Marica Bodrozic - Das Gedächtnis der Libellen

  • Titel: Das Gedächtnis der Libellen
    Autorin. Marica Bodrozic
    Verlag: Luchterhand
    Erschienen: August 2010
    Seitenzahl: 252
    ISBN-10: 3630873340
    ISBN-13: 978-3630873343
    Preis: 19.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Noch sind die Tage ungetrübt. Die junge Nadeshda fährt nach Amsterdam, um dort ihren Geliebten Ilja zu treffen. Sie hat Schuhe mit den höchsten Absätzen an und phantasiert sich Iljas Küssen entgegen. Doch was als lustvolle Reise beginnt, wirft Nadeshda völlig aus dem Gleichgewicht, bringt sie an ihre Grenzen und verändert ihre ganze Wahrnehmung von ihrer Liebe und sich selbst. Denn Nadeshda muss erkennen, dass sie in ihre Träume, Sehnsüchte und merkwürdig robusten Hoffnungen verstrickt ist, obwohl sie es besser hätte wissen können. Obwohl sie hätte sehen müssen, dass ihr Wunsch, den verheirateten Ilja ganz für sich zu gewinnen, nie in Erfüllung gehen wird. Denn Ilja hat sie nie hinters Licht geführt: Von der ersten Begegnung an sprach er davon, dass ihre Liebe keine Zukunft haben könne. Das hindert ihn aber keineswegs daran, Nadeshda dennoch weiterhin seine Liebe zu erklären.


    Die Autorin:
    Marica Bodrozic, geboren 1973 in Dalmatien (heutiges Kroatien), studierte Kulturanthropologie, Psychoanalyse und Slawistik in Frankfurt am Main. Sie schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter den Förderpreis für Literatur der Akademie der Künste in Berlin und den Kulturpreis Deutsche Sprache. Marica Bodroi lebt als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Berlin und zählt zu den wichtigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. 2011 wurde ihr der Liechtenstein-Preis verliehen, 2013 der Preis der LiteraTour Nord.


    Meine Meinung:
    Das Besondere an diesem Buch ist ohne Frage die wunderbare Sprache in der diese Geschichte geschrieben wurde. Marica Bodrozic ist eine Meisterin der sensiblen, leisen Töne – ihr fast schon poetisch anmutendes Sprachgefühl macht dieses Buch zu einem wirklich Leseerlebnis. Was stört es da schon großartig, dass die erzählte Geschichte von einer eher etwas banalen Natur ist. Aber auch wenn die Autorin leise und sensibel erzählt, so schafft sie es trotzdem doch kraftvoll daherzukommen. Es ist die Kraft die nicht poltern daher kommt, sondern es ist die Kraft die leise ist, aber dann doch unglaublich fest zupackend sich präsentiert.
    Es ist die Geschichte einer großen Liebe, einer Liebe die hoffnungslos ist, die aber immer von irrlichtenden Hoffnungsfeuern angestachelt wird, auch wenn es für dieses Feuer kaum Nahrung gibt.
    Marica Bodrozic ist ohne Frage eine großartige und wunderbare Erzählerin, eine Wort- und Formulierungskünstlerin. Insofern ist das „Gedächtnis der Libellen“ ein wirklich beeindruckendes Buch. Es ist aber nicht nur ein Buch über die „große Liebe“ – es ist auch ein Buch über die nichtausgesprochenen Hoffnungen, ein Buch über Sehnsüchte, die oftmals nicht genau beschrieben werden können.
    Irgendwie dann doch ein schönes Gefühl, dass die deutsche Literatur auch mal etwas Niveauvolles zustande bringt und nicht nur irgendwelchen dümmlichen Schrott unter die Leute wirft. 7 Eulenpunkte für ein anregendes Leseerlebnis.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Vielen Dank für diese Rezi, Voltaire! :kiss Richtig poetisch ist sie geworden. Was soll ich sagen? Du hast mich schon wieder verführt. Auch das ist ein Buch, das ich unbedingt lesen will. Nach deiner Rezi bin ich hinübergehuscht zur Leseprobe - es passt. Luchterhand und btb gegenüber bin ich ohnehin positiv eingestellt.


    Ich finde es übrigens großartig, welche Bandbreite deine Lektüre einnimmt. Sehr spannend. :wave

  • Die Schriftstellerin Marica Bodroži erhält übrigens dieses Jahr am 31.Mai den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2015.


    Dotiert mit 15 000 Euro !!


    In der Begründung heißt es:
    Sie schreibe eindringlich, realistisch und zugleich poetisch-fantasievoll über den gefährdeten Weg der Freiheit der südost- und mitteleuropäischen Staaten. Ihr literarischer Blick durchbreche starre Freund-Feind-Bilder, um dahinter Probleme von Arbeitsmigranten, multiethnische und religiöse Konflikte sichtbar zu machen.




    Ich habe mir den Roman jetzt auch endlich mal bestellt.