Kafkas Leoparden - Moacyr Scliar

  • Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
    2013


    Kurzbeschreibung:
    Ein Geheimauftrag, ein Zettel von Kafka und eine erstaunliche Lebensreise zwischen Prag und Brasilien.1916, kurz vor der Russischen Revolution, begibt sich der junge Benjamin im geheimen Auftrag Trotzkis aus seinem jüdischen Dorf nach Prag. Dort gerät aber alles durcheinander, und ein Text Franz Kafkas, der vielleicht eine Geheimbotschaft enthält, führt in wahrhaft kafkaeske Situationen und wirkt sich bis in die Zeit der brasilianischen Militärdiktatur nach 1964 aus.


    Über den Autor:
    Moacyr Scliar wurde 1937 im brasilianischen Porto Alegre geboren. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus Bessarabien, die ihm als Zeichen der Verbundenheit mit der Kultur ihrer neuen Heimat einen indianischen Vornamen gaben. Er studierte Medizin und arbeitete bis 1987 als Arzt. Er selbst faßte zusammen, er sei „Schriftsteller, Arzt und Jude – was nur dazu da ist zu zeigen, welche Bürden ein menschliches Wesen fähig ist, mit sich herumzuschleppen.“ Seine hochgelobten Kurzgeschichten und Romane wurden in viele Sprachen übersetzt, drei seiner Romane in den 1980er Jahren auch ins Deutsche („Der Zentaur im Garten“, „Die Ein-Mann-Armee“ und „Das seltsame Volk des Rafael Mendes“). 2011 ist Moacyr Scliar in seiner Geburtsstadt gestorben.


    Mein Eindruck:
    Kafkas Leoparden ist ein kleiner, gediegener Roman aus Brasilien, den ich überaus amüsant fand.
    Er ist angesiedelt Anfang des 20.Jahrhunderts und erzählt von Ratinho, ein jüdischer Schneider. Aus Idealismus übernimmt er für seinen Freund einen Auftrag von Trotzki und reist nach Prag.
    Die Handlung hat einen Krimitouch, aber in erster Linie zeigt er die Kraft und Bedeutung der Literatur im Leben.


    Durch einen Irrtum glaubt Ratinho in Franz Kafka seinen Kontaktmann zu treffen. Tatsächlich erhält er von Kafka ein Blatt mit einem rätselhaften Text:


    Leoparden im Tempel
    Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die
    Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder.
    Schließlich kann man es vorausberechnen, und es wird
    ein Teil der Zeremonie.


    Verzweifelt versucht Ratinho die Botschaft in diesen Text zu entdecken.


    Die Hauptfigur ist ein Trumpf des Romans. Er ist verschroben, eigenwillig, manchmal naiv und oft ein Pechvogel. Das er dem Leser dennoch so sympathisch wird, ist Verdienst des brasilianischen Autors, den es wirklich gelohnt hat zu entdecken. Dieser Roman stammt aus dem Jahr 2000.


    Dieser originelle Roman ist im Lilienfeld-Verlag erschienen, der gute Arbeit geleistet hat. Nicht nur das Cover ist auffällig, auch das Nachwort von Michael Kegler ist erhellend.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Kafkas Leoparden ist ein kleiner, gediegener Roman aus Brasilien, den ich überaus amüsant fand.


    :write, obwohl ich bei der Szene mit der "Polizei" so meine Befürchtungen hatte, dass es schlimm werden könnte. Aber selbst die Tatsache, dass

    hat mich im Grunde nur kurz aufschrecken lassen, um dann doch weiter dieses Kammerspiel zu genießen. Man muss wohl sagen, dass es auch eine Kunst für sich ist, Schrecken so zu verpacken, dass man es als Leser ... hinnimmt, als zugehörig empfindet.