Bleibe, Athen - Jacques Derrida

  • Verlag: Passagen Verlag
    Broschiert: 104 Seiten
    Herausgegeben von Peter Engelmann


    Übersetzt von Thomas Sedlacek


    Kurzbeschreibung:
    Im Sommer 1996 reist Jacques Derrida nach Griechenland. Im Gepäck: Photographien von Jean-François Bonhomme mit Motiven aus Athen. Antikes und Alltagsszenen gemischt, sowie das Versprechen, ihre Publikation mit einem Text zu begleiten. Der wie eine Momentaufnahme plötzlich auftauchende Leitgedanke ist datiert, 3. Juli, gegen Mittag, nahe Athen. Ein vieldeutiger, im Fortgang des Textes viel gedeuteter Satz über den Tod, die Schuld und uns. Der Wunsch, ihn in Stein zu meißeln, führt zum ersten Bild (ein Grabmal aus dem Kerameikos), das auch als Metonymie aller anderen gesehen werden kann. Sogleich steht auch die Form des Textes fest: aphoristisch und seriell , um in Anlehnung an die Photographie mit dem Schwarzen (der Schrift) und dem Weißen (der Lücke), mit Hell und Dunkel, Licht und Schatten zu spielen. Reflektiert wird, auf den Spuren von Sokrates und Platon, der Zusammenhang von Philosophie, Photographie ( Photographie: Schrift aus Licht, gibt es ein griechischeres Wort? ) und Tod. Vielleicht ist es ein Buch der Epitaphien, das im photographischen Bild (die) Trauer trägt.


    Über den Autor:
    Jacques Derrida (1930-2004) lehrte Philosophie in Paris und den USA.


    Mein Eindruck:
    Ein spätes Buch des ungewöhnlichen französischen Philosophen Jacques Derrida von 1996.
    Es geht aus von eine Reise nach Athen, bei der Derrida sich von Fotos von Jean-François Bonhommes zu einem Text inspirieren lässt.
    Das vorliegenden Buch enthält den Text und 34 schwarzweiß-Fotos, durchnummeriert und angesiedelt in der Mitte des Buches,
    Die Fotos enthalten verschiedene Athen-Motive.
    Insgesamt ein schönes Buch. Eine Kombination aus Sprache und Bild.


    Der Text besteht aus 22 Kapitel, von Derrida als jeweils als CLICHÉ bezeichnet.
    Die Cliché bestehen im Prinzip aus Aphorismen, aber keinen lupenreinen, sie sind auch Notizen von Beobachtungen und Gedankenspiele.


    Während die Fotos das antike und zeitgenössische Griechenland (vor der Krise) zeigen, sind die Textpassagen abstrakter. Schon ab dem ersten Cliche sind es, ausgehend von dem Leitmotivischen Satz “Nous nous devons à la mort - Wie schulden uns dem Tod” schwerwiegende Themen, die den Autor beschäftigen. Tod, Schuld, Trauer um die Dinge, die vergänglich sind, während sie noch für Momente auf den Fotos festgehalten werden. Manchmal bezieht er sich auf Sokrates.


    Derrida ist nicht einfach zu verstehen, da er seinen sehr dichten und konzentrierten Text so komplex anlegt.


    Da ich nicht ernsthaft versuche, den philosophischem Gehalt des Textes zu folgen (warum sollte ich das auch?) konzentriere ich mich auf das, was mitschwingt. Auf die Art, wie Derrida denkt und formuliert. Teilweise kommentiert er auch direkt die Fotografien.
    Es entsteht gerade durch die Kombination Text und Fotos viel Atmosphäre. Ich musste (natürlich!) sofort auch an das Buch von Roland Barthes, ein weiterer ungewöhnlicher Philosoph, denken: Die helle Kammer - Bemerkungen zur Photografie. Obwohl beide Bücher doch sehr verschieden sind, das ist klar. Doch ihnen gemein ist der genaue Blick und das Querdenken, das letztlich so viel Faszination auslöst.


    ASIN/ISBN: 3851659341