)

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Karl May hat meine Jugendlektüre in solchem Ausmaß geprägt, dass er noch heute die Liste meiner meistgelesenen Autoren anführt, obwohl ich in den letzten zwei Jahrzehnten gerade einmal ein Buch von ihm gelesen habe. Deswegen war die Lektüre von "Ich" für mich auch ein Stück weit Erinnerung an meine eigene Jugend.
    Im autobiografischen Teil habe ich viel über den Menschen und Schriftsteller erfahren. Erstaunlich, wie ein einziges Märchen (das von Ardistan und Dschinnistan) ein ganzes Autorenleben prägen kann. Direkt anrührend verfolgt man, wie May sich seiner Kritiker zu erwehren versucht.
    Mit der Kritik beschäftigen sich auch die beigefügten Texte seiner posthumen Verteidiger. Diese sind in historischer Perspektive gleich zweifach interessant. Zum Einen rollen sie Dinge auf, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung (mit einer Ausnahme vor 1920) bereits Vergangenheit waren, teilweise Jahrzehnte zurücklagen. Zum Anderen verblüffen sie den heutigen Leser mit dem Umstand, was damals überhaupt diskussions-, eventuell sogar als verdammenswert eingeschätzt wurde. Anscheinend galt die Erwähnung eines "wogenden Busens" bereits als grob unsittlich und dermaßen jugendgefährdend, dass eine langanhaltende, landesweite Pressekampagne vor dem Sittenverderber May warnte.
    Meine Ausgabe hat im Vergleich zu der von Demosthenes vorgestelleen eine leicht abweichende Zusammensetzung. In ihr fehlen die Artikel "Karl May in Wien" und "Das Strafrecht und die Literatur", dafür beinhaltet sie "Mensch und Menschliches" und "Spiegelbilder". Gerade letzterer Artikel liest sich heute putzig, wenn "Experten" zu Wort kommen, die beispielsweise auf Grund von zwei Porträts des Schriftstellers dessen Charakter "wissenschaftlich" aus dessen Gesichtsmerkmalen deuten.


    "Ich" ist daher in mehrfacher Hinsicht ein interessantes Zeitdokument, wenn auch streckenweise auf Grund der damals anderen Sprachgewohnheiten etwas mühsam zu lesen.