Hayley Kelsey: The Fisher King

  • Hayley Kelsey: The Fisher King
    Kindle Edition, 1034 KB (30. März 2014)
    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 485 Seiten
    ASIN: B00JD21AIW. 2,99€


    Kurztext
    What does it mean to your identity to do your job so well that you put yourself out of work?
    How do you regulate a commons in a free market economy?
    Who owns the sea--the public or the watermen who work it and know it best?
    What connotes possession--paying taxes or sweat equity?
    How do you provide for the next generation while simultaneously leaving an inheritance to it?
    These are some of the questions posed in the novel about the complex dilemma of overfishing. Patriarch “King” Kingsley has continued a time-honored tradition, but by doing his job too well he and other watermen have emptied the bay and destroyed their livelihoods. Control over the last great natural resource--the untamed ocean--is the fiercely contested prize that pits three brothers, their Chesapeake Bay waterman father, and a tradition of overfishing against each other. During one summer’s devastating drought, tensions escalate until everyone squares off in the legislature--brother against brother, and father against son--as the fate of the fragile watershed, family, and island community hangs in the balance.


    Die Autorin über sich:
    An avid reader from the beginning... My mother claims (perhaps apocryphally) that, impatient for stories, I taught myself to read by age five by memorizing children's books and then tracing letters by sounding out the words. That impatience has propelled me to earn an MFA in creative writing and to write literary fiction.
    I grew up in the DC suburbs and have lived in the Midwest, Deep South, and West Coast as a teacher, editor, screenwriter, and reporter. Author of THE FISHER KINGS, a novel, and BABY OF THE FAMILY, stories, both award-winners. THE SPOILS OF PROPERTY, a novel, is forthcoming in 2014.
    My writing seeks to reflect, in style and subject, the everyday reality that inspires it. I'm drawn to fiction that depends largely on character-driven plot instead of relying on voice or style to carry it. I prefer a workmanlike prose style that, by virtue of its realism, concreteness, and absence of an intervening consciousness, virtually disappears before the reader's eyes, enabling him to transcend the experience of reading to directly experience the story instead. My goal in writing fiction that is squarely in the realist mode is to create a narrative that is intentionally unobtrusive so as not to draw attention to itself and interfere with the reader's close experience of the story as, in John Gardner's words, a "vivid and continuous dream." Quelle: goodreads.com


    Inhalt
    Das Insolvenzverfahren vor Gericht wird der private und geschäftliche Tiefpunkt für Gail und ihren Mann Sonny sein. Beide hatten als selbstständige Küstenfischer in der Chesapeake Bay gearbeitet. Als die Erlöse konstant geringer als die Betriebskosten blieben, mussten sie Haus, Boot, Krankenversicherung und Altersvorsorge aufgeben. Doch Gail ist zuversichtlich, dass sie beide durch die auf die Insolvenz folgende Berufsberatung und Umschulung eine zweite Chance bekommen werden. Sonny lässt unter Einfluss seines Vaters den Gerichtstermin platzen. Er hat sich überreden lassen, mit Gail wieder zu seinen Eltern zu ziehen und für seinen Vater zu arbeiten in der unrealistischen Hoffnung, ihre Schulden doch noch zurückzahlen zu können. Im Rückblick der Icherzählerin werden die Familiengeschichten der beiden Partner deutlich. Gails Großvater mütterlicherseits war ein klug wirtschaftender Farmer der alten Schule. Gails Mutter zieht sich schmollend von Mann und Kindern zurück, als ihr Mann sich in den Kopf setzt, die Farm seines Schwiegervaters zu bearbeiten. Der Vater schuftet lebenslang vergeblich um die Anerkennung des Altbauern, ein Gespräch mit dem Großvater darüber, wie die Farm weitergeführt werden könnte, findet nie statt. Gail erlebt den Großvater als den, der Befehle ausgibt, die ihr Vater auszuführen oder weiterzugeben hat. In der Pubertät ringt sie um die Anerkennung von Vater und Großvater, indem sie wie sie 14-Stunden-Arbeitstage leistet. Gail will beweisen, dass sie ihren Vater durch die Arbeit an sich binden kann und fühlt sich ihrer Mutter überlegen. Doch sie muss einsehen, dass Frauen in den patriarchalischen Verhältnissen auf dem Land auch dann nicht wahrgenommen werden, wenn sie die Arbeitsleistung eines Mannes bringen. Eine Chance, zuerst außerhalb des eigenen Betriebs Berufserfahrung zu sammeln und dann ein modernes Konzept für die Fortführung der Farm zu entwickeln, gibt es für Gail und ihren Bruder nicht.


