Verlag: Kiepenheuer & Witsch
September, 2013
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Originaltitel: The People of Forever Are not Afraid
Übersetzung: Maria Hummitzsch und Ulrich Blumenbach
Kurzbeschreibung:
Lea, Avishag und Yael leben in einem israelischen Dorf an der Grenze zum Libanon. Ihr Alltag ist geprägt von Unbe ständigkeit, Langeweile und Krieg. Es gilt, die Zeit bis zum Militärdienst so gut es geht mit makabren Spielen und heimlichen Liebschaften totzuschlagen. Als die Mäd chen eingezogen werden, ist es mit der Kindheit von heute auf morgen vorbei. Was sie an den verschiedenen Stützpunk ten bewegt, sind Waffen, Tod und Sex. Und die Frage nach Gerechtigkeit und der Macht des Stärkeren. Sie exerzieren für den Moment des großen Bang, der vielleicht nie kommt. Alle drei kämpfen mit der Ein samkeit, mit Rivalitäten und mit den schrecklichen Bildern, die sie Tag für Tag mit ansehen müssen. Und jede findet einen anderen Ausweg: Lea träumt sich in eine Fantasiewelt, Avishag schafft es, in den Schutz des Militärgefängnisses zu gelangen, und Yael flüchtet sich in den Sex mit einem Rekruten. Doch auch nach der Zeit beim Militär ist nichts so, wie es sein sollte. Shani Boianjiu erzählt mit einzigartiger Stimme vom Erwachsenwerden unter extrem verschärften Bedingungen – das ist große Literatur.
Über die Autorin:
Shani Boianjiu, geboren 1987 in Jerusalem, hat irakische und rumänische Wurzeln. Sie wuchs in Westgaliläa in einem Dorf an der Grenze zum Libanon auf. Während ihres zweijährigen Militärdienstes, der in Israel auch für Mädchen Pflicht ist, wurde sie als Waffen aus bilderin eingesetzt. Danach studierte Boianjiu in Harvard. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten in der New York Times und im New Yorker und wurde von der National Book Foundation als die jüngste Autorin unter die »5 under 35« gewählt. »Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst« ist ihr erster Roman und erscheint in 19 Sprachen.
Mein Eindruck:
Ein Roman über drei junge Frauen, die nach der Schule zum Militärdienst gehen, welcher in Israel auch für Frauen Pflicht ist.
Sehr realistisch geschrieben. Man spürt, dass die Autorin die zumindest teilweise aus ihren eigenen Erfahrungen schöpft und das Umfeld genau kennt. Die Beschreibungen der Ausbildung sind z.B. sehr detailliert.
Krieg bleibt im Hintergrund der Geschichte, aber eine allgegenwärtige Bedrohung ist jederzeit spürbar. Direkt politisches wird aber nur selten thematisiert, es geht mehr um das Leben unter diesen erschwerten Bedingungen.
Die Autorin ist ambitioniert und zeigt die Suche der Frauen nach einer Richtung im Leben, nach bestimmten Momenten und Emotionen, die immer wieder mal aufblitzen.
Es sind immer wieder poetische Passagen enthalten. Der Roman ist alles andere als mittelmäßig. Es gibt Abschnitte, die ich für sehr gelungen halte, andere erreichen mich nicht.
Der Roman ist nicht einfach zu lesen. Mein größtes Problem mit dem Roman ist, dass die Autorin die Figuren über lange Zeit auf Distanz zum Leser hält. Dadurch wirkten sie zeitweise auf mich austauschbar. Das kann aber auch daran liegen, dass alle 3 viel mit Shani Boianjiu selbst zu tun haben, also gewisse Eigenschaften von ihr zu verschiedenen Zeiten haben. Das zumindest deutet die Autorin in einem Interview mit der New York Times an.
Yael, Avishag und Lea gehen verschiedene Lebenswege und haben doch viel gemeinsam.
Immerhin begleitet man sie über Jahre, von Schule, Militärdienst und die Zeit danach. Immer halten die drei Frau Kontakt miteinander.
Dadurch ist es ein wichtiger und interessanter Roman, der teilweise aber auch an mir vorbeiging. Ich bin aber gespannt, was von der Autorin als nächstes folgt.