'Menon' - Seiten 01 - 39

  • Iris ,


    ist es also so, dass Sokrates und Menon sich am Weg zu einer Definition des Guten versuchen, die späterhin als Maß angewendet werden könnte, wenn sie denn eine fänden (was ihnen aber nicht gelingt) ? Da sie aber keine Definition finden, zeigen sie also nur den Weg dorthin auf? Soll ich Leser auf den Weg des Denkens gebracht werden? Oder soll ich in mir drinnen nach einer bereits vorhandenen Erkenntnis suchen, die ich nur erinnern muss?


    Bitte noch mal in Ruhe für Simpel wie mich: Was steht in diesem Buch? Was wird gezeigt? Ein Denkweg? Ein Beispiel für Dialektik? Das hatte ich ja schon von selbst bemerkt. Ist der Menon eine Anleitung zum Denken? Oder was sonst?


    Iris, ich sehe dich zwar mit den Augen rollen, aber da du hier die eingetragene Eulenmagistra für Philosophie bist, brauche ich vielleicht ein wenig Nachhilfe.
    P.S. Bei Wikipedia habe ich keine Antwort zu Menon gefunden. :lache [


    B]WAS STEHT IN DIESEM BUCH?[/B]

  • Nu schrei doch nicht so! :knuddel


    Zitat

    Original von Ines
    Soll ich Leser auf den Weg des Denkens gebracht werden? Oder soll ich in mir drinnen nach einer bereits vorhandenen Erkenntnis suchen, die ich nur erinnern muss?


    Die erste Frage beantworte ich mit einem entschiedenen :bruell JA! :wave


    Platon ist der Überzeugung, daß die Seele an sich erkennen kann, was "gut" und "schön" usw. ist, aber durch die "Fleischwerdung" als Mensch wird das alles zu einem diffusen Bild, denn die Augen der menschlichen Seele sind trüb.
    Trotzdem: An diese diffusen "Bilder" oder "Begriffe" halten wir uns.
    Da diese Vorstellungen aber diffus und individuell gefärbt sind, können wir durchaus eine falsche Meinung über sie gewinnen, und daher kommt auch ethisch falsches Handeln, Bosheit und Schlechtigkeit. Denn auch schlechte Handlungen zielen immer auf etwas, das der Handelnde für sich selbst für gut und richtig befunden hat.


    Aber Vorsicht! Es geht nicht darum, daß diese Ideen uns sozusagen eingeboren sind und wir sie unter dem ganzen Seelenmüll nur ausbuddeln müssen. Die Seele, vielmehr der Verstand ist befähigt, diese Dinge an sich zu erkennen -- mit dem kleinen Hindernis, daß die in einen Körper eingebundene Seele gewissermaßen ein getrübtes Erkenntnisvermögen hat, sie also nur ein diffuses Bild wahrnimmt.
    Der Weg des Denkens, des Gesprächs, der Dialektik schult dieses geistige Auge, nimmt also die Trübung, so daß wir um so besser die "Wahrheit der Dinge" erkennen.
    Darum geht 's.


    Den Weg dahin sollte man mit ähnlich gesinnten Menschen gehen, denn alleine ist es schier unmöglich, zu verhindern, daß man sich im Kreis bewegt.


    Das alles klingt verflixt nach Buddhismus und es gibt tatsächlich große Ähnlichkeiten in beiden Traditionen -- interessanterweise gibt es sogar Überschneidungen, die sich im heutigen Afghanistan abgespielt haben! Aber das ist wieder eine andere Geschichte. :-)

  • :wowdanke.:wow
    mit dem absatz "aber vorsicht!" hast du mir wieder völlig den teppich unter den füssen weggezogen :lache


    :wave


    *sich (nicht ernsthaft )schmollend zum nachdenken in die badewanne verzieht*

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Ines
    Ist es so, dass Platon davon ausgeht, dass der Mensch an sich gut ist?


    Nein, aber er hat die Chance, gut zu handeln, wenn er sich nach "richtigen Meinungen" oder nach "wahrer Erkenntnis" richtet.
    Es ist so, daß jedes Lebewesen nach Platon das Gute will, sein ganzes Streben ist darauf ausgerichtet -- aber er kann eben (wegen der "Erkenntnistrübung") fürchterlich danebenliegen in seiner Meinung, ob etwas gut oder nicht gut ist, was er für gut hält.


    Zitat

    Und all sein Handeln darauf ausrichtet?


    Das wiederum ist schon richtig -- mit der kleinen Einschränkung, daß das Menschenwesen eben fehlbar ist ...


    Zitat

    Und das Schlechte im Grunde nur eine Fehlinterpretation des Guten ist?


    Genau! Man hält etwas für gut, das in Wirklichkeit gar nicht so gut ist. :wave

  • Hallo,


    ich muß mich wirklich jetzt mal melden, denn ich hatte den Menon schon angefangen, dann stand ich irgendwann auch am "Bahnhof" und wollte schon wieder aufgeben.


    Iris - toll wie du das hier machst - langsam bekomme ich wirklich einen Zugang zum Thema und es fängt an Spaß zu machen.
    Wollte ich dir nur kurz mitteilen, denn deine Ausführungen sind so gut, daß sie kaum noch Fragen offen lassen - ich mich somit auch selten melden muß.


    Wollte mich nur für deine Mühe bedanken, die nicht selbstverständlich ist und von der sicher noch viele Büchereulen profitieren. :knuddel1


    Liebe Grüße