    Durch ihre frühe Heirat mit Sonny wiederholen sich die Gail vertrauten Strukturen: sie gerät wieder unter die Fuchtel eines starrsinnigen Patriarchen. Wie Gails Vater glaubt auch der alte Kingsley, dass man nur hart genug körperlich arbeiten muss, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der Strukturwandel in der Fischerei, die Überfischung und Überdüngung der Meere sind offenbar völlig an ihm vorbeigegangen. Gail, die noch immer keine Berufsausbildung hat, setzt auf ihre bereits in der eigenen Familie gescheiterte Strategie, sich durch harte Arbeit Anerkennung zu erkämpfen. In der Männer-Welt der Muschel- und Krabbenfischer, in der es für eine an Bord eines Fischkutters arbeitende Frau noch nicht einmal eine Bezeichnung gibt, wird die Leistung von Frauen traditionell ignoriert. Als Gail endlich erkennt, dass Sonny lebenslang das Söhnchen bleiben und nicht in der Lage sein wird, den väterlichen Betrieb einmal weiterzuführen, sitzt sie längst in der Falle. Gelähmt durch Sonnys Phlegma und die Unreife beider Partner ist sie nicht in der Lage, ein für ihre Beziehung passendes Rollenmodell auch nur zu denken. Der in fast 20 Jahren Ehe aus diversen Gründen unerfüllte Kinderwunsch des Paares wirkt angesichts der Unfähigkeit beider Partner zur Reflektion der eigenen Eltern-Kind-Beziehung und der finanziellen Abhängigkeit von den Schwiegereltern mehr als unrealistisch.


    Fazit
    Hayley Kelsey baut ihr Szenario einer gefährdeten Liebe vor der wirtschaftlichen und ökologischen Krise der Fischerei an der Ostküste der USA mit ausgezeichnet recherchierten Details auf. Die Verknüpfung der Krisen in der Landwirtschaft und der Fischerei mit Gails erwachendem Bewusstsein für die Ursache ihrer Kinderlosigkeit hat mich für Kelseys Indie-Text interessiert. Zwischen dem drohenden Zusammenbruch der Wirtschaftsweise der Väter-Generation und der Notwendigkeit für Gail endlich aus ihrem Mutter-und-Kind-Spiel mit Sonny herauszuwachsen, entwickelt sich ein spannender Wettlauf. Kelseys Icherzählerin Gail, die nicht wahrhaben will, wie sie selbst das im Scheitern begriffene patriarchalische System stützt, unter dem sie leidet, hat mich bis zur Hälfte des Buches gefesselt, wenn auch Gail m. A. nach ermüdend lange benötigte, um Zusammenhänge zu erkennen, die sich bereits in den ersten Kapiteln ankündigen. Formal wirkt die erzählte Geschichte noch unfertig. Eine drastische Kürzung und Konzentration auf die Planung des Plots hätte aus dem Text einen Roman machen können. Die Rückblenden bremsen den Handlungsverlauf zu stark, der zeitliche Ablauf der Ereignisse wirkt verwirrend; denn die Kinderwunschbehandlung erfolgt schon vor der Diagnose der Ursachen. Kelsey lässt sich vom Erzählen forttragen und variiert dabei immer wieder bereits bekannte Szenen. Anders als beim mündlichen Erzählen der eigenen Lebenserinnerungen muss ein Roman sich nicht in Wiederholungen verlieren, er kann Ereignisse verdichten, neue Sichtweisen anregen, die Leser eigene Schlüsse ziehen lassen. Durch die Wahl Gails als Icherzählerin bleibt in diesem Text die Sicht auf deren Gegenspieler im Konflikt einseitig. Gail lebt beim Erzählen hauptsächlich ihre jahrelange Enttäuschung aus, von ihr können die Leser keine facettenreiche Darstellung der anderen Personen erwarten.


    So bleibt ein gelungener wirtschaftlicher und sozialer Hintergrund und eine für mich in ihrer Unreife und Verantwortungslosigkeit absolut enttäuschende Hauptfigur in Erinnerung.


    6 von 10 Punkten