Walter Wüllenweber - Die Asozialen

  • Walter Wüllenweber - Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert



    Inhalt
    Wie Ober- und Unterschicht auf Kosten der Mittelschicht leben


    Die deutsche Gesellschaft befindet sich im Zustand der Auflösung. Am unteren Ende ist eine wachsende Unterschicht dabei, sich aus den bürgerlichen Wertvorstellungen zu verabschieden. Gleichzeitig zieht sich auch die Oberschicht in ihre Parallelwelt zurück. Das Erstaunliche ist: An den gegenüberliegenden Enden der Gesellschaft beobachten wir ähnliche, teils identische Entwicklungen:


    • Die Wert- und Moralvorstellungen von Ober- und Unterschicht entfernen sich immer weiter von denen der Mehrheitsgesellschaft.
    • Oberschicht und Unterschicht empfinden kaum noch einen Zusammenhang zwischen Leistung und Erfolg.
    • Tricksen wird mehr und mehr zur Lebensform. Die Reichen tricksen beim Finanzamt, die Armen beim Sozialamt.
    • Oben und Unten leben auf Kosten der Mittelschicht.


    Autor
    Walter Wüllenweber, geb. 1962, hat Politikwissenschaft in Heidelberg studiert und die Henri-Nannen-Journalistenschule absolviert. Seit 1995 ist er Autor beim stern. 2005 hat Walter Wüllenweber den Deutschen Sozialpreis bekommen und wurde 2007 Reporter des Jahres. Er war zwei Mal für den Henri-Nannen-Preis und drei Mal für den Egon-Erwin-Kisch Preis nominiert.


    Meine Meinung
    Dieses Buch habe ich fast in einem durchgelesen, da es mich doch interessiert und auch sehr fasziniert hat.


    Anfangs beschreibt Walter Wüllenweber sehr detailliert die jeweiligen - ich sag einfach mal - "Lebensformen" der benannten beiden Schichten. Er erläutert genau, was er jeweils als Ober - & Unterschicht definiert und das hebt sich von der "Allgemeinen" Bezeichnung doch ab. Es sind bei ihm nicht lediglich arm & reich, sondern eher zwei gesellschaftlich gewachsene Strukturen, die innerhalb der letzten ca. 30 Jahre entstanden und sich doch deutlich von der Gesellschaft der Nachkriegszeit und 60 ger, 70ger unterscheidet.


    Er zeigt auf, wie es dazu gekommen ist und wie es sich in der Zeit entwickelt hat.
    Vom Nachkriegswiederaufbau, über das "Wirtschaftswunder" bis hin zur heutigen Gesellschaft.
    Ebenso die veränderte Chancengleichheit, die sich rapide zurückentwickelt hat und sich eklatant von der der 60ger Jahre unterscheidet.


    Dinge, die damals annerkannt waren, unter Ebert aufkamen, da sie zur sozialen Marktwirtschaft beitrugen und in den letzten Jahren wieder abgeschafft wurden, so mit zu der heutigen negativen Situation führen konnten.


    Auch die Banken, bzw. deren Aufgaben, beschreibt er deutlich, vor allem die Unterschiede als die Banken noch geachtete Institutionen waren bis hin zu "steuerfressenden" Selbstkapitalverwaltungen.


    Am interessantesten mit ist die Erkenntnis, daß sich die sogenannten angeblich verschiedenen beiden Schichten - eben Ober und Unter - nicht so sehr unterscheiden, wie man denken mag, sondern sehr viel gemeinsam haben und beide gleichermaßen auf Kosten der Mittelschicht leben.


    Die Mittelschicht trägt beide Schichten, wird durch beide ausgeblutet und die Last auf deren Schultern wird dadurch immer stärker. Eine Fage der Zeit, bis sie unter der Last zusammenbricht, wenn nicht etwas geschicht, sich die Menschen dessen bewußt werden und den Prozeß aufhalten.


    Ok, ich könnte noch mehr schreiben, das würde dann aber doch hier den Rahmen sprengen.


    Etwas störend waren zum Ende hin einige Wiederholungen. Diese wären meiner Meinung nach nicht zwingend nötig gewesen, aber ich denke mal, sie sind der wissenschaftlichen Arbeit geschuldet. Da kommt es ja nicht selten vor, daß Punkte wiederholt aufgegriffen werden.
    Das tat dem Inhalt dann aber dann letztlich kaum einen Abbruch.



    Fazit
    Ein sehr lesenwertes Buch zu einem hochaktuellen politischen Thema, daß eine Entwicklung der deutschen Gesellschaft aufzeigt.
    Sehr verständlich geschrieben und mit Beispielen unterlegt.