Hakan Nesser - Das falsche Urteil

  • Titel im Original: Äterkomsten


    Kurzbeschreibung:


    An einem sonnigen Augustmorgen verlässt ein Doppelmörder das Gefängnis. An einem regnerischen Apriltag wird seine verstümmelte Leiche gefunden. Wo ist die Verbindung? Kommissar Van Veeteren sieht sich mit einer bizarren menschlichen Tragödie konfrontiert – und mit einem Fall, dessen Aufklärung weit in die Vergangenheit reicht.


    Meine Meinung:


    „Das falsche Urteil“ ist der dritte Teil der Van Veeteren-Serie.


    Ein Frauendoppelmörder wird aus dem Gefängnis entlassen, 8 Monate später findet die Polizei eine übel verweste Leiche. Mühsam gelingt es, die Leiche zumindest spekulativ als den ehemaligen Häftling zu identifizieren. Bei den weiteren Ermittlungen häufen sich die Indizien, daß der Mann eventuell unschuldig jahrzehntelang im Gefängnis saß, doch ansonsten tappen die Ermittler im Dunkeln. Bis Van Veeteren frisch operiert das Krankenbett verläßt und das Heft in die Hand nimmt…


    310 Seiten umfaßt dieser Kriminalroman aus der Feder des Bestseller-Autors Hakan Nesser, und auf ebendiesen 310 Seiten wird man bestens unterhalten. Wie es für die gesamte Van Veeteren-Reihe charakteristisch ist, gibt es eine komplexe Ausgangssituation, stupide Routinetätigkeiten während der Ermittlungen, das ein oder andere Wortgeplänkel und natürlich den unnachahmlichen Kommissar Van Veeteren, der schon mal zu unkonventionellen Mitteln greift.


    Mittels eingeflochtener Rückblenden bekommt der Leser nach und nach eine Ahnung davon, was sich wirklich rund um die beiden Frauenmorde und den abschließenden Mord an dem ehemaligen Häftling abgespielt hat. Kein atemraubender page turner, aber doch spannend und klug konstruiert, mit realistischen Dialogen und den wie gewohnt eingeflochtenen tiefsinnig-bodenständigen Zitaten von Reinhard.

  • Dieses Buch kann man anscheinend erst beim 2.Lesen richtig würdigen und genießen. Zumindest geht es mir so. Von diesem Krimi hatte ich gar nichts mehr in Erinnerung, und dieses Mal hat er mich sehr beeindruckt und auch berührt.


    Erstens hat mich der verstümmelte Tote und vor allem sein trauriges Leben und seine Chancenlosigkeit erschüttert, aber auch Van Veeterens Leidenschaft bei der Aufklärung und Lösung eines aussichtslosen Falles. Hier zeigt sich bisher seine menschlichste Seite. Die Schachpartien werden immer wichtiger, und auch seine weiteren Vorlieben werden immer ersichtlicher.
    Mit dem Urteil über die Person Van Veeterens sind sich die Fans uneinig, auch ich kann nicht eindeutig sagen, ob er uneingeschränkt sympathisch ist. Aber er ist interessant und hat trotz all seiner Ecken und Kanten eine sehr liebenswerte Seite. Leider sind außer Münster die anderen Ermittler sehr im Hintergrund geblieben, obwohl meinem Empfinden nach so viele wie noch nie mit einem Fall beschäftigt waren.
    Der Schluss des Buches hat mich tief beeindruckt.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde