Das Haus am Hyde Park - Originaltitel: The House of Memories
Verlag: Goldmann Verlag (16. Dezember 2013)
zum Inhalt:
Ella O’Hanlon muss einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Während sie mit ihrem Mann Aidan Zeit zu zweit verbringt, stürzt ihr zweijähriger Sohn Felix tödlich. Ellas Halbschwester Jess konnte das Unglück nicht verhindern. Das Verhältnis der Schwestern zerbricht an dieser Last. Auch Aidan kann nichts tun, um Ellas Schmerz zu lindern. Sie zieht sich komplett zurück und verlässt ihn, um mit kurzzeitigen Jobs durch Australien zu ziehen. Erst ihr Onkel Lucas kann sie dazu bringen, zu ihm nach London zu kommen. Sie soll ihm in seiner Villa im Haushalt helfen, einen Dieb zu entlarven.
zur Autorin: (Quelle Random House)
Monica McInerney ist mit ihren sechs Geschwistern in Clare Valley in Australien aufgewachsen. Ihre Romane stehen sowohl dort als auch in ihrer neuen Heimat Irland immer wieder auf den Bestsellerlisten. Für »Die Töchter der Familie Faraday« wurde ihr in Australien die Auszeichnung »General Fiction Book of the Year« verliehen, und auch für »Die Frauen von Clare Valley« und »Das Haus am Hyde Park« war sie wieder nominiert. Zurzeit lebt sie mit ihrem Mann in Dublin.
meine Meinung:
Monica McInerney präsentiert wieder einmal eine komplexe Familiengeschichte, die ihre Wurzeln in Australien hat. Die Patchworkfamilie bietet durch die unterschiedlichen Charaktere großes Potential für Spannungen. Als Ellas Mutter zum zweiten Mal heiratet, vergrößert sich die Familie um Stiefbruder Charlie, der im gleichen Alter von Ella ist. Die beiden stehen sich oft bei, vor allem als ihre jüngere Schwester Jess geboren wird und die älteren eifersüchtig reagieren. Die Handlungen sind nachvollziehbar beschrieben, bedienen aber auch eine Vielzahl an Klischees. Die Geschichte verliert hier ihre Besonderheit.
Ganz anders ist hingegen der Strang um Lucas Fox, dem eigensinnigen Professor, der in seinem Haus Nachhilfe im großen Stil organisiert. Bei ihm leben immer einige Studenten, die ihre Miete in Form von Nachhilfe abarbeiten. Das soziale Engagement macht die Figur sofort sympathisch. Auch die Schilderungen Ellas aus ihrer Kindheit vermitteln ein warmes Ambiente. In Verbindung mit ihrer Verzweiflung, Wut, Trauer und Ohnmacht um den Tod ihres Sohnes wirkt Lucas wie ein Fels in der Brandung. Geschickt zieht er die Fäden in der Familie und gibt Ella eine Sichtweise auf ihr eigenes Verhalten. Behutsam führt er ihr vor Augen, dass nur das Verzeihen ihre Flucht beenden kann.
Den Vergleich zu den vorherigen Romanen muss dieser nicht scheuen. Die Figuren werden ausreichend tief gezeichnet und lassen Wendungen zu. Ihr Handeln wirkt authentisch und ihre Gefühlswelt nachvollziehbar. Immer gibt es eine Figur, in der sich der Leser wiederfindet und von Seite zu Seite mitfiebert. Das muss nicht immer die Protagonistin sein. In diesem Fall empfand ich Charlie als bodenständigen Menschen, dem das Leben nicht alles in den Schoß geworfen hat, am faszinierendsten. Wer sich mit einer Familiengeschichte berieseln und von ihr eingenommen werden möchte, kann hier zugreifen. (7 Punkte)