Taschenbuch: 158 Seiten
Verlag: Goldmann
Aus dem Englischen von Michael Kubiak
Kurzbeschreibung:
Horatio Stubbs wächst im England der zwanziger und dreißiger Jahre auf. Die Langeweile der Kinder- und Halbwüchsigenjahre weiß er schon bald durch erste Abenteuer des Eros zu vertreiben. Und glücklicherweise begegnen ihm auf seinem Weg in den Ernst des Lebens immer wieder barmherzige Frauen, die den Lernbegierigen fachkundig in die Freuden der Liebe einzuweihen. Kein Wunder also, dass er die besten Aussichten hat, zu einer Zierde englischer Männlichkeit heranzureifen…
Über den Autor:
Brian W. Aldiss, Jahrgang 1925, lebt heute in Oxford. Er ist einer der bedeutendsten Autoren der Science Fiction und bildet zusammen mit J. G. Ballard und Michael Moorcock das Dreigestirn der »New Wave« der 1960er Jahre. Berühmt wurden sein am ›nouveau roman‹ orientiertes Werk Report on Probability A und das psychedelische Barfuß im Kopf (1988 in der Edition Phantasia erschienen), die als Schlüsselromane der ›neuen‹ Science Fiction gelten.
Aldiss ist mehrfach preisgekrönt: Hugo, Nebula, John W.Campell-Award
Sein Stil ist oft experimentell, düster, präzise, manchmal sehr englisch, mit einer Prise Humor, voller Ideen, zeitlos, großartig.
Mit Der Milliarden Jahre Traum hat er ein umfassendes Standardwerk über die Science Fiction und fantastische Literatur geschrieben.
Er hat auch ein großes Kurzgeschichtenwerk vorgelegt,
Eine Kurzgeschichte von ihm wurde verfilmt als A.I. von Stephen Spielberg.
Zuletzt auf Deutsch erschienen: Terror von 2009.
Im Dezember 2013 erschien sein Roman Comfort Zone.
Über den Übersetzer:
Michael Kubiak wurde 1948 in Herne geboren. Er arbeitet als Lektor, Übersetzer und Autor.
Mein Eindruck:
Science Fiction Autor Brian W. Aldiss hat auch eine Reihe Mainstream- also Nicht-Science Fiction-Romane geschrieben. Dazu gehört die Horatio Stubbs-Saga, von denen dieser Roman von 1970 der erste Teil ist. Die Reihe ist stark autobiographisch beeinflusst, auch wenn Horatio 2 Jahre früher als Brian Aldiss geboren ist.
Der Schwerpunkt der Reihe liegt aufs leicht schlüpfrige. Das ist nicht ungewöhnlich für diesen Autor, der das Thema Sexualität sehr oft in seinen Romanen auf anspruchsvolle Art verarbeitet hat, meist mit den gesellschaftlichen und politischen Verknüpfungen dazu.
Bei Horatio ist es aber mehr das private. Ironie und Humor dominieren.
Horatio ist 17 Jahre alt, Sohn einer britischen Familie. Es ist ungefähr 1939. Sein älterer Bruder Nelson ist bereits zur Armee gegangen.
Es gibt auch viele Rückblicke.
Der Roman wird von Horatio erzählt, wenn auch aus zeitlicher Distanz.
Seine sexuellen Nöte als jugendlicher stehen stark im Vordergrund. Ausführlich erzählt er von seinen diversen Aktivitäten in dieser Richtung, mit sich selbst, mit den Schulfreundinnen und sogar den Schulkameraden, und das in verschiedenen Ausprägungen, je nachdem es die Mittelschichtmoral zulässt. Mit dem schönen Hausmädchen kann er weiter gehen als mit den Schulfreundinnen, die zwar neugierig aber in anderer Hinsicht unerreichbar sind.
Eine ernste Beziehung wird die zur attraktiven, wenn auch älteren Krankenschwester Virginia. Es wird dann aber schwierig in den Zeiten der beginnenden Kriegswirren, die LIebesbeziehungen auf Dauer fortzusetzen.
Die Konzentration auf das eine Thema begrenzt den Roman natürlich auch.
Dennoch entsteht nebenbei auch ein Portrait der leicht gehobenen britischen Mittelschicht. Ansonsten wäre der Roman auch wenig interessant.
In mancher Hinsicht darf man Schule der Leidenschaft durchaus als Kritik der gesellschaftlichen Sexualmoral verstehen.