Der abergläubische Mörder
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Ich fand das Konzept ja spannend: es sollte in diesem Krimi vordergründig um Aberglauben und Symbole gehen. Und um die Stadt Wien natürlich. In meinen Augen ist das Konzept nicht ganz aufgegangen.
Zuerst einmal: das Buch hat gottlob keinerlei Ähnlichkeit mit dem Stil von Dan Brown, den ich einfach nur furchtbar finde! Beate Maxian schreibt erfreulich ungekünstelt, und hat einen sehr weiblichen Stil. Es geht vordergründig um die Figuren, ihr Verhältnis zueinander, um Rangeleien im Alltag. Und eben um einen Kriminalfall.
Das Buch hat mich vor allem deshalb nicht ganz überzeugen können, weil für mich der Erzählfluss immer wieder gestört wurde. Sicher, es sollte um Aberglauben, um Mystik und Symbole gehen. Immerhin ist die Heldin Sarah Pauli Journalistin, und schreibt eine dementsprechende Kolumne! Aber die Art und Weise, wie viele Informationen in den Text eingearbeitet wurden, fand ich doch manchmal umständlich. Erzählende Passagen wechselten sich ab mit zähen, faktenreichen Erläuterungen. Das war mir oft zu gekünstelt, und vor allem zu lang.
Auch der Spannungsbogen des Buches war in meinen Augen nicht ganz rund. Zum Ende hin wird es zwar wirklich rasant, aber es wird doch arg gerafft, und so manches Detail habe ich auch nicht wirklich verstanden. Ein eiskalter Auftragskiller - und dem kann die Journalistin mal eben so durch einen Schlag auf den Kopf entkommen? Mit Pumps und Handtasche? Na ja... Das wird vermutlich vom einzelnen Leser abhängen, wie er das bewertet. Sehr merkwürdig auch, dass im ganzen Buch die Polizei nur am Rande vorkommt. Das war für mich gewöhnungsbedürftig...
Das Buch hatte aber auch gute Seiten, keine Frage! Wirklich nett fand ich die Figur der Sarah Pauli "an sich". Sie wird in ihrer Redaktion als die "Hexe vom Dienst" bezeichnet. Und sie hat auch noch eine schwarze Katze! Wirklich ein netter Einfall. Mich hat auch interessiert, wie es in einer Redaktion so zugeht, wer wann über was berichten darf.
Viele Figuren waren mit glaubwürdigen und augenzwinkernden Details erdacht worden. Sehr gut gefallen hat mir z.B. der abergläubische Mörder, der Rumäne. Einerseits eiskalter Killer, andererseits fürchtet er sich vor dem "bösen Blick"... Er war für mich die Würze des Buches. Gut gezeichnet auch der alte General, der immer noch seine Beziehungen hat.
Unerwartet waren für mich manche Einblicke in die österreichische Mentalität. Ganz offensichtlich trauert das Land noch seiner einstigen Bedeutung als k.u.k.-Monarchie hinterher. Und Deutsche werden als "Marmeladinger" bezeichnet... herrlich!
Ich beende die Lektüre letztlich mit einer mittleren Bewertung. Dass das Buch Teil einer Reihe ist, hat man erfreulicherweise nicht gemerkt, es ließ sich relativ flüssig lesen. Als Gesellschaftsporträt, als Story über Sarah Pauli - OK. Als Krimi - noch ausbaufähig.