Gebundene Ausgabe: 241 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag
Originaltitel: La Reprise
Aus dem Französischen von Andrea Spingler.
Kurzbeschreibung:
Wir befinden uns in Berlin, fünf Tage lang, im November 1949. Henri Robin, so der vermutlich falsche Name eines subalternen Agenten des französischen Nachrichtiensts, ist in die Trümmerhauptstadt beordert worden. Sein Auftrag: Er soll von einem Haus in der Jägerstraße aus, in dem fast genau 100 Jahre zuvor Sören Kierkegaard wohnte, beobachten, ob am Garmenmarkt ein nächtlicher Mordanschlag gelingt - weder über Opfer noch Täter weiß er Genaueres. Als er in dem Haus Posten bezieht, beginnen die Merkwürdigkeiten: Zuerst spricht alles dafür, daß das Attentat gelingt. Doch wo ist die Leiche? Da seine Vorgesetzt en ihn über die Gesamtoperation nicht informieren, stolpert er, so sieht es anscheinend der Plan vor, durch das Großstadtlabyrinth, getrieben von unklaren Erinnerungen an einen früheren Berlinaufenthalt. Doch die Dinge nehmen eine nicht vorhergesehene und nicht vorhersehbare Wendung.
Über den Autor:
Alain Robbe-Grillet wurde am 18. August 1922 in Brest geboren. Er hat Landwirtschaft studiert und später am Institut National des Statistiques gearbeitet. 1953 publizierte er seinen ersten Roman: Les Gommes. In der Editions de Minuit versammelten sich mit Alan Robbe-Grillet, Michel Butor, Nathalie Sarraute, Marguerite Duras und Claude Simon die Gründungsfiguren des Nouveau Roman. »Der Nouveau Roman war von Anfang an sehr bekannt, aber genauso verkannt« hat Robbe-Grillet imner wieder gesagt. »Robbe-Grillet will die Objektivität in der Literatur einführen, schrieben die Kritiker. Ich protestierte schon damals dagegen - aber niemand nahm es zur Kenntnis.«
2001, kurz vor seinem 80. Geburtstag, überraschte Robbe-Grillet Leser und Kritik mit seinem Roman La Reprise (Die Wiederholung, 2002), der als »Gründungstext des 21. Jahrhunderts«, als »einer der modernsten Texte der letzten Jahre« gefeiert wurde.
Am 18. Feburar 2008 ist Alain Robbe-Grillet 85jährig in Caen gestorben.
Über die Übersetzerin:
Andrea Spingler, geboren 1949 in Stuttgart, ist seit 1980 als freie Übersetzerin tätig. Sie hat unter anderem Werke von Marguerite Duras, Alain Robbe-Grillet, Patrick Modiano, Jean-Paul Sartre, André Gide ins Deutsche übertragen. 2007 wurde sie mit dem Eugen-Helmlé-Preis für herausragende deutsch-französische Übersetzungen ausgezeichnet, 2012 mit dem Prix lémanique de la traduction. Sie lebt in Oldenburg und Südfrankreich.
Mein Eindruck:
Ein später Roman des Meisters des Roman Nouveau. Es ist ein erstaunlich moderner, zeitgenössischer Stil, den Robbe-Grillet wählt. Er blieb also nicht in veralteten Stilmustern verhaftet.
Die Wiederholung ist ein Roman um ein Spiel mit Identitäten und gleichzeitig eine Spionagegeschichte, angesiedelt 1949 im Nachkriegsdeutschland, als noch vieles in Trümmern lag.
Der Protagonist Henri Robin ist ein französischer Spion mit geheimnisvollen Auftrag in Berlin.
Der Beginn des Buches mit den langen Schilderungen der Zugreise ist besonders gelungen, auch der zweite Abschnitt mit dem Attentat, das Henri Robin beobachtet, ist spannend gemacht. Ab da nimmt ein Spionageplot seinen Lauf, der kommt der Vorliebe des Autors für rätselhafte Schilderungen und unerwartete Wendungen zu Gute.
Referenzen zum früheren Werk baut Robbe-Grillet auch ein, es wird z.B. einmal ein Agent namens Sir Ralph Johnson erwähnt, den der Leser schon aus “Die blaue Villa in Hongkong” von 1966 kennt.
Außerdem sind raffiniert Analogien zu griechischen Tragödien und Philosophien eingebaut.
Erzählt wird in einer Berichtsform, in der manches nicht so ganz glaubwürdig ist. Es gibt dann auch jemanden, der den Bericht ab und an kommentiert und Irrtümer oder Fehler im Bericht anmerkt.
Eine originelle Art zu schreiben, der Text bleibt überwiegend gut lesbar.
Ein komplexer Roman, sprachlich ansprechend, mit einigen Entgleisungen, aber alles andere als langweilig!