The Secretary – Kim Ghattas

  • The Secretary: A Journey with Hillary Clinton to the New Frontiers of American Power


    Kim Ghattas arbeitet sowohl für BBC Radio als auch Fernsehen und zwar seit 2008. Sie reist regemäßig mit den US-Außenministern. Davor war sie Nahost-Korrespondentin in Beirut, ebenfalls für die BBC und die Financial Times. Sie ist in Beirut geboren und lebt derzeit in Washington, D.C.


    Als Korrespondentin aus dem US-Außenministerium für die BBC reiste Kim Ghattas 300.000 Meilen im Troß von Hillary Clinton.
    Dieses Buch ist aber weniger eine Biografie über die US-Außenministerin Hillary Clinton, als ein Blick auf vier Jahre US-Außenpolitik und US-Diplomatie aus Sicht einer politischen Journalistin, die in Beirut aufwuchs und Antworten auf Fragen zur US-Libanon-Politik sucht.


    Ich fand dieses Buch super. Es fängt an mit Hillarys erstem Tag im State Department und endet mit ihrer Amtszeit. Man erfährt so Banalitäten, dass ja, es gibt jemanden, der ihre Handtasche trägt. Dass es nur drei Länder auf der Welt gibt, die den Begleittroß (eben die begleitenden Journalisten) einem Sicherheitscheck unterziehen und das Hillary den ganzen Tag auch mal mit nur einem Apfel durchhält, wohingegen Verteidigungsminister Gates mind. eine 20-minütige Mittagspause braucht.
    Ich wusste z.B. auch nicht, dass man aus den meisten arabischen Ländern nicht nach Israel telefonieren kann.


    Auch wie das ganze organisiert ist, diese ganze Reiserei mit der Journaille, erfährt man ausführlich und im Detail. Ein spannender Blick hinter die Kulissen von Politik und Protokoll.

    Hauptsächlich geht es aber natürlich um Außenpolitik und Diplomatie. Schachspielen ist nichts dagegen, ist ein unstrategisches Kinderspiel.


    Es beginnt mit Hillarys erster Auslandsreise nach Amtseinführung und endet mit einer ihrer letzten Auslandsreisen, einem Highlight, der Reise nach Burma.


    Kim Ghattas versteht es außerordentlich gut, den jeweiligen Konflikt kurz zu umreißen; Sinn und Zweck der Reise zu schildern; ein paar unterhaltsame Details zu liefern und sowohl aus Sicht der Journalisten als auch aus Sicht der US-Politik die Frustrationen.


    Schwerpunkt ist Asien und der Nahe Osten und natürlich der arabische Frühling. Persönlich und am ausführlichsten wird es, wenn es um Kim Ghattas Heimat geht, um Beirut.


    Für mich ein Highlight war die Reise nach Burma, weil das wirklich noch ein Land war, welches sich überraschend entwickelt hat. Ach ja, das WikiLeaks-Kapitel ist natürlich auch ein Highlight.


    Kim Ghattas hat einen sehr angenehmen flüssigen Schreibstil, relativ untrocken. Am Anfang hat mich die viele wörtliche Rede gestört und die vielen „he thought, she thought“. Das kam mir zu sehr nach dichterischer Freiheit vor. Auf der anderen Seite ist das aber der Grund, warum sich das Buch so zügig und angenehm lesen lässt. Und typisch eben für Washington, dass viele Information aus dem "deep background" kommen, d.h. ohne Quellenangabe.


    Von mir volle Punktzahlt. Es gibt wohl eine Übersetzung ins Niederländische, also gebe ich die Hoffnung auf eine deutsche Version nicht auf.


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