Mit Blindheit geschlagen - Christian von Ditfurth

  • Josef Maria Stachelmann, glückloser Historiker aus Hamburg, rutscht hier in seinen zweiten Fall. Sein neuer Kollege Griesbach, genauer gesagt der Kerl, der ihm von seinem Chef vor die Nase gesetzt wurde, ist kurz vor Antritt seiner neuen Stelle verschwunden. Pikanterweise hatte Stachelmann zuvor mit Griesbachs sensationeller Frau, Ines, einen One-Night-Stand, der den eher biederen Stachelmann jedoch eher in Verwirrung denn in euphorische Gefühle stürzt.


    Da die Polizei nach so kurzer Zeit noch keine Vermisstenanzeigen entgegen nimmt, bittet Ines Stachelmann, nach ihrem Mann zu suchen. Einziger Anhaltspunkt für dessen Verschwinden ist seine Vergangenheit als DDR-Fluchthelfer. Und so reist Stachelmann nach Berlin, um dort Griesbachs ehemaligen Fluchthelferkumpane aufzustöbern und so vielleicht etwas über dessen Verbleib herauszukriegen. Das ist wenig hilfreich, und so kehrt er unverrichteter Dinge nach Lübeck zurück. Denkt er zumindest, denn just zuhause angekommen, entdeckt er eine Leiche in seinem Kofferraum, bei der es sich natürlich, wie könnte es anders sein, um Wolf Griesbach handelt.


    Und somit steckt der arme Stachelmann bis zum Hals in einem Komplott, dessen einziges Ziel zu sein scheint, ihn für den Mord an Griesbach hinter Gitter zu bringen.


    Wie schon im ersten Stachelmann, behandelt auch dieser Krimi einen Aspekt der deutschen Geschichte, hier ist es zur Abwechslung mal die Stasi. Und weil das ein ziemlich großes Thema ist, wird schnell klar (außer natürlich der Polizei, die hartnäckig an ihrem einzigen Verdächtigen festhält), dass auch der Mord an Griesbach mehr ist als ein Wald- und Wiesen-Verbrechen.
    Während des Lesens hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass von Ditfurth sich mit diesem Plot ein wenig übernommen hat. Denn das Geschehen scheint an vielen Stellen einige Nummern zu groß zu sein für einen unscheinbaren Historiker, der selten und dann höchst ungern seinen Elfenbeinturm verlässt.


    Aber im Gegensatz zum ersten Band, Mann ohne Makel, fand ich diesen Krimi am Ende erstaunlich rund. Natürlich ist die Story haarsträubend, aber irgendwie am Schluss auch schlüssig, und zwar nicht nur in sich, sondern auch so, dass man sich sogar vorstellen kann, dass irgendwo da draußen so etwas tatsächlich möglich wäre.
    Auch Stachelmann selbst ist bedeutend glaubwürdiger als im ersten Band der Serie. Natürlich plagen ihm immer noch seine Zipperlein, natürlich ist er mit seiner Habil immer noch keinen Schritt weitergekommen, alles in allem wirkt er aber doch schon bedeutend lebenstauglicher, ein sympathischer Looser, der aber, wenn's drauf ankommt, zu Hochtouren auflaufen kann.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)