Silke Porath: Hermingunde ermittelt in Balingen – 30 Rätselkrimis, Meßkirch 2014, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-1585-2, Softcover, 188 Seiten, Format: 19,8 x 12 x 1,4 cm, Buch: EUR 6,99 (D), EUR 7,20 (A), Kindle Edition: EUR 5,99.
Krimifreunde, die gerne bei den Fällen mitraten, können sich in diesem Band so richtig austoben: Hier gibt es 30 Kurzkrimis, die sich über jeweils rund 5 Seiten erstrecken und für den Leser kleine versteckte Hinweise bereithalten. Die Auflösung findet man mit kurzer Erläuterung jeweils am Schluss des jeweiligen Kriminalfalls. Da kann man dann schwarz auf weiß sehen, ob man genauso schlau ist wie die ermittelnden Beamten.
Die Polizisten sind in allen 30 Geschichten dieselben: Kriminalkommissarin Hermingunde „Gundi“ Klythemnestra von Tollern-Achteck, 40, ist ein echte Baroness und wohnt im schwäbischen Balingen. Dass sie auf großem Fuß lebt, kann man ihr nur nachsagen, weil sie Schuhgröße 43 trägt. Es ärgert sie, dass ihr fast nur Herrenschuhe passen, doch ansonsten legt sie nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten. Jeans, T-Shirt, Turnschuhe und eine praktische Pferdeschwanzfrisur mit selbst gestutztem Pony, das ihr Stil. Liiert ist sie mit dem Tierarzt Thomas Sauerberg, ihre Kriminalfälle löst sie zusammen Polizeihauptmeister Häberle.
In das Ressort der beiden Beamten fallen Körperverletzung und Mord, Diebstahl und Versicherungsbetrug, Sachbeschädigung und „Bankraub“, aber sie müssen sich auch um eine verhunzte Tätowierung kümmern, um verschwundene Post und ein entführtes Kaninchen. Und weil die Kommissarin gelegentlich Informationsveranstaltungen in Kitas und Schulen abhält, ermittelt sie auch schon mal gegen Käsebrot-Diebe und Stinkbombenleger.
Humor und Unterhaltung kommen nicht zu kurz, doch davon sollte man sich nicht ablenken lassen. Man muss schon gut aufpassen und auf die kleinsten Details achten, wenn man Kommissarin Gundi das Wasser reichen will. Alles kann wichtig sein: Gesagtes und Ungesagtes, Größe und Statur der Verdächtigen, Augen, Hände, Haare, Schuhe, Speisen und Getränke …
Manchmal springt einen die Lösung geradezu an, bei anderen Fällen ist man total vernagelt und übersieht den Hinweis im Text auch noch beim dritten Lesen. Aber wenn es zu leicht wäre, wäre es ja langweilig. Eine gewisse Herausforderung muss schon sein.
Beim 26. Fall – die Sache mit dem Stinkbombenleger – scheint etwas nicht zu stimmen. Da sagt die Auflösung etwas anderes als die Kommissarin in der Geschichte. Doch allem Anschein nach hat die Kommissarin recht. Vielleicht ist es ein Test, ob wir auch alle aufmerksam mitdenken.
Für die Rätselkrimis selbst ist nicht von zentraler Bedeutung, an welchem Ort sie spielen. Natürlich hat der Spaß für LeserInnen aus Balingen noch eine zusätzliche Dimension, weil sie die Schauplätze der Verbrechen kennen: die Lokale und das Kino, Museum, Kirche, die Straßennahmen, Geschäfte, Schulen, die Eisbahn, die Stadthalle … Liegt die fiktive Leiche vor der eigenen Haustür, wirkt die Geschichte immer gleich viel plastischer und realer.
Wer auf die Location keinen speziellen Wert legt und nur Rätselkrimi-Fälle lösen will, der findet im Gmeiner-Verlag noch eine Anzahl weiterer Bände der Reihe. Die spielen dann anderen Gegenden Deutschlands und wurden von anderen Autoren verfasst. Baroness Hermingunde und Polizeihauptmeister Häberle gibt’s freilich nur hier.
Die Autorin
Silke Porath ist in Balingen aufgewachsen. Nach dem Abitur volontierte sie bei einer großen Tageszeitung und arbeitete als Redakteurin in schwäbischen Redaktionen. Von dort aus wechselte sie in die PR-Branche und lebte lange Jahre in Stuttgart. Nach der Geburt ihrer Tochter begann sie zu schreiben. Seitdem sind zahlreiche Romane und Sachbücher von ihr erschienen. Die Mutter dreier Kinder lebt mit ihrem Mann heute wieder in ihrer Heimatstadt. Sie ist Mitglied der 42erAutoren und gibt als freie Schreibtrainerin Literaturkurse für Erwachsene und Kinder.