Ich bin so frei - Hildegard Hamm-Brücher und Sandra Maischberger

  • Ich bin so frei - Hildegard Hamm-Brücher im Gespräch mit Sandra Maischberger


    Verlag: Ullstein


    ISBN: 3548366813


    Erscheinungsjahr: 2004


    Seitenzahl: 252


    Über die Autorinnen:
    Die promovierte Chemikerin Hildegard Hamm-Brücher wurde 1921 in Essen geboren. In der Nachkriegszeit arbeitete sie als Redakteurin bei der Münchner Neuen Zeitung.
    Als Mitglied der FDP übte sie verschiedene Tätigkeiten aus, so als Stadträtin, Landtagsabgeordnete, Staatssekretärin und Staatsministerin.
    Im Jahr 1994 erfolgte ihre Kandidatur zur Bundespräsidentin. Ein Austritt aus der FDP erfolgte nach umstrittenen Äußerungen von Jürgen Möllemann im Jahr 2002.


    Sandra Maischberger, geboren 1966, startete ihre Karriere nach einem Studium der Kommunikationswissenschaften beim Bayrischen Rundfunk. Es folgten verschiedene Stationen in Rundfunk und TV. Heute leitet sie ihre eigene Talkshow Menschen bei Maischberger.


    Über den Inhalt:
    Hildegard Hamm-Brücher war 54 Jahre Mitglied in der FDP, bevor es im Jahr 2002 zum Bruch mit "ihrer" Partei kommt.
    Im Jahr 2003 stellt sich die Politikerin den Fragen junger Menschen unter der Gesprächsführung von Sandra Maischberger.
    Die angesprochenen Themen reichen über Politik und die Zukunft der FDP weit hinaus und gewähren Einblicke in das private Leben der liberalen Politikerin.


    Meine Meinung:
    Seit Erscheinen der Gespräche der Grande Dame der Liberalen und Sandra Maischberger sind über zehn Jahre vergangen.
    Zehn Jahre in denen viel passiert und die Zukunft der Liberalen ungewiss geworden ist und es sich lohnt, einen Blick in die Vergangenheit zu wagen.
    "Ich bin so frei" gibt nach einem Vorwort von Hildegard Hamm-Brücher in vier Gesprächsrunden einen umfassenden Einblick in die politische Tätigkeit
    einer Ausnahmepersönlichkeit. Am Ende des Buches werden Briefe veröffentlicht, die den Rücktritt der Politikerin erklären.
    Recht offen antwortet Hildegard Hamm-Brücher auf die Fragen ihrer jungen Gesprächspartner und hält sich mit ihrer Meinung zu innerparteilichen Querelen
    nicht zurück. Insbesondere ihr angespanntes Verhältnis zu Jürgen Möllemann, dessen Kritik an Israel weit über das übliche Maß hinausgeht und
    in ihren Augen rufschädigend für die Partei ist, wird am Ende ausschlaggebend für ihren Rücktritt sein.
    Daneben gibt Hildegard Hamm-Brücher Einblicke in den Verlauf ihrer Kandidatur zur Bundespräsidentin. Warum ihre Chancen auf das höchste Amt im Staat
    zwar gering, aber nicht aussichtslos sind und welchen Beitrag Klaus Kinkel am Scheitern mitzuverantworten hat, klingt wie eine Abrechnung.
    Insgesamt lesen sich diese Gespräche, immer dann wenn es um innerparteiliche Meinungsverschiedenheiten geht, wie eine nachtragende Bilanz.
    Die Kritik richtet sich nicht nur gegen Möllemanns Israel-Äußerungen,
    sondern geht mit auch mit dem damaligen Parteivorsitzenden Guido Westerwelle hart ins Gericht, der sich nach Auffassung von Hamm-Brücher mit seinem Containerbesuch und dem Guidomobil lächerlich macht.


    Sieht man von der recht persönlichen und enttäuschten Bilanzierung der Grande Dame ab, dann lohnt sich ein Blick in dieses Buch deshalb,
    weil Hildegard Hamm-Brücher einen schweren Lebensweg nach dem frühen Tod iher Eltern hinter sich bringt und zudem das Glück hat, durch ihren Professor als Halbarierin vor einer Internierung geschützt zu werden.
    Diese Lebenserfahrungen prägen die Politikerin so stark, dass ihr Einsatz für Demokratie über den Parteiaustritt hinaus unausweichlich ist.
    Besonders ihre Vorstellungen vom Willenbildungsprozess in einer Demokratie gewähren völlig neue Einsichten, die über die üblichen Informationen zur Politik hinausgehen.
    Abgerundet werden die Gespräche mit Fragen zur ganz persönlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Politikerin sowie einigen Fotos der Gesprächsrunde im Mittelteil des Buches.


    "Ich bin so frei" erzählt in vier aufschlussreichen und lesenswerten Gesprächsrunden vom Lebensweg, dem Aufstieg und der Karriere Hildgard Hamm-Brüchers, die in 54 Jahren Parteizugehörigkeit an der Entwicklung der FDP maßgeblich beteiligt ist und erklärt, warum ein Austritt aus der liberalen Partei am Ende notwendig ist.

  • Eine sehr interessante Buchvorstellung. Herzlichen Dank dafür.


    Hildegard Hamm-Brücher hat auch eine sehr lesenswerte Autobiographie geschrieben:
    FREIHEIT IST MEHR ALS EIN WORT

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.