Englischer Originaltitel: The Fields
Klappentext
Die tragische, komische, verrückte Geschichte von einem, der sich nicht unterkriegen lässt
Als Jim Finnegans heiß geliebte Katze überfahren wird, ist für den Jungen klar: So was wird er sich von Gott in Zukunft nicht mehr bieten lassen. Für den jüngsten Spross einer achtköpfigen Dubliner Familie, an deren Spitze eine gottesfürchtige Mutter und ein draufgängerischer, aber ziemlich überforderter Vater stehen, ist das eine radikale Kampfansage.
Eine Zeit lang läuft auch alles ganz normal für Jim Finnegan: Der Halbwüchsige schlägt sich mit seinen fünf älteren Schwestern herum, bekommt plötzlich Ärger mit dem sonst so unbeschwerten Vater, liefert sich mit seinen Kumpels halsbrecherische Fahrradrennen und trinkt nachts am Lagerfeuer heimlich Dosenbier. Bis er bei einer Party der Nachbarn mit seiner Singstimme nicht nur die schöne Saidhbh (sprich: „Sseif“), für die er schon lange schwärmt, beeindruckt, sondern auch den zwielichtigen Pfarrer Luke O’Culigeen. Saidhbh wird Jims Freundin, und O’Culigeen nimmt ihn unter seine Fittiche – und es zeigt sich, dass die tote Katze nur ein Vorbote für die Schwierigkeiten gewesen zu sein scheint, die das Leben für Jim noch vorgesehen hat ...
Eine außergewöhnliche neue Stimme aus Irland, berührend naiv und gleichzeitig gnadenlos direkt – ein Debütroman, der unter die Haut geht, und ein Protagonist, der einem sofort ans Herz wächst.
Der Autor
Kevin Maher wurde 1970 in Dublin geboren und zog 1994 nach London, um dort als Journalist zu arbeiten. Er schrieb unter anderem für den Observer und den Guardian und war Filmredakteur bei The Face. Seit acht Jahren ist er Kolumnist bei der Times. Nichts für Anfänger ist sein erster Roman.
Als ich das Buch abends kurz anlas, bin ich skeptisch gewesen, ob ich es überhaupt lesen kann. Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt keine Dialoge. Jim, der 14jährige Ich-Erzähler, ist die Stimme des Buches. Der Autor lässt ihn (gefühlt) ohne Punkt und Komma erzählen und auch gelegentlich abschweifen. Aber zu meinem Erstaunen habe ich mich dann doch schnell an den Schreibstil gewöhnt zu Zugang zu Jim und seiner Geschichte gefunden.
Schauplatz ist Dublin in den 80er Jahren. Jim ist ein ganz normaler 13/14jähriger Junge. Er hat 5 älter Schwestern, mit denen er mehr oder weniger klar kommt. Er ist gelegentlichem Mobbing an der Schule ausgesetzt. Wie in dem Alter üblich, spielen auch bei ihm die Hormone verrückt. Er verliebt sich in die 4 Jahre älter Saidhbh, die mit dem zwielichtigen Mozzo zusammen ist. Nach ein paar unschönen Vorfällen mit Mozzo werden Saidhbh und Jim Freunde. Und dann tatsächlich mehr. Aber Jims Leben läuft an allen Ecken aus dem Ruder. Sein Vater ist krank, der schmierige Gemeindepfarrer vergreift sich an ihm und dann noch die Probleme die entstehen, wenn man sexuell aktiv wird mit seiner Freundin.
Das Buch wird mit den Worten "tragisch, komisch, verrückt" beworben. Das klingt ein einem leichtverdaulichen Buch übers Erwachsenwerden. Zuerst erscheint es auch so, wenn Jim von seiner Familie, ihrem Zusammenleben erzählt. Mitten drin aber hat es mich dann doch ziemlich umgehauen. Der Klappentext im Buch nimmt es schon vorweg: Jim wird von O'Culigeen über einen längeren Zeitraum vergewaltigt. Diese Beschreibungen, gerade die vom ersten Mal, sind wirklich kaum auszuhalten. Im Laufe der Zeit wird Jims Erzählton etwas zynischer, und obwohl es lustig weitergeht, 3x die Woche, integriert er es in sein Leben. Denn reden kann er mit niemandem. Im streng gläubigen Irland, wo zu der Zeit noch Scheidung verboten war und junge Frauen nach England in Abtreibungsklinken fuhren, war so etwas undenkbar. Ich fand es furchtbar zu lesen, wie sehr Jim an diesem Geheimnis würgte und es niemals konkret aussprechen konnte. Seine Mutter und Saidhbh halten O'Culigeen für einen Heiligen. Mit so einer Geschichte kann er ihnen nicht kommen.
Ich bin zwar auch jung gewesen in den 80er Jahren und kann mich an die von Jim beschriebene Musik usw erinnern. Aber das Leben für einen jungen Menschen war in Irland zu der Zeit wohl doch etwas komplett anderes. Die Kirche hatte dort noch einen viel größeren Einfluss auf das Leben und dominierte die Haltung zu Sex. Diese moralische Instanz macht es dem Seelenleben von Jim und Saidhbh nicht leicht und besonders Saidbhb hat später schwer an diesem inneren Zwist zu kämpfen.
Jim Maher packt viele schwierige Themen in sein Buch und verliert trotzdem nicht seinen lockeren Erzählton. Das Buch liest sich runter wie nichts, wenn man sich einmal an den Erzählstil gewöhnt hat. Er flutscht vielleicht dadurch noch schneller runter. Jim hat mir schon sehr leid getan, wie er da, noch so jung, viel zu schnell erwachsen werden und sich mit so vielen Problemen auf einmal rumschlagen muss und niemanden wirklich hat, mit dem er reden kann.
Mein einziger Kritikpunkt ist der Schluß. Jim und Saidhbh bleiben einige Zeit in London bei einer Tante, und während Saidbhb an ihrem eigenen Gewissenskonflikt nagt, gerät Jim durch einen Freund an eine seltsame Heilersekte. Da wird es dann etwas bizarr. Das Ende an sich ist irgendwie passend, es hört so direkt auf wie es angefangen hat, aber es ist auch offen und interpretationsfähig. Das ist das einzige Manko, das die ganze Geschichte irgendwie nicht rund endet.
Ansonsten gebe ich eine klare Leseempfehlung. Auch wenn mir gewisse Dinge wirklich schwer zugesetzt haben, habe ich das Buch gerne gelesen und Jim ins Herz geschlossen.