Jennifer McMahon - Das 5. Opfer

  • Englischer Originaltitel: The One I Left Behind


    Klappentext
    Ein brutaler Killer namens Neptun entführte Frauen, hinterließ ihre Hände auf den Stufen der Polizeistation und sorgte dafür, dass man fünf Tage später ihre Leichen fand. Reggies Mutter Vera war sein letztes Opfer. Doch ihre Leiche wurde nie gefunden. Jahre später bekommt Reggie, inzwischen eine erfolgreiche Architektin, einen Anruf aus einem Obdachlosenheim. Eine Frau, die dort lebt, behauptet, Vera zu sein. Reggie muss sich den Dämonen der Vergangenheit stellen, denn nun liegt die abgetrennte Hand einer alten Freundin Reggies vor der Polizeistation.




    Die Autorin
    Jennifer McMahon wuchs in Connecticut auf. Sie hat als Anstreicherin, Farmarbeiterin, Druckvorlagenherstellerin, Pizza-Ausfahrerin sowie in einem Obdachlosenheim gearbeitet und war in der Betreuung seelisch kranker Kinder und Erwachsener tätig. Die Autorin lebt mit ihrem Freund und der gemeinsamen Tochter in Vermont.






    Reggie war 13 Jahre alt, als ihre Mutter das 4. und letzte Opfer des Mörders "Neptun" wurde. Allen Frauen wurde die rechte Hand abgetrennt und der Polizei vor die Türe gelegt. 5 Tage später fand man ihre Leichen. Nur Vera tauchte nie wieder auf, nachdem ihre Hand gefunden wurde. Inzwischen ist sie 39, erfolgreich in ihrem Beruf und unabhängig. Da erhält sie die Nachricht, das Vera noch lebt, allerdings vom jahrelangen Alkoholkonsum nicht mehr ganz Herr ihrer Sinne ist. Sie lässt alles stehen und liegen und kehrt zum erstenmal in ihre Heimatstadt zurück.


    Vera war mal ein aufstrebendes Starlet bevor sie schwanger wurde und alle Träume sausen ließ, um in ihrem Heimatort mit ihrer Schwester und ihrer Tochter zu leben. Doch Vera ist alles andere als eine brave Hausfrau und Mutter. Sie ist ein bunter Paradiesvogel in der kleinen Stadt. Reggie glaubt, das ihre Mutter in einem Nachbarort Theater spielt und deswegen so lange wegbleibt. An ihre Alkoholfahne ist sie gewohnt. Als Vera verschwindet, macht sich Reggie zusammen mit ihren Freunden Tara und Charlie daran, den ominösen Neptun zu suchen. Die Suche endet in einer Tragödie.


    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen in der Gegenwart von der erwachsenen Reggie, die sich ihrer dysfunktionalen Familie stellen muss und somit ihren eigenen dunklen Geheimnissen. Zum anderen von der 13jährigen Reggie rund um die Zeit der Neptunmorde. Von Reggies Kindheitserinnerungen und --erlebnissen lässt sich die Handlungsweise der erwachsenen Reggie erklären.


    Die Geschichte ist ungewöhnlich detailliert ausgearbeitet. Die Charaktere sind gut skizziert. Zwar kann man die erwachsene Reggie nicht immer verstehen, wie z.B. als sie beschließt, ihre Freundin Tara -die ihre Mutter pflegen sollte und nun anscheinend das nächste Opfer des zurückgekehrten Neptuns geworden ist- ohne Hilfe alleine zu finden. Das ist schon etwas bizarr, aber wenn man so liest, was Reggie in ihrer Kindheit zu der Zeit alles erlebte, kann man schon verstehen, das sie sich auf keinen verlässt.


    Das Buch ist voller kaputter Charaktere. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Vordergründig geht es um die Suche nach dem Mörder und darum, warum Vera als einzige nicht getötet wurde. Es ist aber auch ein Buch ums Erwachsenwerden und um Familie. Reggies Beziehung zu ihren Freunden Tara und Charlie ist in den Rückblenden viel Zeit gewidmet. Auch ihre Tante Lorraine sowie einige Nebenfiguren bekommen Raum. Reggie muss sich auf beiden Zeitebenen mit unangenehmen Wahrheiten konfrontieren lassen und erkennen, das auch sie nur das sah und glaubte, was ihr genehm war.


    "Das 5. Opfer" ist ein durchaus spannender Krimi, den ich als ungewöhnlich vielschichtig empfand und der sich für mich dadurch durchaus aus der breiten Masse der Thriller heraushob, Ich habe vor einigen Jahren ein anderes Buch der Autorin gelesen, das mir auch gefallen hat. Aber irgendwie habe ich sie vom Radar verloren. Von ihr ist aber auch nicht viel auf Deutsch erschienen, auch dieses Buch ist vom Weltbildverlag. Mir hat es gut gefallen, einfach, weil es so anders war. Ich schwanke zwischen 8 und 9 Punkten.