Der Schlaf und der Tod - A.J. Kazinski

  • Klappentext
    Kommissar Niels Bentzon wird mitten in der Nacht zu einem dringenden Einsatz gerufen: Eine junge Frau will sich in der Kopenhagener Innenstadt von einer Brücke stürzen. Sie ist unbekleidet und steht eindeutig unter Drogen. Bentzon, der auf solche Fälle spezialisiert ist, klettert die Brücke hinauf, kann aber keinen Kontakt zu der jungen Frau aufbauen. Vor seinen Augen springt sie in den Tod. Was zunächst aussieht wie Selbstmord, entpuppt sich als perfider Mord. Und es bleibt nicht bei einem Opfer.


    Es ist Sommer, eine Hitzewelle lähmt die Stadt, als Niels Bentzon spätabends ein Anruf der Einsatzleitung erreicht. Selbstmordversuch. Eine junge Frau steht auf der Brücke über dem Bahnhof Dybbøl und droht herunterzustürzen. Sie ist splitternackt und steht unter Drogeneinfluss. Bentzon, der für solche Krisensituationen geschult ist, eilt zum Einsatzort, aber er ist zum ersten Mal in seiner Karriere machtlos. Die junge Frau springt in die Tiefe und ist sofort tot. Bentzon glaubt nicht an Selbstmord und nimmt die Ermittlungen auf. Bei der Toten handelt es sich um Dicte van Hauen, Primaballerina des Königlichen Balletts Kopenhagen. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie und war ein Weltstar – warum sollte sie sich umbringen? Tatsächlich ergibt die Obduktion, dass jemand versucht hat, sie zu ertränken. Zudem finden sich Spuren von Ketamin, Amphetamin, Kokain und Ritalin in ihrem Blut. Doch damit nicht genug, auf ihrem Brustkorb finden sich die Abdrücke eines Defibrillators. Die junge Frau wurde kurz vor ihrem Tod wiederbelebt. Die Tat eines Wahnsinnigen?




    Der Autor
    A. J. Kazinski ist das Pseudonym für das dänische Autorenduo Anders Rønnow Klarlund und Jacob Weinreich. Anders Rønnow Klarlund, Jahrgang 1971, arbeitet als Autor und Regisseur. Für seine Filme ist er bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Jacob Weinreich, 1972 in Århus geboren, ist Drehbuch- und Romanautor. Beide Autoren leben mit ihren Familien in Kopenhagen.





    Der Klappentext gibt die Ausgangsituation gut wieder. Niels ist ziemlich fertig, nachdem er die junge Frau in den Tod hat springen sehen. Sie ist die erste, die er nicht von ihrem Vorhaben abbringen konnte. Zudem ist er davon überzeugt. das mehr hinter ihrem Selbstmord steht. Die Obduktion gibt ihm recht, es gibt zu viele Ungereimtheiten. Es stellt sich heraus, das Dicte in ihrer Jugend eine Nahtoderfahrung hatte und seitdem nicht davon loskommt, das man nach dem Sterben in eine andere Welt eintritt.


    Parallel lesen wir von einer jungen Frau, die in einer psychiatrischen Klinik sitzt. Seit der Ermordung ihrer Mutter spricht sie nicht mehr. Ihr Vater kümmert sich liebevoll um sie. Was es mit Silke, so ihr Name, aus sich hat, erfährt man gegen Mitte des Buches.


    Und dann gibt es noch Niels' Frau Hannah, die unerwartet schwanger ist und schwer damit trägt, ob sie das Kind abtreiben lassen soll oder nicht, denn in ihrer Familie gibt es eine Art Schizophrenie. Ihr erster Sohn hatte im Teenageralter deswegen Selbstmord begangen.


    Nach und nach führt das Autorenduo in ihrer etwas krude Geschichte. Das Buch ist relativ dick und es gibt einige Handlungsstränge, die sich parallel bzw. aufeinander zu bewegen. Niels gräbt lange in Dictes Leben herum, bis ihm dämmert, worum es eigentlich geht. Dabei gerät an eine Gruppe, die rund um Dicte geradezu davon besessen ist, das es nach dem Leben erst richtig weitergeht und diesen Zustand mit diversen seltsamen Methoden heraufbeschwören möchte. Derweil nervt Hannah mit ihrem inneren Monolog ob sie abtreiben soll oder nicht.


    Mir hat das Buch leider gar nicht gefallen. Die Geschichte ist bizarr, was alleine noch nicht so schlimm wäre. Aber vor allem der Erzählstil der Autoren hat mir das Buch verleidet. Ich mag es nicht, wenn die Gedanken der Personen wie ein Monolog beschrieben werden, vor allem, wenn sich die Person dauern selber Fragen stellt und in kurzen abgehackten Sätzen mit sich selber redet. Die ganze Geschichte rund um die Nahtoderfahrungen und die Besessenheit der Betroffenen davon, das es im Jenseits Antworten auf essentielle Fragen gibt, konnten mir die Autoren nicht ernsthaft genug rüberbringen und vor allem nicht vertiefen. Es plätschert an der Oberfläche. Ich hatte mir von der Thematik mehr versprochen.


    Die Personen und ihre Handlungen haben mich auch nicht besonders berührt. Niels bleibt unnahbar, Hannah nervt die ganze Zeit mit dieser Gerichtsverhandlung in ihrem Kopf, die über ihre Schwangerschaft entscheiden soll. Und absolut bizarr ist die Begegnung Niels mit Dictes Nahtodgruppe. Es werden zwar einige philosphische Fragen aufgestellt und man kann duchaus mal auf die Idee kommen, etwas Internetrecherche über Nahtoderfahrungen zu betreiben. Aber insgesamt ist es alles zu wage, zu wenig in die Tiefe gehend. Vielleicht sollte es auch nur ein innovativer Krimi werden mit Mördersuche im Jenseits. Hat leider nicht funktioniert.

  • Der zweite Fall für Kommissar Niels Bentzon und Astrophysikerin Hannah Lund


    Die vier Erzählperspektiven, in denen es um Leben und Tod geht, erfordern erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen. Niels Bentzon, Verhandlungsführer bei der Kopenhagener Polizei, kann den Selbstmord einer jungen Frau nicht verhindern. Seine Frau Hannah ist überraschend schwanger geworden und beschäftigt sich in Gedanken fast ausschließlich mit der Frage, ob sie das Kind abtreiben soll oder nicht. Die junge Silke lebt seit Jahren in einer Jugendpsychiatrischen Anstalt. Seit dem Mord an ihrer Mutter, den sie mit angesehen hat, hat sie nicht mehr gesprochen. Ein Unbekannter quält Personen, die in ihrem Leben Nahtoderfahrungen gemacht haben, um sie erneut in diesen Zustand zu versetzen.


    Das Buch ist faszinierend geschrieben, doch es hat auch einige Längen. Was ich schon beim Vorgänger „Die Auserwählten“ zu bemängeln hatte, ist auch hier streckenweise das Problem. Die Weitschweifigkeit, in der die Autoren ihre Protagonisten schwelgen lassen. Eine Straffung hätte der Geschichte gut getan und die Spannung auf einem höheren Level gehalten.
    Da gebe ich Darcy recht, das war zuviel des Guten, da hätte man einige Passagen kürzen oder besser noch ganz weglassen können.


    Es dauert lange, aber am Ende ist es den Autoren gelungen, alle Handlungsstränge sinnvoll ineinanderzufügen. Die Frage nach der Sympathie der Charaktere hat sich mir erst gar nicht gestellt, meine Konzentration lag ausschließlich auf der Handlung und dem außergewöhnlichen Thema. Die aufgeworfenen philosophischen Fragen, die der Geschichte einen ungewöhnlichen Reiz verleihen, beschäftigten mich auch noch, nachdem ich das Buch schon zugeklappt hatte.


    Wahrlich keine leichte Kost, eigentlich eine tolle Story, die leider zu viele Längen hat, so dass ich einige Male quergelesen habe.


    Ach ja: Die Story erinnerte mich an den Film "Flatliners".