Louis Begley - Erinnerungen an eine Ehe

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon.de)
    Philip, ein erfolgreicher Schriftsteller, ist aus seiner Wahlheimat Paris zurück nach New York gezogen. Er hat alles verloren, was ihm lieb war, seine Frau und seine Tochter, doch nach der Trauer kam die Resignation und mit ihr auch eine neue Art von Leichtigkeit. Philip lebt in seinen Erinnerungen, ein glücklicher Witwer, dem Ambitionen so fremd geworden sind wie Ängste. Dann begegnet er Lucy, einer Jugendfreundin – Lucy, die schöne Erbin, die lebenslustige und frivole junge Frau, mit der er einst mondäne Partys feierte. Jetzt ist sie eine gehässige alte Dame, die voller Verbitterung über ihre Ehe mit Thomas Snow spricht, einem sozialen Aufsteiger, von dem sie sagt, dass er ihr Leben zerstört habe. Und Philip, der ihr zunächst nur widerwillig zuhört, lässt sich infizieren von der Geschichte, die immer mehr Fragen aufwirft. Er beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen, in der Vergangenheit zu forschen. Dabei darf er sich, anders als in seiner Jugend, nicht in Lucys Bann ziehen lassen. Banker und Anwälte, holzgetäfelte Raucherzimmer und Sommerhäuser in den Hamptons: »Erinnerungen an eine Ehe« ist ein konzentriertes, temperamentvolles Sittendrama um Liebe, Kränkung und Verrat, das Porträt einer widerspenstigen Frau und einer ganzen Gesellschaftsschicht.


    Über den Autor (Quelle: amazon.de)
    Louis Begley, 1933 in Polen geboren, arbeitete bis 2004 als Anwalt in New York. Seine Werke wurden in 15 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Auf Deutsch erschienen zuletzt Der Fall Dreyfus (2009), Zwischen Fakten und Fiktionen (2008), Ehrensachen (2007).

    Meine Meinung


    Zitat

    Ich war entschlossen, zu verstehen, warum diese verdrehte, aber schöne, charmante und verführerische junge Frau, die mir im Gedächtnis geblieben war, sich so verändert hatte, so verbittert, aggressiv und zänkisch geworden war. (S.117)


    Der 70-jährige Philip ist Schriftsteller. Als Ich-Erzähler berichtet er über Lucys zerrüttete Ehe. Seit Jahren kennen sich die beiden. Zufällig trafen sie sich bei einer Ballettaufführung wieder. Aus der einst reichen, begehrten und lebenslustigen Jugendfreundin ist eine verbitterte, alte Frau geworden. In mehreren Treffen erzählt sie ihm von ihrer Ehe mit Thomas, der sie bereits vor Jahren verlassen hat und inzwischen verstorben ist. Es wird viel Alkohol getrunken. Wahrscheinlich löst er Lucys Zunge und erleichtert Philip das Zuhören. Zunächst war sein Interesse an dieser Geschichte relativ schwach, nach und nach erwärmt er sich dafür und befragt gemeinsame Bekannte dazu. Dadurch bekommt der Leser einen umfassenderen Blick auf die Jahre zurückliegenden Geschehnisse. Begley führt den Leser auch in diesem Roman in die Welt der WASP (white anglo-saxon protestant). Anwälte, Investmentbanker, Reiche und Schöne, die sogenannte High Society nimmt er unter die Lupe und versieht sie mit gelegentlichen kleinen Seitenhieben. Es ist die egoistische Oberschicht, die sich nimmt, wen sie gerade begehrt und von anderen auf eben diese Art benutzt wird. Dafür stehen Lucy und Thomas.


    Wie viele seiner Altersgenossen schreibt auch Louis Begley nicht ohne Wehmut über vergangene Zeiten, gleitet dabei aber nicht in die sogenannten Alt-Herren-Phantasien ab. Allerdings erschienen mir die Szenen, in denen Lucy sich in ihrer Erotik auslebte, ein wenig spießig-moralisierend, als wäre es unpassend, dass eine Frau über sich und ihre Bedürfnisse bestimmt und sich außerhalb der Ehe holt, was ihr in der Beziehung nicht gegeben wird.


