Im Wald der Metropolen - Karl-Markus Gauß

  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
    Verlag: Paul Zsolnay


    Kurzbeschreibung:
    Karl-Markus Gauß erprobt sich mit seinem neuen Buch in verschiedenen Genres und erfindet dabei ein neues: "Im Wald der Metropolen" ist eine große Erzählung über eine Reise, die vom Burgund nach Transsilvanien, von der Kleinstadt in Thüringen auf die Insel in Griechenland führt, eine Reportage in dreizehn Stationen, die von den Straßen von Bukarest berichtet, im Niemandsland an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien haltmacht, den Geräuschen von Istanbul und der Stille auf einem Militärfriedhof in Italien nachspürt; es ist eine Kulturgeschichte von Europa, wie wir sie, so reich an Zusammenhängen und ungeahnten Verwandtschaften, bisher noch nicht gekannt haben.


    Über den Autor:
    Karl-Markus Gauß wurde 1954 in Salzburg geboren, wo er heute als Essayist, Kritiker und Herausgeber der Zeitschrift "Literatur und Kritik" lebt. Gauß erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.


    Mein Eindruck:
    Karl-Markus Gauß schreibt in diesem Buch über Reisen und Städte, mit vielen geschichtlichen und literarischen Bezügen und seinen eigenen, originellen Beobachtungen und Schlüssen. Das liegt in meinem Beuteschema, und doch ist mir vieles Fremd. Während mir in Wien Ingeborg Bachmanns Malina natürlich ein Begriff ist, sagen mir die Schriftsteller des vergangenen Jugoslawien nichts.


    Eindrucksvoll das Kapitel über die Roma in Siena. Gauß hat auch schon ein ganzes Buch zum Thema Lebensumstände der Roman geschrieben.


    In anderen Kapiteln vermag der Autor es hingegen nicht, mich für seine Beobachtungen zu interessieren. Manches kommt mir belanglos vor. Nicht immer scheint mir sein Urteil über die verschiedenen Menschen an unterschiedlichen Orten angemessen. Aber seine Subjektivität sei ihm zugestanden.


    Dann folgen wieder Details, die wichtig und erinnernswert sind, z.,B. als er in Griechenland Massaker durch die Faschisten erwähnt.


    Das Kapitel in Istanbul hat mir gefallen, leider war es sehr kurz.
    Gauß Reisegeschwindigkeit vermag zu verblüffen. Als hätte er etwas rastloses.
    Nicht selten habe ich die Lektüre daher unterbrochen, um selbst im Internet nach Gauß Reisezielen zu forschen, z.B. als er über die Kathedrale von Tours oder die Abtei Fontevrault schrieb. Napoleon machte aus der Abtei ein Zuchthaus, sogar Jean Genet musste hier einsitzen.
    Solche Details von Gauß sind mehr als interessant, da solche Informationen nicht einfach verfügbar sind. Wikipedia hat zum Beispiel nichts davon geschrieben. Gauß hingegen führt das weiter aus und schafft ein spannendes Kapitel über Genet, dem sch eins über Strindberg anschließt.
    Nach einem Kapitel über Arnstadt folgt eins über Sir Walter Scott und einem deutschen Autor, der unter dessen Namen auch veröffentlicht hat. Scott wiederum eignete sich diesen Stoff des Buches schließlich selbst an. Kurios!
    Mit seinem Brüssel-Besuch macht Gauß den leser dann mit den Schriftsteller Louise Paul Boon bekannt.
    Es gibt so viel zu entdecken in diesem Buch.


    Im Wald der Metropolen ist ein ungewöhnliches Buch, merkwürdig, aber bemerkenswert und geeignet, das man auch später noch mal einen Blick hineinwerfen kann.


    ASIN/ISBN: 3552059717