Verlag: Insel Verlag; 2011
Taschenbuch: 144 Seiten
Kurzbeschreibung:
Jeder kennt sie, die Sehnsucht nach dem Süden, nach dem irdischen Paradies. Und dieser Süden, sagt Iso Camartin, "hat wenig mit Längen- und Breitengraden zu tun. Er ist nur mit Licht- und Wärmegraden der Seele zu messen. Seine Dimensionen haben einen einzigen Maßstab: den der Begierde nach dem Hellen und Weiten." Und jeder hat seinen Süden, das "Herzland", worin man sich geborgen wähnt, aufgehoben, beschützt, in dem man nicht friert und vom Alltäglichen verschont bleibt - ein Land, ein Ort, ein Raum. Süden kann demnach sein: ein bestimmter Flecken Erde, Sizilien zum Beispiel, ein Kloster in Spanien, die Welt eines Dichters, die Farben eines Malers, die Kompositionen eines Musikers, Gerüche und Geräusche, das Große oder Kleine, in dem man sich zu Hause fühlt, angekommen, angenommen.
Über den Autor:
Iso Camartin, geboren 1944 in Chur, aufgewachsen in Disentis, Graubünden, studierte Philosophie und Romantik in München, Bologna und Regensburg. Von 1985 bis 1997 war er Professor für Rätoromanische Literatur und Kultur an der Universität Zürich und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Von 2000 bis 2003 war er Leiter der Kulturabteilung beim Schweizer Fernsehen DRS, seit 2004 ist er verantwortlich für die "Opernwerkstatt" am Opernhaus Zürich.
Mein Eindruck:
Der Literaturwissenschaftler Iso Camartin widmet ein ganzes Buch dem Süden, das zwar nicht für das gleiche heißt, für ihn aber eine umfassende Lebenseinstellung darstellt. So beschreibt er Schnee und Kälte zwar mit bemerkenswerten Sätzen, lässt aber keinen Zweifel daran, dass es ihn zur Wärme und dem Leben hinzieht, seinem Süden!
Iso Camartin ist ein sehr kluger und kenntnisreicher Autor. Er zieht Schlüsse aus vielen Quellen. Die Odyssee von Homer durchzieht das Buch daher ebenso wie die Carmina Burana oder Dantes himmlische Komödie. Es war klar, dass Camartin Dante wieder ein ganzes Kapitel widmet, wie wohl in fast allen seinen Büchern.
Geradezu sprachgewaltig beschreibt Camartin dann eine griechische Insel, die er sehr schätzt.
Camartin schreibt manche Kapitel so, dass er den Leser anspricht und ihn auffordert ihn zu begleiten; und schon befindet man sich mit ihm auf einer Radtour zu den versteckten Grotten.
Aber eigentlich schätze ich es nicht so, wenn man als Leser persönlich angesprochen wird und zum Glück hält sich das im Großen und Ganzen auch in Grenzen.
Es wird interessant, wenn Iso Camartin verschiedene Künste in einem Kapitel zusammenbringt, wie zum Beispiel Dichtung und Musik, am Beispiel Mellarme und Debussy/Ravel.
Iso Camartin widmet sich außerdem Künstlern aus den verschiedenen Bereichen Literatur, Malerei und Musik: Giuseppe Tomasi di Lampedusa (Der Leopard), Paul Valery, Boccaccio, Cezanne, Sappho, Astor Piazolla etc
Das Kapitel über die Wüste, mit dem das Buch endet, ist auch eindrucksvoll.
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ASIN/ISBN: 3458357173 |