Über das Buch (Quelle: Arche Verlag)
Kriege werden seit Menschengedenken geführt, doch nie zuvor wurden Soldaten in der westlichen Welt so gut ausgebildet wie heute. Dabei ist und bleibt der Krieg eine unvorstellbare Erfahrung – nur derjenige kann wahrhaftig Auskunft darüber geben, der ihn erlebt hat. Dreißig Jahre hat Karl Marlantes schwer an seiner eigenen Kriegserfahrung, die er in Vietnam machen musste, getragen – um sie jetzt mit seinen Lesern zu teilen. In Was es heißt, in den Krieg zu ziehen beschönigt er nichts – und er verschweigt nichts. Ohne Rücksicht auf sich selbst und seine Leser erzählt er von Tapferkeit ebenso wie vom Töten; von der Notwendigkeit, Gewalt anzuwenden, um noch Schlimmeres zu verhindern, und von dem einzigartigen Kick, der mit einem echten Kampfeinsatz einhergehen kann. Auf diese Weise gelingt ihm dreierlei: zukünftigen Soldaten begreiflich zu machen, wozu sie sich verpflichten; -Veteranen dabei zu helfen, mit dem Gesehenen und Getanen weiterzuleben; und Politikern und Militärs mit gnadenloser Klarheit vor Augen zu führen, was sie den jungen Männern abverlangen, die sie in den Kampf schicken. Das macht Was es heißt, in den Krieg zu ziehen zu einem ebenso großen wie wichtigen Buch, das uns alle angeht.
Über den Autor (Quelle: Wikipedia)
Karl Marlantes (* 24. Dezember 1944 in Astoria, Oregon USA) wuchs in Seaside, Oregon, auf, wo sein Vater Schulleiter seiner High School war. Er war aktiv in der Footballmannschaft und in der Schülervertretung. Aufgrund seiner schulischen Leistungen qualifizierte er sich für das National Merit Scholarship Program. Sein Stipendium erlaubte ihm 1967 an der Yale University in New Haven, Connecticut am Jonathan Edwards College Wirtschaftswissenschaften zu studieren
Mit einem Rhodes-Stipendium setzte Marlantes seine Studien am University College in Oxford fort. Nach einem Semester brach er dort das Studium ab und ging 1968 freiwillig zum United States Marine Corps. Während seines Einsatzes im Vietnamkrieg wurde er hochdekoriert und erhielt das Navy Cross, den Bronze Star, zwei Navy Commendation Medals für Tapferkeit, zweimal das Verwundetenabzeichen Purple Heart und zehnmal die Air Medal. Nach seinem Kampfeinsatz in Vietnam arbeitete er noch ein Jahr lang im Hauptquartier des US-Marine Korps. 1970 wurde er aus dem Marine Corps entlassen. Er ist seitdem in Behandlung wegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung, die auch der Grund für die Scheidung von seiner ersten Frau ist, mit der er vier Kinder hat.
Marlantes ging nach Oxford zurück und schloss das Studium mit dem Magisterexamen ab. Er lebt heute in Waterville im Bundesstaat Washington und arbeitet als Firmenberater im Ausland.
Meine Meinung
Am besten nähert man sich diesem Buch, wenn man sich vorher die Biografie des Autors zu Gemüte führt. Daraus wird ersichtlich, Karl Marlantes hat persönlich erfahren, was es heißt, in den Krieg zu ziehen, was es heißt, im Krieg zu sein und aus diesem zurückzukehren.
Meine persönlichen Berührungspunkte zum Militär sind verschwindend gering, trotzdem wollte ich mir ein Bild davon machen, was Soldaten denken und fühlen, wenn sie für ihr Vaterland in den Krieg ziehen (müssen), ihr Leben riskieren und vor die Frage ‚Töten oder getötet werden?‘ gestellt werden. In diesem Buch öffnete der Autor, ein Vietnam-Veteran, sein Innerstes, um dem Leser genau diesen Einblick zu gewähren. Sorgfältig analysiert und reflektiert er Erlebtes und Empfundenes. Ehrlich berichtet er von den Gräueln des Krieges und sinniert über seine eigenen Taten, über Freude und Trauer, Drogen, Alkohol und Selbstmord. Der Leser spürt, wie Karl Marlantes von der Vergangenheit gequält wird. Man kann dies nachvollziehen und begreifen. Marlantes macht aber auch deutlich, dass die Marines zwar gut ausgebildet in den Krieg gingen, aber auf das, was sie dort erleben wurden sie nur ungenügend vorbereitet. Ebenso wie bei der Rückkehr des Soldaten zu wenig Augenmerk auf eine psychische Verarbeitung des Erlebten gelegt wurde. Körperlich wiederhergestellt wurden sie in den Alltag entlassen, ohne dass sich jemand groß um die Psyche der Kämpfer kümmerte. Marlantes macht sich aber auch Gedanken zur heutigen Form der Kriegführung, bei der oft tausende von Kilometern zwischen dem die tödliche Waffe Auslösenden und deren tödlicher Wirkung liegen. Die herkömmlichen er-oder-ich-Situationen werden immer seltener. Der Kampf wird abstrakter. Politiker sprechen von „sauberen Kriegen“, da der Krieg nicht mehr so unmittelbar wie in vergangenen Zeiten ist. Was das für Auswirkungen auf die menschliche Psyche hat, wird noch abzuklären sein.
Karl Marlantes beschreibt das Wesen des Krieges, betrachtet dessen ethische und moralische Seite, er bezieht sich dabei neben den eigenen Erlebnissen, auf die Mythologie, auf Spiritualität und Psychologie.
Die eigenen Erlebnisse Marlantes belegen auf einzigartige Weise, was es wirklich heißt, in den Krieg zu ziehen. Das in 11 prägnant betitelte Kapitel gegliederte Buch gewährt dem Leser einen ganz privaten Einblick in die Gefühlswelt der Kämpfenden. Es fiel mir nicht immer leicht, dieses Buch zu lesen, es wird mich sicher auch noch eine Weile beschäftigen. Trotzdem ist es eines der wichtigsten Bücher die ich in meinem Leben gelesen habe. Dieses Buch ist von immenser Bedeutung, etwas Vergleichbares habe ich bisher noch nicht gelesen. Es sollte die Pflichtlektüre aller zukünftigen Soldaten, Soldatinnen und der Politiker sein, die diese in Kampfeinsätze schicken.
10 Eulenpunkte