Susanne Gaschke - Volles Risiko. Was es bedeutet, in die Politik zu gehen

  • Titel: Volles Risiko. Was es bedeutet, in die Politik zu gehen
    Autorin: Susanne Gaschke
    Verlag: DVA
    Erschienen: September 2014
    Seitenzahl: 256
    ISBN-10: 342104659X
    ISBN-13: 978-3421046598
    Preis: 19.99 EUR


    Müsste man der Naivität einen bürgerlichen Namen gehen, so könnte der nur „Susanne Gaschke“ lauten. Die ZEIT-Journalistin wurde bei ihrem Sprung in das Haifischbecken ein Opfer von intrigengeübten Parteigenossen.


    Über ihre Erfahrungen als Oberbürgermeisterin der Stadt Kiel hat sie ein sehr interessantes Buch geschrieben. Ein Buch über das Scheitern – aber auch ein Buch darüber, das man trotz vermeintlichen Scheiterns hocherhobenen Hauptes sich wieder aus der Politik verabschieden kann.


    Susanne Gaschke ist Opfer der innerparteilichen Kumpanei von Stegner und Albig geworden. Der eine Landesvorsitzender der SPD in Kiel, der andere Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein und Amtsvorgänger von Susanne Gaschke. Ich persönlich traue diese beiden Figuren jede Schweinerei zu. Denn es sollte nicht vergessen werden, dass Susanne Gaschke nur das ausgeführt hat – was von Albig eingefädelt wurde. Das wurde auch von der Kommunalaufsicht und vom Landgericht Kiel festgestellt. Aber da war sie schon zurückgetreten.


    In diesem Buch beschreibt sie aber auch auf welche Schwierigkeiten man trifft wenn man von Null auf Hundert eine Verwaltung leiten muss. Sie beschreibt die Belastungen eines Wahlkampfes. Und sie macht deutlich, dass es echte Freundschaften in einer politischen Partei nicht gibt. Es gibt zeitlich befristete Verbrüderungen, es gibt Bündnisse auf Zeit – alles immer ausgerichtet nach den eigenen egoistischen Interessen. Und dann hat man natürlich als ein Mensch der unerfahren in diesem politischen Ränkespiel ist, der eigentlich nur guten Willens ist – absolut keine Chance.


    Susanne Gaschke hat aber auch ein notwendiges Buch geschrieben. Ist es doch wichtig, dass man den Wählerinnen und Wähler zeigt, wie die gewählten Vertreterinnen und Vertreter dort die „Interessen der Menschen“ vertreten – dabei vertreten sie fast ausschließlich ihre eigenen Interessen. Man verliert den Respekt vor unseren „Volksvertretern“.


    Natürlich hat Susanne Gaschke naiv und falsch gehandelt. Aber es war ein Fehler, der aufgrund der „Vorarbeiten“ ihres Vorgängers entstanden ist. Sie hätte vielleicht mehr kämpfen müssen – sie hätte genauso dreckig handeln müssen wie Stegner und Albig. Allerdings hätte man sich als Leser auch ein klein wenig mehr Selbstkritik gewünscht – denn die kommt etwas zu kurz. Und das Buch hätte dadurch unter Garantie noch glaubwürdiger gewirkt.


    Aber noch eine Randbemerkung zum Schluss, die so wunderbar den miesen Charakter dieses Ralf Stegners zeigt: Da entblödet sich dieser Mensch doch nicht, das Buch von Susanne Gaschke am 23. September 2014 in der FAZ zu rezensieren. Eine mehr als peinliche, eine sehr perfide Nummer. Ein widerliches Pamphlet der stegnerischen Selbstgerechtigkeit. Und was dieser Albig für eine Nummer ist, das hat man gerade wieder bei seiner zurückgetretenen Bildungsministerin Wende gemerkt.


    Eine lesenswertes Buch, ein Buch über „gelebte“ Demokratie, ein Buch das deutlich macht warum so viele Menschen „politikverdrossen“ sind. Guter Wille ist zu wenig in der Politik – man muss auch dreckig agieren können – und das konnte Susanne Gaschke offenbar nicht. 8 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für die Rezension. Der "Fall" Gaschke hat tatsächlich einige Fragen aufgeworfen, die für die Bürger der Landeshauptstadt nicht beantwortet wurden. Ob ihr Buch nun Stellung nimmt, bezweifle ich. Allerdings hätte sich auch Ralf Stegner seine stillose Abrechnung in der FAZ sparen können, denn sie wirft kein gutes Licht auf die Nord-SPD.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Danke für die Rezension. Der "Fall" Gaschke hat tatsächlich einige Fragen aufgeworfen, die für die Bürger der Landeshauptstadt nicht beantwortet wurden. Ob ihr Buch nun Stellung nimmt, bezweifle ich. Allerdings hätte sich auch Ralf Stegner seine stillose Abrechnung in der FAZ sparen können, denn sie wirft kein gutes Licht auf die Nord-SPD.


    Deine Meinung zu diesem Buch würde mich brennend interessieren.
    Susanne Gaschke hat sicher auch Fehler gemacht, aber welcher Mensch macht die nicht. Aber was schreibt wirft eben auch ein bezeichnendes Licht auf unsere "Vierte Gewalt" und auf die von dieser oftmals inszenierten Hexenjagden.


    Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg (die lt. Staatsvertrag zuständig ist) hat übrigens keinerlei Hinweise auf ein strafbares Handeln von Susanne Gaschke feststellen können. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat teilweise offenbar sogar rechtswidrig gehandelt. Durchsuchungsanträge der StA Kiel bezüglich der dienstlichen und privaten Räumlichkeiten wurden vom Amtsgericht und vom Landgericht jeweils abgelehnt - die Gerichte sahen nicht einmal den von der StA behaupteten Anfangsverdacht.


    Von diesen Figuren Albig, Stegner und Breiter wurde ich nicht einmal etwas geschenkt annehmen, kaufen würde ich von denen eh nichts. Sehr obskure Personen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.