    Der Roman lebt von der indirekten Rede. Es ist Geschmackssache, ob man es mag, oder auch nicht. Mir hat dieser Erzählstil gut gefallen. Ein wenig gefehlt hat mir die Fabulierkunst, das erzählerische, ausschweifende Element.


    Ich habe „Erinnerungen an eine Ehe“ gern gelesen. Mit 222 Seiten liest sich der flüssig geschriebene, ruhige Roman recht schnell, es ist ein typischer Begley mit einem Blick auf die upper class in New York.

  • Erinnerungen an eine Ehe - Louis Begley


    Suhrkamp, 2013
    Aus dem amerikanischen Englisch von Christa Krüger


    Rückseite:
    Aufstieg und Fall einer amerikanischen Aristokratin.
    „Erinnerungen an eine Ehe“ ist ein konzentriertes, temperamentvolles Sittendrama um Liebe, Kränkung und Verrat, das Porträt einer widerspenstigen Frau und einer ganzen Gesellschaftsschicht.


    Über den Autor:
    Louis Begley, 1933 in Polen geboren, arbeitete bis 2004 als Anwalt in New York. Seine Werke wurden in 15 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.


    Über die Übersetzerin
    Christa Krüger ist die Übersetzerin von Louis Begley, Penelope Fitzgerald und Richard Rorty. Sie wohnt und arbeitet in Berlin.


    Mein Eindruck:
    Ich habe Louis Begleys neuen Roman ebenfalls sehr gerne gelesen, da mir Begleys eleganter Stil inzwischen so gut gefällt, dass der inzwischen 80jährige Autor für mich an Autoren wie Philip Roth und Richard Ford anschließt.
    Der Roman überzeugt durch die Erzählform,. Ein alternder Schriftsteller kehrt nach dem Tod seiner Frau nach Jahren in Paris zurück in sein New York.
    In einem Ballett trifft er unter den Zuschauern eine alte bekannte, Lucy.

    Von ihr lässt er sich die Geschichte ihrer scheiternden Ehe erzählen. Sie treffen sich immer wieder.
    Als Leser wird man sich schnell bewusst, dass man wohl nur eine Seite hört, und die muss nicht komplett glaubwürdig sein.
    Als Schriftsteller von dieser Geschichte gepackt, spricht er auch noch mit anderen Bekannten über diese Ehe, um einen detaillierten Blick dahinter und den Grund des Scheiterns zu erfahren.
    Durch die Erinnerungen von 2003 werden mehrere zurückliegende Jahrzehnte umfasst.
    Durch die Recherche wird am Ende auch ein Brief des Sohnes des Paares berücksichtigt, der zeigt, wie trotz des Scheiterns der Ehe doch auch gutes übrig bleibt.


    Der Roman ist zwar nur 222 Seiten lang, aber die Form erforderte von mir ein relativ langsames Lesen, die Geschichte entfaltet sich in aller Ruhe. Das unaufgeregte ist genauso kennzeichnend für Begleys Form des Schreibens wie sein sachlicher Ansatz. Es gelingt ihm so umso besser, verschiedene Emotionen heraus zu kristallisieren. Begley gelingt es auf unangestrengte Art, Figuren und Settings zu entwerfen. Das gehört zu seinem sorgfältigen Stil!

  • Ich habe das Buch in den letzten 2 Tagen, fast in einem Rutsch, durchgelesen. Es war mein erstes Buch von Louis Begley und die sehr ruhige u. unaufgeregte Erzählweise hat mir ausgesprochen gut gefallen. Beim Lesen habe ich auch immer wieder festgestellt, dass ich eigentlich zügig vorankomme und dennoch "nur" 50 Seiten mehr gelesen hatte. Ähnlich geht es mir sonst nur bei den Klassikern. Man liest dieses Buch eben anders, lässt es sozusagen bereits beim Lesen 'sacken'.


    Bin überrascht (und sehr froh), dass dieser Spontankauf im Thalia vor 4 Tagen so ein Glücksgriff war :-]