Börte Sagaster [Hrsg.]: Liebe, Lügen und Gespenster

  • Börte Sagaster [Hrsg.]: Liebe, Lügen und Gespenster
    Unionsverlag 2006. 288 Seiten
    ISBN-13: 978-3293100060. 19,90€


    Verlagstext
    Entlarvende Familiengeschichten, flüchtige Skizzen über die moderne Metropole Istanbul, Satiren und verballhornte Mythen: Ihnen allen ist der unerschöpfliche Reichtum an Fantasie gemein. Die Autorinnen und Autoren brechen mit herkömmlichen Erzählweisen und erst recht mit Tabus. Dieser Erzählband bietet einen spannenden Querschnitt durch die modernste türkische Prosa. Skeptisch, ironisch, verblüffend. Die moderne Türkei.


    Inhalt
    Kurzgeschichten von Mehmet Açar (*1963), Erendiz Atasü (*1947), Nalan Barbarosolu (*1961), Faruk Duman (*1974), Nazli Eray (*1945), Nedim Gürsel (*1951) Gürsel Korat (*1960), Müge Iplikçi (*1966), Sebnem Isigüzel (1973), Cemil Kavukçu (1951), Gönül Kivilcim (1963), Mario Levi (*1957), Cem Mumcu (*1966), Leyla Ruhan Okyay (*1952), Mehmet Zaman Saçliolu (*1955); Hakan Senocak (*1961), Izzet Yasar (*1951), Siir Erkök Yilmaz (*1948) und Tahsin Yücel (*1933).


    Die Erzählungen berichten von alltäglichen Erlebnissen aus Familie, Partnerschaft und Armee, über LKWs und Zahnarztbesuche. Meine Favoriten sind zwei utopische Geschichten: Gürsel Korat berichtet aus dem Jahr 2999, als eine gesamteuropäische Sprache Wordisch das Türkische, wie auch alle anderen Einzelsprachen abgelöst hat. Der Icherzähler beschäftigt einen schriftstellernden Roboter, der seinen Herrn autoritär herumscheucht und sich schließlich in dessen Schwester verliebt. In einer weiteren Geschichte von Izzet Yasar steigt aus einem Ufo eine kleine grüne Frau, die Ince Mehmed unbedingt mit auf ihren Heimatplaneten nehmen möchte.


    Die Geschichten sind überraschend, sehr direkt, einige verspotten frech Gewohntes, wie das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Die Herausgeberin berichtet im sehr lesenswerten Nachwort von Kritik an zeitgenössischen türkischen Autoren, die das Überschreiten von Genregrenzen in der modernen türkischen Literatur als Zeichen von Werteverlusten und nachlassender Bildung interpretiert. Die Autoren der Erzählungen und ihre Übersetzer werden in Kurzbiografien vorgestellt; einige der Autoren wurden für diese Anthologie zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt.


    Fazit
    Die lesenswerte Auswahl türkischer Gegenwartsliteratur zeigt ein vielfältiges Bild des Landes zwischen Kaffeesatzlesen und moderner Mediengesellschaft.

  • Sehr schöne Buchvorstellung. Dafür herzlichen Dank. Das scheint ein Buch zu sein, dass es sich offenbar wirklich zu lesen lohnt. Wenn ich es richtig verstanden habe, ein Buch auch über die Vielfalt der türkischen Gesellschaft und der türkischen Literatur. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.