Das andere Kap - Jacques Derrida

  • Verlag: Suhrkamp, 1992
    Taschenbuch, 92 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    As andere Kap
    Die vertagte Demokratie
    2 Essays zu Europa


    Über den Autor:
    Jacques Derrida wurde am 15. Juli 1930 in El-Biar in der Nähe von Algier als Sohn jüdischer Eltern geboren und starb am 8.Oktober 2004 in Paris. Während seiner Schulzeit war er antisemitischen Repressionen ausgesetzt. Ab 1949 lebte er in Frankreich und besuchte das Lycée Louis-le-Grand in Paris. Von 1952 bis 1954 studierte er an der École Normale Supérieure, wo er Vorlesungen bei Louis Althusser und Michel Foucault besuchte und sich mit Pierre Bourdieu anfreundete. 1956 gewann er ein Stipendium für einen Studienaufenthalt an der Harvard University. Während seines Militärdienstes von 1957 bis 1959 lehrte er Englisch und Französisch in Algerien. Von 1960 bis 1964 war er wissenschaftlicher Assistent an der Sorbonne. Ab 1965 bis 1984 bekleidete er eine Professur für Geschichte der Philosophie an der École Normale Supérieure. Den Durchbruch erlangte Derrida im Jahr 1967, als er nahezu zeitgleich in drei bekannten Verlagen drei wichtige Schriften veröffentlichte: De la grammatologie, La Voix et le phénomène sowie L'écriture et la différence. Auf Vortragsreisen in den USA lernte er Paul de Man und Jacques Lacan kennen. 1981 gründete er die Gesellschaft Jan Hus (eine Hilfsorganisation für verfolgte tschechische Intellektuelle). Im selben Jahr wurde er in Prag verhaftet und erst nach einer energischen Intervention François Mitterrands und der französischen Regierung von der Tschechoslowakei freigelassen. 1983 gründete er das Collège international de philosophie, zu dessen erstem Direktor er gewählt wurde.


    Mein Eindruck:
    1991 hatte Derrida die Idee zwei Texte von sich, die thematisch verwandt sind, in einem Band herauszubringen und mit einem Vorwort zu versehen.


    Das andere Kap ist ein Vortrag, den er 1990 in Turin gehalten hat. Derrida beschäftigt sich darin mit Europa, zitiert viel Paul Valery.
    Für dieses Buch wurden ausgiebig Anmerkungen angefügt.
    Mich persönlich hat der zweite Text mehr interessiert.


    Die vertagte Demokratie ist ein Gespräch von 1989, in dem sich Derrida zur Pressefreiheit, Zensur und besonders zur “Öffentlichen Meinung” äußert und inwiefern sie mit Demokratie zu tun hat. Er verdeutlicht, wie veränderlich die öffentliche Meinung ist.
    Das leuchtet ein. Ich stelle mir z.B. vor:
    Kann die öffentliche Meinung gestern noch gegen die Todesstrafe sein, wäre sie nachdem ein Kindermörder gefasst wurde, vermutlich mit deutlicher Mehrheit für die Todesstrafe.
    Meinungsumfragen sind kostbar und gefährlich zugleich. Man sieht es ja selbst an einem Forum, in dem eine öffentliche Meinungsbildung jede Einzelmeinung niederwalzt, ja abtötet.


    Die Öffentliche Meinung ist lt. Derrida eine Bewertung, ein Urteil. Sie kann der Wahl bzw. Wahlkampf dienen. Für Berücksichtigung von Meinungen sind Demokratien notwendig, es funktioniert nicht in Diktaturen.
    Derrida holt weiter aus, verdichtet das Thema und stellt Zusammenhänge her.
    Für Derrida geht es sogar um die Zukunft der Demokratie, mit der Pressefreiheit als höchstes Gut. Er benennt auch die Macht der Medien, er bezieht sich sogar konkret auf Literatur


    Dieses Essay hat mich ziemlich fasziniert.


    ASIN/ISBN: 3518117696