Ein unvergesslicher Sommer - Philippe Delerm

  • Goldmann, 128 Seiten


    Originaltitel: Un Ete pour Memoire
    Aus dem Französischen von Wieland Grommes


    Kurzbeschreibung:
    Als seine geliebte Großmutter stirbt, kehrt Stéphane nach Südfrankreich in das Haus seiner Kindheit zurück. Einen verzauberten Sommer lang wandelt er auf den Spuren seiner Vergangenheit...


    Über den Autor:
    Philippe Delerm, geboren 1950, ist Autor mehrerer literarischer Werke. Nach seinem Studium der Philosophie arbeitete er als Lehrer in der Normandie, wo ihm das Leben in der Abgeschiedenheit genügend künstlerischen Freiraum für seine Arbeit als Schriftsteller ließ. 1997 erhielt er den Preis der Buchhändler, im gleichen Jahr erschien "Ein Croissant am Morgen", das aufgrund von Mundpropaganda zu einem Sensationserfolg wurde und über 100 Wochen auf der Bestsellerliste stand. Philippe Delerm lebt mit seiner Familie in Beaumont in der Normandie.


    Mein Eindruck:
    Der Schriftsteller Stephane reist anlässlich des Todes seiner Großmutter nach Südfrankreich, in die ländliche Gegend seiner Kindheit.
    Hier strömen die Erinnerungen seiner Kindheit auf ihn ein und er ist empfänglich dafür. Obwohl sein neuer Roman eigentlich dringend bis zum Bücherherbst fertig werden muss, lässt er sich lieber auf die Gegend und seine Erinnerungen ein.


    Angereichert wird der kurze Roman durch Stephanes Begegnung mit der etwa 10jährigen Marine, mit der er sich anfreundet. Das Mädchen ist isoliert und ohne Freunde und verbringt daher ihre Zeit in den Ferien alleine, doch Stephane in seiner selbst gewählten Einsamkeit wird künftig seien Zeit mit ihr teilen.
    Sie ergänzen sich gut. Marine will alles wissen von seiner Zeit von davor und er weiß, er ist dazu da, um Marine von einer verlorenen sanften Welt der Blumen zu erzählen, die sie nicht hatte.


    Die beiden sind keine Einsiedler, schließlich gibt es noch die Verwandten.
    Stephane trifft sogar Sylvie wieder, die als Kind seine Freundin war.


    Irgendwann wird dieser Sommer zu Ende gehen, Marine wieder zur Schule und der Schriftsteller zurück nach Paris.


    Ein unvergesslicher Sommer ist ein sehr französischer Roman, der Autor schwelgt in seiner Sprache, die leider ab und zu ein wenig prätentiös wirkt.
    Aber das nur in einem noch erträglichen Maße und vielleicht braucht ein Autor auch wirklich eine Priese davon, wenn er ein Buch über die Macht von Erinnerungen schreiben will. Er feiert mit Worten die glückliche Zeit seiner Kindheit.
    Manchmal schwanke ich, ob mir besonders gewundene Sätze gefallen oder ob sie mich stören. Die Mehrheit der Sätze überzeugen aber.


    Philippe Delerm schafft es, diesen Bewusstseinszustand Stephanes zu beschreiben, ohne im übertriebenen Maße detaillierte Kindheitsepisoden nachzuerzählen. Stattdessen ergeben sich Erinnerungen aus Empfindungen und dem Wiedersehen mit den Orten der Kindheit.


    Das Buch hat seine Momente, die berühren. Philippe Delerm erreicht es tatsächlich, ein so helles Buch zu schreiben, dass man die Handlungsarmut verschmerzen kann.